Krieg der Kulturen (German Edition)
kenne
ich sie nicht.“
„Aber sie ging mit dir auf die gleiche Schule.“
„Diese gewisse Frau war älter als ich und wir hatten nichts
gemeinsam.“
Wir redeten noch lange über dieses Unglück. Irgendwie
schlug mir an dem Tag alles aufs Gemüt. Sie kannte mich
genau und wusste, dass ich mit jedem Kranken mit leide,
trotzdem, hörte sie nicht auf es mir ganz genau zu
erzählen. Aus diesem Grunde wäre ich keine gute Ärztin
geworden, was meine Eltern sehr bedauerten. Sie und
meine damalige Lehrerin hätten es gerne gesehen, weil
ich sehr gute Noten aufwies. Aber zum Arztberuf gehört
eben mehr als nur ein „Abi mit Auszeichnung.“
Das Einzige von diesem Beruf ist mein Skalpell oder
Grafikmesser, wie wir Künstler es nennen.
Das benutze ich sehr oft, um bei einem
Kaltdruckverfahren, die Formen in die Druckplatte zu
gravieren.
Noch ins Gespräch vertieft, öffnete sich meine Bürotür.
Die Sekretärin kam herein, um sich von mir zu
verabschieden.
Sie fuhr mit ihrer Enkeltochter in den Urlaub.
Meine Mutter ermahnte mich zum Schluss noch einmal,
dass ich den Besuch nicht vergessen sollte. Endlich kam
ich dazu, mich meiner eigentlichen Arbeit zu widmen.
Schwitzend saß ich über den Honoraren der Schriftsteller,
wobei mir beim Ausschreiben wieder auffiel, dass ich
einige von ihnen besonders mag. Für ihre Werke würde ich
gerne Illustrationen malen. Sie schreiben in leichter,
lässiger und auch manchmal aufregender Form, wobei die
lustigen Szenen oder gut gelaunten Figuren nicht zu kurz
kommen.
Nicht alle sind mir angenehm. Einer nervt mich mit seinen
gruseligen Abenteuern besonders und trotzdem erhält er
ein stattliches Honorar. Seine Bücher lassen sich gut
verkaufen, weil viele der jungen Leute Gewalt, Horror und
Kriege lieben.
„Hast du heute Abend Zeit?", fragte Sabine, den Kopf in
meine Bürotür steckend.
Erschrocken schaute ich sie an, „Zeit habe ich heute
leider nicht“, erwiderte ich gefasst.
„Vielleicht ein anderes Mal.“
„Schade!“
Nach dem Schließen meiner Bürotür hörte ich sie schnell
die Treppen hinauf gehen. Plötzlich ein Klirren und
Gepolter. Schnell sprang ich von meinem Stuhl auf, um
nachzusehen, wobei einige, die es hörten, ebenfalls aus
ihren Büros stürmten.
„Sabine ist dir was passiert, hast du Schmerzen, sollen wir
einen Arzt holen?", fragte gleich ein Kollege.
„Es ist nur der Schreck, der mir in den Gliedern sitzt“,
erwiderte sie.
Sie redeten alle durcheinander. Das Gemurmel auf dem
Gang und der Treppe ließ mich erahnen, sie waren alle um
Sabine besorgt, schließlich war sie zu der Zeit die einzige
Grafikerin im Verlag, um die Buchproduktion zu halten. Es
wäre nicht auszudenken, wenn ihr etwas passiert wäre.
Die gesamte Produktion stünde auf dem Spiel und das
konnte sich dieser Verlag nicht leisten. Nicht nur die
Produktion wäre gefährdet, auch unsere Arbeitsplätze.
Froh, dass ihr nichts passiert war, lief ich wieder zurück in
mein Büro.
Da jedes Jahr in den Sommermonaten, trotz geschlossener
Fenster und guter Klimaanlage, mein Büro nach Gully
stank, hielt ich es wieder nicht aus. Ich lief zur Küche und
trank einen Kaffee. Erst danach setzte ich mich an
meinem Schreibtisch, rechnete, wühlte, tippte im
Computer und telefonierte mit grimmiger Miene. Die
Arbeit schien mir oft so einseitig, dass ich manchmal ein
paar Blumen, Kreise Rhomben usw. auf die Rückseite einer
Rechnung malte. Mein Chef war darüber nicht gerade
glücklich, wenn er mich dabei ertappte.
Büroarbeit war für mich anstrengend, und manchmal
frustrierend, hoffentlich habe ich mein Ziel in der
Hochschule der Künste diesmal erreicht. Tagein, tagaus
das gleiche Spiel. Es war mir einfach zu langweilig, aber
ich musste es über mich ergehen lassen.
Die Arbeit im Verlag ist für jene interessant, die es lieben,
sich mit Zahlen und Salden sowie alles Andere
herumzuschlagen, aber für Künstler ist es ein
Horrorszenarium.
Auch dieser Tag war für mich gelaufen, der Feierabend in
Sicht und meine Sachen waren gepackt, um den Abend zu
genießen.
Die Bahn kam schnell, und Gott sei Dank fuhr Gisela
diesmal in eine andere Richtung. Sie kann sonst eine gute
Kollegin sein, aber zurzeit schwebt sie mit Florian auf
rosaroten Wolken und ausgerechnet dann redete sie
ununterbrochen.
Endlich konnte ich in den Klub fahren, wo die hellen
Räume mit den Staffeleien hinter den großen Glasfassaden
schon vom Weiten zu erkennen waren. Was für ein Anblick
dachte ich.
„Hallo alle miteinander.“ Küsschen
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