Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
humpelte, dorthin, wo er die Waffe vermutete.
Er hätte die Frau einfach niederstechen sollen, begriff er. Mit dem anderen Messer in der Jackentasche. Er hatte sich ganz auf die Waffe konzentriert, obwohl sie eigentlich gar nicht wichtig war. Es ging in erster Linie darum, die Frau zu töten, bevor sie Gelegenheit bekam, ihn umzubringen. Was hatte er sich nur gedacht? Wie dumm von ihm. Dann sah er die Pistole im Schilf, nur eine Handbreit neben dem dunklen Wasser.
Veppers sprang mit ausgestreckter Hand, prallte auf den Boden, schloss die Finger um den Lauf der Waffe und versuchte, sie zu drehen. Er griff auch mit der anderen Hand zu, und schließlich bekam er die Pistole richtig zu fassen. Als er herumrollte, rechnete er damit, dass die Frau auf ihn zulief, dass sie sich mit dem Messer, das er nach ihr geworfen hatte, auf ihn stürzte oder versuchte, ihm mit bloßen Händen die Kehle zu zerfetzen.
Aber sie war nicht mehr da. Er setzte sich auf, so schnell er konnte, mit zitternden Beinen und schwer atmend. Als er erneut all seine Kraft zusammennahm und aufstand, sah er sie, ein Stück entfernt im Schilf; sie wollte sich aufs trockene Land retten.
Auf der einen Seite fingen weitere Bäume Feuer und schickten züngelnde Flammen in die Dunkelheit. Ihr Licht erhellte die Schuppen mit den kleinen Schlachtschiffen. Veppers konnte einige der Schiffe erkennen: eins in einem mit Rädern ausgestatteten Gestell auf dem Kai, ein anderes im Wasser neben der Anlegestelle. Brennendes Gras und heruntergefallene Zweige umgaben mehrere Schuppen; Flammen leckten an den metallenen Wänden empor, erreichten hier und dort die flachen Dächer. Ein brennender Ast fiel von einem nahen Baum und krachte in einem Funkenregen durchs Dach des nächsten Schuppens.
Veppers ging langsam und mit zitternden Knien, atmete schwer in der rauchgeschwängerten Luft und näherte sich der Frau, die noch immer versuchte, aus Schlamm und Schilf herauszukommen. Blut rann ihr übers Gesicht, von der Stelle, wo der Griff des Messers ihre Schläfe getroffen hatte.
Ein Teil von Veppers wollte ihr sagen, dass er ihr noch immer nicht glaubte, die Person zu sein, die sie zu sein behauptete. Aber selbst wenn es stimmte… Es spielte keine Rolle. Sieger gewannen, die Erfolgreichen hatten Erfolg. Aggression, Raubtierinstinkt und Erbarmungslosigkeit setzten sich durch, welch eine Überraschung. So war das Leben nun einmal. Nichts Persönliches. Das heißt, in diesem verdammten Fall war alles verdammt persönlich.
Aber er hatte nicht genug Atem für so viele Worte. » Zum Teufel mit dir«, sagte er, als sie vor ihm durch den Schlamm kroch und er stehen blieb und auf sie hinabsah, die Waffe auf den Kopf mit dem zerzausten Haar richtete. Er sagte es, so laut er konnte, aber trotzdem wurde nur ein Zischen daraus. Die Frau drehte sich, schwang Arm und Hand. Sie hatte das Messer gefunden, das er nach ihr geworfen hatte, irgendwo im Schilf. Die Klinge bohrte sich ihm ins Bein, in die Wade dicht unter dem unverletzten Knie. Schmerz jagte durch sein Bein und Rückgrat, explodierte im Kopf.
Veppers schrie, taumelte zurück, hielt die Waffe in beiden Händen und fiel fast, als die junge Frau zur Seite sank, nachdem sie ihm das Messer in die Wade gestoßen hatte. » Du verdammtes kleines Luder!«, heulte er.
Er verharrte, richtete sich trotz der Schmerzen auf, zielte mit der Waffe und drückte ab.
Der Abzug klemmte. Veppers drückte darauf, aber nichts geschah. Das Ding rührte sich einfach nicht. Er versuchte, die Waffe in die andere Hand zu nehmen, aber selbst das fiel ihm schwer. Seine Hände schienen so kalt zu sein, dass sie ihm kaum mehr gehorchten. Veppers hörte, wie er ein leises Wimmern von sich gab, blickte hinab auf die Waffe und stellte fest, dass sie entsichert war. Erneut versuchte er zu schießen, doch auch diesmal passierte nichts. Er wollte die Waffe wegwerfen, aber plötzlich schien sie an seiner Hand festzukleben. Schließlich löste sie sich daraus und flog durch die Dunkelheit fort. Er suchte in seinen Jackentaschen nach dem zweiten Messer, taumelte und fürchtete plötzlich, das Bewusstsein zu verlieren. Dann fiel ihm ein, dass er das Messer aus der Wade ziehen konnte.
Die Frau lag noch immer auf dem Boden, dicht vor ihm. Offenbar versuchte sie aufzustehen, aber sie rutschte aus und fiel wieder, sank auf den Hintern, streckte den einen Arm nach hinten und stützte sich ab.
Veppers fand das zweite Messer in der Innentasche und zog es aus dem
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