Krieg der Drachen - Roman
gefoltert hatte, deutete auf magische Kräfte hin, deren Existenz Owen sich niemals hatte vorstellen können.
»Ich werde Eure Hilfe brauchen, um zu entkommen, Quarante-neuf. «
»Ich weiß nicht, was ich tun kann.«
»Ich werde Nahrung und Kleidung benötigen. Und ich brauche Nägel. Vier Nägel. Nein, sechs. Vielleicht sogar ein Dutzend. Eisennägel.« Mühsam drehte er sich, um Quarante-neuf anzuschauen. »Könnt Ihr mir das beschaffen?«
Der Pasmorte überlegte kurz, dann nickte er. »Der Laureat hat mich mit dem Zwang belegt, für Eure Sicherheit Sorge zu tragen.«
»Wie könnt Ihr dann dastehen und zusehen, wenn er mich foltert?«
»Ich stehe auch unter dem Zwang, ihm keinen Schaden zuzufügen. « Quarante-neuf schüttelte den Kopf. »Es heißt nicht, dass ich ihn nicht hassen kann. Ich kann ihm nur keinen Schaden zufügen.«
Owen nickte. »Indem Ihr diese Dinge für mich sammelt, sorgt Ihr für meine Sicherheit. Indem Ihr mich aus du Malphias’ Umgebung entfernt, beschützt Ihr ihn.«
»Danke, Sire.« Der Pasmorte lächelte. »Es wird mir Vergnügen bereiten, Euch beiden zu dienen.«
Quarante-neuf stand zu seinem Wort. Er sammelte alles, worum Owen gebeten hatte, und versteckte es in der Festung. Wo er es versteckt hatte, teilte er Owen nicht mit, damit der es nicht unter der Folter ausplappern konnte.
Mit der Zeit benötigte Owen weitere Vorräte, und er achtete darauf, seine Bitten sorgfältig zu formulieren. Sie alle begannen mit: »Ich würde mich viel sicherer fühlen, wenn …« Sobald Quarante-neuf ihm Vollzug meldete, bedankte er sich mit: »Jetzt fühle ich mich viel sicherer.«
Nach und nach erhielt er die Nägel. Owen versteckte sie unter den Ledermanschetten, zwischen den Fesseln und der Haut. Es gefiel ihm, dass er die Schlüssel zu seiner Flucht ständig bei sich trug, ohne dass es du Malphias bemerkte. Wenn er allein war, zog Owen einen der Nägel hervor und schliff ihn auf dem Steinboden der Zelle scharf. Sobald er spitz wie eine Nadel war, nahm er sich den nächsten vor.
Du Malphias verzichtete darauf, ihn noch einmal zu foltern, auch wenn man kaum behaupten konnte, er wäre freundlicher geworden. Er gestattete Quarante-neuf, Owen an die frische
Luft zu bringen, und amüsierte sich prächtig über die Schmerzen, die seine magische Fessel verursachte. Wohin Owen ging, schien ihn nicht im mindesten zu interessieren, aber der Soldat war sich sicher, dass der Rynge jeden seiner Schritte genau festhielt.
Der Laureat hatte sich entschieden, die Festung erneut umzubauen, aber seine Pasmortes arbeiteten nur mit einem Bruchteil der Leistung, die sie vorher erbracht hatten. Du Malphias ließ auf der Innenseite der nördlichen Palisadenwand eine Steinmauer errichten. Sie lag vier Schritt hinter der Holzwand, und der Hohlraum zwischen den beiden Wänden wurde mit kleineren Steinen und Schutt gefüllt. Es würde zwar kein Problem darstellen, die äußere Wand mit Kanonen zu zertrümmern, doch der nachrutschende Schutt würde jede Bresche sofort schließen. Anstürmende Truppen, die das geschlagene Loch in der Palisade ausnutzen wollten, würden sich am Fuß eines Geröllhangs wiederfinden und zu einer Garnison auf der Krone einer Steinmauer hochschauen.
Und es konnte kaum ein Zweifel bestehen, dass du Malphias, sofern er die Zeit dazu bekam, auch die äußeren Palisaden durch eine Steinmauer ersetzen würde, die zu durchbrechen Angreifer noch mehr Anstrengung und Schwefel kosten würde.
Owen humpelte hinüber zu dem Laureaten. »Wisst Ihr, warum sie langsamer geworden sind?«
Du Malphias schloss halb die Augen. »Ich habe meine Theorien. «
»Werdet Ihr sie überprüfen?«
»Vielleicht.« Er wedelte mit einer Hand in Richtung eines zerfledderten Trupps, der einen großen Felsen zog. »Es ist ihr Metabolismus. Zu Beginn meines Experiments entschied ich mich, den Vampyr als Vorlage zu benutzen, eine Kreatur, die sich
von Blut ernährt. Leider hat das nicht funktioniert. Abgesehen von einer irritierenden Neigung, in Tageslicht zu funkeln, war der Vampyr ein logistischer Alptraum. In der Natur herrscht ein Verhältnis von Räuber und Beute von eins zu vierzig. Ein Raubtier muss das Vierzigfache seines eigenen Gewichts verzehren, um sich am Leben zu halten. Das bedeutet, es bräuchte eine ganze Stadt voller Opfer, um eine Armee Vampyre zu unterstützen. Der Metabolismus der Pasmortes hingegen ist stark reduziert. Sie benötigen kaum Nahrung, aber sie benötigen sehr lange, um das, was
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