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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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geschlagen, Kapteyn. Das ist das Schöne an der Naturphilosophie. Die ganze Welt ist mein Vermögen. Es steht mir frei, zu denken und zu fantasieren. Meine Leidenschaft ist es, den Geist der Jugend zu erleuchten.« Er lehnte sich wieder vor. »Ich möchte Euch jedoch um einen Gefallen bitten.«
    »Wenn es mir möglich ist, Sire.«
    »Ihr werdet in Gefilde aufbrechen, die erst sehr wenige betreten haben. Falls es Eure Aufgabe nicht beeinträchtigt, wäre ich über Kopien Eurer Karten erfreut. Es geht mir um die Flussläufe, wisst Ihr. Wir drängen uns auf einem schmalen Streifen Landes entlang der Küste. Wollen wir jemals gedeihen, müssen wir ins Landesinnere aufbrechen, und die Flüsse sind die Routen, denen wir folgen werden.«
    Owen zögerte. Die Informationen, die er sammeln sollte, waren für die Krone bestimmt. Die Frage, wer sie erhielt, war
damit eigentlich Sache seiner Vorgesetzten. Doch Nathaniel Wald konnte sie den Frosts ebenso leicht übergeben – und es bestand nicht der geringste Zweifel, dass Koronel Langford sie ohne Bedenken verkaufen würde. Damit war es unvermeidlich, dass Frost in ihren Besitz gelangte. Unaufhaltsam wie die Veränderung.
    »Es wäre mir eine Ehre, Sire.«
    »Sehr schön, ich danke Euch.« Frost faltete die Hände und schaute auf, als Bethany aus der Küche kam und einen hellblauen Mantel um ihre Schultern legte. »Willst du den Kapteyn durch die Stadt führen?«
    »Wenn du ihn nicht länger foltern willst?« Eine weiße Haube bändigte ihr hellbraunes Haar bis auf eine Locke in ihrer Stirn.
    »Fürs Erste nicht.« Frost schob den Stuhl zurück und erhob sich. »War mir ein Vergnügen, Kapteyn.«
    Owen stand ebenfalls auf und schüttelte ihm die Hand. »Mir ebenso, Sire.«
    »Passt gut auf meine Tochter auf.« Frost erwiderte den Händedruck freundschaftlich. »Wir sehen uns heute Abend. Gute Jagd.«
     
    Auf dem Weg durch Port Maßvoll betrachtete Owen die Menschen mit anderen Augen. Sein roter Rock und selbst sein zweitbestes Hemd waren dicht gewoben – von besserer Qualität als die Kleidung aller anderen hier mit Ausnahme der Reichen. Die meisten Männer auf der Straße trugen mehrfach geflickte Hosen, die häufig trotzdem noch Löcher hatten. Mehr als die Hälfte hatte keine Schuhe oder Strümpfe, und nur wenige eine richtige Jacke.
    Vor dem Gespräch mit Dr. Frost wäre er geneigt gewesen, diese schlampige Kleidung als äußeres Zeichen ihres Charakters
zu werten. Wer sich in Norisle so kleidete, war arm in Geist und Mitteln, war Suff und Faulheit verfallen. Er hätte sie für unfähig erachtet, sich zu bessern, ohne die Charakterstärke, die ein anständiges Leben möglich machte. Selbst diejenigen, die zu Soldaten wurden, wo man sie zu Besserem ausbildete, verfielen in den alten Trott, sobald man ihnen zu viel Freizeit gestattete.
    »Habt Ihr gehört, Kapteyn?«
    Owen blinzelte. »Verzeiht, Fräulein Frost. Meine Gedanken waren auf Reisen.«
    Bethany lachte hell. »Das bin ich von meinem Vater gewohnt. Ich hätte damit rechnen müssen, nachdem er heute Morgen mit Euch sprach.«
    »Er hat etwas Forderndes an sich.«
    »Das ist richtig.« Sie deutete mit offener Hand in Richtung einer kleinen Gasse, die von der Standhaftigkeit abzweigte. »Ihr könntet die Journale, nach denen Ihr sucht, hier in der Schreibergasse finden, oder Ihr könntet näher am Hafen Logbücher erstehen.«
    »Lasst es uns hier versuchen.«
    »Gut. Was war es, womit mein Vater Euch zum Nachdenken brachte?«
    »Etwas ohne Bezug zu diesem Ausflug.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mein lieber Kapteyn Radband, behandelt mich nicht wie eine dumme kleine Göre. Ich bin meines Vaters Tochter und sehr wohl fähig, mich an einem Gespräch zu beteiligen.«
    »Ich wollte Euch keineswegs beleidigen, Fräulein. Wir unterhielten uns über das Fehlen eines hiesigen Textilgewerbes.« Owen deutete mit einer schnellen Kopfbewegung zurück auf die Straße. »Deshalb fiel mir die Kleidung der Menschen auf.«

    »Der Winter wird für manche besonders kalt.« Sie blieb vor der Türe von ›Brand & Cie., Buchhändler‹ stehen. »Versuchen wir es hier zuerst.«
    Owen öffnete die Türe eines kleinen, mit Regalen vollgestellten Ladens. Über der Tür bimmelte ein Glöckchen. Ein kleiner Mann mit Brille kam aus dem hinteren Teil des Geschäfts nach vorne, zwei große Bücher im Arm. »Guten Tag, Fräulein Frost. Womit kann ich dienen?«
    Bethany schob sich vor Owen. »Es ist so, Meister Brand. Kapteyn Radband benötigt zwei

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