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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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heraus, und ein Blutschwall schoss in die Höhe.
    Owen wälzte sich herum und packte die Waffe des sterbenden Tharyngen. Er riss sie hoch, richtete sie auf einen anderen Platingardisten, berührte den Feuerstein. Die Waffe krachte. Der Soldat stürzte, seine Weste verfärbte sich dunkel. Noch ein Kolbenschlag, noch ein Stoß, und Hodge neben sich, brach Owen durch die letzte Reihe der ryngischen Formation.
    Einen Pulsschlag lang fühlte er Erleichterung, dann warf er einen Blick hinter sich, und es war wie ein zweiter Hieb in die Magengrube.
    Das Erste Kavalleriebataillon war zusammengebrochen. Seine Fahne war unter dem Ansturm der Blauröcke gefallen. Die kampfstärkste Einheit ganz Tharyngias hatte die Flanke der Norillier aufgerollt. Die Söhne des norillischen Adels liebten es, vor staunenden Zivilisten zu paradieren oder auf ihren Rössern flüchtende Infanterie niederzureiten. Der Krieg war für sie mehr Sport als ernsthafte Arbeit gewesen. Und nun hatten die Ryngen ihnen Blut und Feuer gebracht. Nie zuvor hatten sie einen derartigen Angriff erlebt. Nicht zum ersten Mal kam Owen der Gedanke, dass Kavalleristen zu Fuß auf den intelligenteren Teil der Einheit verzichten mussten. Die fliehenden Soldaten stürzten voller Panik geradewegs in das Zweite Bataillon und zerschlugen jede Hoffnung, gegen das ihnen nachsetzende Platinbataillon eine auch nur halbwegs effektive Verteidigung auf die Beine zu stellen.
    Und um die Sache noch schlimmer zu machen, war auf dem Fluss eine ryngische Korvette erschienen und zog parallel zu den Stellungen der Reiterei. Die Schiffskanonen waren aus den Geschützluken gefahren.

    Nichts konnte die norillische rechte Flanke noch retten, und sobald diese Truppen erst vom Schlachtfeld gefegt waren, war du Malphias’ Sieg nicht mehr zu verhindern.

VIERUNDSECHZIGSTES KAPITEL
    1. August 1764
Festung des Todes
Amboss-See, Neu-Tharyngia
     
     
     
    A us den Schiffskanonen, Sechzehnpfünder durch die Bank, schlugen Feuer und Eisen. Sie waren mit Kartätschenmunition geladen und nur dreißig Schritt vom Ziel entfernt. Alle vier feuerten gleichzeitig. Ein Hagel aus glühendem Metall flog durch wallende Pulverdampfwolken. Wo er einschlug, verschwanden Soldaten in einem Nebel aus Blut. Die Kugel durchschlugen sie mit kaum gebremster Wucht, rissen Gliedmaßen ab und zerfetzten Brustkörbe, in denen plötzlich sichtbare Herzen wie blutrote Vögel in einem Käfig aus Knochen wild flatterten.
    Nathaniel Wald und eine Scharfschützenkompanie der Mystrianischen Schärler hockten an den Geschützpforten. »Zuerst die Offiziere! Zuerst die Offiziere!« Er drehte sich zu den Sommerland-Jungs um. »Fahrt die Kanonen wieder raus, Jungs. Lasst sie noch mal Höllenfeuer schmecken.«
    Das Feuer der Scharfschützen schlug in die Flanke des Platinbataillons. Vereinzeltes Antwortfeuer ließ Eichenplanken splittern. Thomas Hügel drehte das Schwenkgeschütz am Bug und
hämmerte auf die hinteren Ränge des Bataillons ein. Nathaniel richtete das Gewehr aus, um einem Mann mit Säbel und Fangschnüren zu folgen. Er tätschelte den Feuerstein.
    Die Geschützmannschaften zerrten an den Seilen und fuhren die frisch geladenen Kanonen wieder aus. Unter dem Rückstoß neigte sich die Korvette zur Seite. Wo kurz zuvor noch Reihen blau uniformierter Soldaten gewesen waren, war jetzt ein roter Sumpf, gesprenkelt mit Knochen und sich sterbend im Morast krümmenden Gestalten.
    Eine der Festungsbatterien feuerte auf das Schiff. Kartätschenmunition prasselte harmlos gegen den Rumpf. Nur ein paar Kugeln pfiffen über das Deck. Mehrere Mann gingen zu Boden, zwei eindeutig tot und einer, dem ein langer Holzsplitter das Bein durchbohrt hatte.
    Nathaniel lief zum Bug, während er nachlud. Er schlug den Hebel nach vorn und schloss die Kugel im Lauf ein, dann legte er das Gewehr auf die Reling. Wenn ihr’s auf ein Duell anlegt …
    Der Pulverdampf verzog sich und gab die Sicht auf einen Kanonier frei, der auf dem Wagen seiner Kanone stand und mit der Hand seine Augen vor der Sonne schützte. Nathaniel zielte über Kimme und Korn, dann beschwor er den Zauber. Das Gewehr krachte und ruckte. Der Kanonier stolperte nach hinten, die Hände auf den Bauch gepresst, dann stürzte er von der Mauer ins Innere der Festung.
    Ohne zu denken zog Nathaniel den Ladehebel zur Seite, klappte die auf dem Drehgelenk montierte Kammer hoch, legte die nächste Kugel hinein und klappte den Mechanismus wieder zu. Als er fertig war und wieder zielte, rammte

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