Krieg der Kulturen (German Edition)
links, Küsschen rechts,
so begrüßen wir uns immer.
„Chloé! Hast du schon von unserer neuen Idee gehört?“
begrüßte Rolf mich.
Das wird das“ Größte“.
Für ihn war alles ziemlich groß. Er wollte einmal in Italien
ausstellen, doch leider war er nicht unter den
Glücklichen, da die Zahl der auszustellenden jungen
Künstler begrenzt wurde. Seither ist er immer auf der
Suche nach etwas „Großem“.
Aber vielleicht klappt es demnächst mit unseren
Italienern. Die Verhandlungen zwischen unserem Klub und
der italienischen Kunstakademie in Florenz stehen kurz
vor ihrem Abschluss, worüber wir uns alle sehr freuten.
Bei diesem Ausstellungsgedanken frage ich mich oft, wie
viele Menschen verstehen Kunst eigentlich?
Ich zum Beispiel liebe den Futurismus genauso wie den
Kubismus. Aber auch beim Impressionismus kommt viel
Freude auf.
Ich finde, das „Beste“ ist trotzdem der Dadaismus, der
alle konventionellen, bürgerlichen und idealistischen
Kunstauffassungen ablehnt. Es ist die gleichzeitige
Wiedergabe aller inneren und äußeren Wahrnehmungen,
etwa so, wie ich meine Stimmung mit dem Pinsel auf der
Leinwand meines großen Gemäldes auszudrucken
versuche.
„Chloé! Träumst du?“ fragte mich unser Kursleiter.
„Ja, ein wenig.“
„Was hast du geträumt?“
„Von meiner Kunst, wie sie später aussehen wird. Passe
ich in ein Schema oder gliedere ich mich aus, all diese
Gedanken und noch mehr schwirren zurzeit in meinem
Kopf herum.“
„Du wirst deinen Weg schon finden, da bin ich ganz
sicher“, erwiderte er und stellte uns ein neues Mitglied
vor.
Sylvia, eine Kunststudentin im vierten Semester mit
pinkfarbenen Schuhen und in derselben Farbe einen Pulli.
Künstlerinnen haben eben immer einen eigenen und
seltenen Geschmack.
Da neben mir eine Staffelei frei war, begleitete er sie
dorthin, zeigte ihr die Schränke voller Leinwände, Pinsel,
Farben usw. Sie schaute sofort auf das was ich male und
meinte, dass mir meine Eisbären gut gelungen sind. Nur
gut gelungen murmelte ich vor mich hin, das war nicht
gerade aufbauend für mich. Vielleicht ist sie sich selbst
noch nicht sicher, was sie als Anfangsworte wählen sollte,
um erste Kontakte zu knüpfen.
Während ich noch mit dem Betrachten ihrer Schuhe
beschäftigt war, kam schon die erste Frage.
„Bist du schon lange in diesem Klub?“
„Etwa zwei Jahre.“
„Irgendwie kommst du mir bekannt vor.“
„Ja, es beteuern so einige“, meinte ich.
„Wo bist du zur Schule gegangen?“
Warum fragt sie das, oder meint sie wirklich mich zu
kennen?
Sucht sie vielleicht krampfhaft, um mit mir ein Gespräch
anzufangen?
„Die Schule hieß „Albert Schweitzer“ ich absolvierte dort
mein Abitur.“ „Ich wusste doch, dass ich dich kenne, bis
zur neunten Klasse ging ich auf dieselbe Schule und
danach zog ich in die USA, da mein Vater dort einen Job
bekam.
Damals war ich in der Neunten und du in der siebenten
Klasse, daran kann ich mich noch genau erinnern. Vor
allem an deine Ausstellungen im Schulfoyer, du warst mit
diesen Karikaturen die beste an der Schule.“
„Na, na, übertreib mal nicht so stark, diese Aquarelle
malte ich nur wegen meiner Lehrer, die mich das ganze
Jahr über mit einigen Kursen zappeln ließen, und aus
dieser schlechten Laune heraus entstand dann dieses
Karikaturenbild aller Lehrer.“
„Das ist dir aber gut gelungen.“
„Warst du eigentlich noch an der Schule, als ich den
Direktor in einem abstrakten Krug malte?“
Als er sich in diesem Krug entdeckte, kam er sich wie ein
Geist in einer Flasche vor.
„Gott sei Dank verstand er es nicht, was ich damit
ausdrücken wollte.“
„Schade, das hätte ich gerne noch mit erlebt, aber leider
war ich zu diesem Zeitpunkt schon in den USA. Meine
Mutter war die Einzige aus unserer Familie, die wegen
ihres Jobs noch einige Monate länger in Deutschland
blieb.“
„Wir Kinder flogen schon im Sommer wegen des
Schulanfangs mit unserem Vater. Er ist ein waschechter
Texaner, der inzwischen als Computerfachmann arbeitet.“
„Da hast du ja sehr viel erlebt. Darüber wüsste ich gerne
noch mehr“. „Ein andermal. Bei mir zu Hause können wir
alte Schulerinnerungen auffrischen.“
„Ist gebongt!“
Sie erzählte noch eine ganze Weile über ihre Kunst,
während ich mich wieder meinen Eisbären zuwendete,
bevor die Farbe trocknete. Beim betrachten meiner
kleinen Bären dachte ich irgendwie, dass dieses Blau zu
grell für einen Schatten hinter den Formen war.
Neugierig, wie ich nun mal war, warf ich einen
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