Krieg der Kulturen (German Edition)
Leinwand und dachte,
na ja, da ist schon was dran. Immerhin waren seine
Einfälle bei der Farbauswahl unserer Projekte sehr
hilfreich. Ich glaube, dass er ein kleines Genie ist. Als
Kursleiter sorgt er ständig für neue Ausstellungen im Inund Ausland, worüber wir ihm alle sehr dankbar waren.
Zumindest bestreiten einige der Mütter ihren
Lebensunterhalt von den Ausstellungen.
Aber zurück zu meinen Eisbären, da die Hintergrundfarbe
mir absolut nicht gefiel. Sie passte einfach nicht mehr ins
Bild.
Nur wie kann ich sie verändern, ohne dass das Werk
zerstört wird? Dank meiner vielen Ideen verdünnte ich ein
zartes Blau mit einem kleinen Spritzer Öl, rührte kräftig
durch und schon wurde die Farbe cremiger um sie zu
verwenden.
Die Pinsel musste ich, um die Farbtöne nicht zu zerstören,
zwischendurch mehrfach mit Kernseife auswaschen. Sie ist
ein smarter Pinselreiniger, den ich besser als Terpentin
vertrage. Das hat einen zu starken und beißenden Geruch.
Er bereitet nicht nur mir bei der Anwendung eine gewisse
Übelkeit, sondern auch allen anderen Klubmitgliedern,
und aus diesem Grund haben wir uns für Kernseife
entschieden. Sie ist gesünder und umweltfreundlicher.
Während ich meine Pinsel reinigte, fragte Sylvia nach
einigen Farben, die sie zum Mischen der anderen Farben
brauchte und sie nicht an ihrer Staffelei vorfand.
„Hier sind einige angefangene Tuben, schau nach, was du
noch rausdrücken kannst“, sagte ich zu ihr.
Durch die ausgiebige Unterhaltung mit ihr bemerkte ich
nicht, dass mein Pinsel noch voller Seife war. Nun ist es
ehe zu spät, dachte ich, die Schlieren verteilten sich rasch
auf meine Leinwand. Obwohl ich sofort einen Spachtel zur
Hand nahm, um die Überreste der Seife zu entfernen,
klappte es nicht. Der Grund war nicht mehr zu
gebrauchen.
Bei einer Schummertechnik wäre das durch die trockene
Malerei nicht passiert. Die Brücke-Maler wendeten es oft
an. Ich entschied mich aber, bevor ich die Bären anfing zu
malen, für eine Schichtmalerei mit cremiger Masse.
„Wann treffen wir uns?", fragte Sylvia mich ganz plötzlich.
„Am Samstag habe ich mehr Zeit.“
„Ist terminiert“, erwiderte sie, während ihrer
Verabschiedung von mir.
Zwar war ich nicht die Letzte, jedoch packte ich so
langsam alles zusammen, deckte meine Leinwand ab,
säuberte die Palette und reinigte nochmals die Pinsel. Es
machte mir immer viel Spaß, da schließlich kein Zwang
dahinter stand.
„Hallo alle miteinander“, hörte ich plötzlich Max an der
Eingangstür.
Wie üblich lief er direkt zum Podest, wo er nicht zum
ersten Mal die Stufen hinauf stürzte, auf dem unsere
Staffeleien standen.
„Tollpatsch“, dröhnte es leise aus der Mitte, und rasch
schauten alle die, die noch blieben zu ihm.
„Oh, ich hatte die Zeit vergessen.“
„Ist nicht so schlimm, bin eh’ zu früh dran.“
„Max! Magst du dich mal als Model zur Verfügung stellen?“
fragte der Kursleiter.
„Als Nacktmodel“, grinste er zurück.
„Warum nicht“, antwortete unser Leiter.
„Vielleicht!“
An seinen Augen konnte ich erkennen, was er damit
meinte. Akte zählen nicht zu seinem Kunstverständnis,
weil er die Kunst etwas anders als wir interpretiert.
„Wir können gehen“, lächelte ich ihm zu.
Also verabschiedeten wir uns von den übrig gebliebenen
Künstlern, gingen die Treppen herab und auf der
untersten Stufe meinte Max zu mir: „Wie wäre es, wenn
wir zur Nachtvorstellung ins Kino gehen würden?“
„Dein Einfall gefällt mir gut.“
„Na, dann packen wir es an.“
Nun fuhren wir mit seiner größten Leidenschaft - einem
geputzten und polierten Audi - mit möglichst vielen PS
unterm Hintern in Richtung Kino.
Kaum waren wir ein paar Meter gefahren, lief ein Mann
trotz roter Ampel direkt vor Max' Auto. Max stieg aus und
schaute nach dem rechten. Das Auto hatte zwar keinen
einzigen Kratzer, aber Max war eben wegen seines Berufes
ein Moralapostel, darum hielt er dem unachtsamen
Fußgänger erst einmal eine Standpredigt und fragte ihn
dann noch, ob er denn jemandem imponieren wollte oder
einfach nur lebensmüde sei. Max' Ermahnungen
interessierten diesen Mann kaum, er brummte noch eine
ganze Weile herum.
Als Max nicht aufhörte zu reden, zeigte der Mann allen
Beteiligten noch den Stinkefinger und eilte davon.
„Puh, das war noch einmal gut gegangen.“
„Was macht diese Frau?", fragte ich und schaute zu einer
Frau in ihrem Kleinwagen hinüber.
Sie kam die falsche Richtung aus der Einbahnstraße heraus
und fuhr zur Hauptstraße
Weitere Kostenlose Bücher