Krieg der Ordnung
zurück. »Mit Eurer Erlaubnis?«
»Ihr könnt jetzt gehen.« Claris nickte etwas unwillig. »Ihr auch, Magister Turmin … und auch die Schreiber.«
Als alle außer den Ratsmitgliedern selbst den Ratssaal verlassen hatten, wandte Claris sich an Ryltar. »Ryltar? Wart Ihr nicht derjenige, der als Erster behauptete, dieser … dieser Justen wäre ordnungstoll?«
Der Ratsherr mit dem schütteren Haar nickte stirnrunzelnd.
»Und trotzdem hattet Ihr nichts weiter zu berichten?«, fuhr Claris fort. »Jetzt hat er sich anscheinend entschieden, in Candar zu bleiben, wo er nicht erreichbar ist.«
»Das wissen wir nicht. Und wie Ihr Euch erinnern werdet, habe ich in der Tat meine Besorgnis zum Ausdruck gebracht«, protestierte Ryltar.
»Es spielt doch keine Rolle«, wandte Jenna ein. »Wenn er so mächtig ist, können wir ihn sowieso nicht erreichen.«
»Euer Verhalten hat dazu geführt, dass er unsere Kriegsschiffe und unsere Handelsflotte zerstören konnte«, fuhr Claris unbeirrt fort. »Sämtliche Schiffe, die in Nylan angelegt hatten, wurden entweder fortgetrieben oder zerstört. Ebenso alle Schiffe in Lydiar, Renklaar und in wer weiß wie vielen anderen Häfen.«
»Ich habe protestiert. Und meine Schreibstube und mein Lagerhaus wurden völlig zerstört.«
»Ryltar, der größte Teil Eures Besitzes ist in Hamor gelagert und dort haben sich auch die meisten Eurer Schiffe aufgehalten. Ein seltsamer Zufall, nicht wahr?« Claris’ Augen blickten hart.
Jenna grinste, aber es war kein fröhlicher Gesichtsausdruck. »Von uns allen, Ryltar, wart Ihr am besten informiert, und dennoch habt Ihr uns immer wieder gefragt, was wir tun könnten.«
»Ich hatte den Eindruck, Ihr unterstützt ihn.« Ryltar wischte sich die Stirn ab. »Ihr habt nicht auf mich hören wollen.«
»Ihn unterstützen? Wenn Ihr die Sitzungsprotokolle durchsehen würdet, so könntet Ihr feststellen, dass Jenna und ich lediglich davor gewarnt haben, nicht ohne wirkliches Wissen um den Sachverhalt zu handeln. Ihr habt über dieses Wissen verfügt, aber Ihr habt es dem Rat verschwiegen. Ohne das Wissen, das Ihr für Euch behalten habt, sind Eure Proteste bedeutungslos gewesen, und Ihr habt das Wissen zurückgehalten, um allein davon zu profitieren.«
»Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Auf Euren Rücktritt zum Wohl von Recluce.«
»Wie bitte?«
»Nicht mehr lange und es wird überall bekannt werden, dass Ihr Euer Wissen dem Rat vorenthalten und dadurch verhindert habt, dass wir rechtzeitig handeln konnten, weil Ihr gehofft habt, Euch mit Hilfe der nur Euch bekannten Informationen zu bereichern«, fuhr Claris ruhig fort. »Und Gewinne habt Ihr damit ganz gewiss gemacht.«
»Außerdem«, ergänzte Jenna, »habt Ihr Eure Schiffe aus Nylan weggeschickt, ohne Hoslid und den anderen etwas über Eure Beweggründe zu sagen. Sie haben ihre Schiffe verloren, Ihr nur einige Maschinen.«
Ryltar blickte von einer Ratsherrin zur anderen. »Ihr seid ja beide verrückt geworden. Das könnt Ihr nicht machen.«
»Verrückt?« Jenna lachte leise. »Nein. Und wir können es durchaus machen. Wenn Ihr Recluce nicht schleunigst verlasst, Ryltar, dann könnte es sein, dass sich einige äußerst aufgebrachte Kaufleute vor Eurer Tür versammeln. Ich glaube nicht, dass sie viel auf Eure Ausflüchte geben werden.«
»Ryltar«, fügte Claris hinzu, »ein Ratsherr ist verpflichtet, für das Wohl von Recluce einzutreten. Ihr habt allzu oft Gründe dafür vorgebracht, warum wir nicht handeln sollten. Unsere Untätigkeit hat aber immer wieder Euch selbst zum Vorteil gereicht. Dieses Mal werden wir Eurem Beispiel folgen und nichts tun – außer den Leuten zu sagen, was geschehen ist.«
Ryltar wischte sich wieder die Stirn ab.
»Wenn Ihr jetzt zurücktretet«, erklärte Jenna liebenswürdig, »könnte ein Tag oder mehr vergehen, bis die offizielle Verlautbarung erlassen wird. Ich vermute, dass es heute, da die Macht der Weißen Magier so nachhaltig beschnitten wurde, in Sarronnyn oder Suthya, wo die Weißen ihre Macht ohnehin noch nicht gefestigt hatten, einige Orte gibt, die Euch etwas zu bieten haben. Gut möglich, dass Euch das … das Klima dort besser bekommt als die Luft in Recluce.«
Ryltar schluckte schwer und sah von einer zur anderen. Schließlich zuckte er mit den Achseln und griff nach dem Stift, der vor ihm lag.
CLVI
J usten wartete fast eine Meile südlich der Hauptpier von Lydiar am Strand. Er sah zu, wie die Mittagssonne – es war der erste sonnige Tag
Weitere Kostenlose Bücher