Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Wasser zur nächsten Insel watete . Glühende Asche und Rauch wehten übers Labyrinth, brachten mal Licht und mal Dunkelheit in die Szenerie mit den Kanälen und der Gestalt, die vor Lededje wer weiß wohin hinkte. Vielleicht dachte Veppers an die Schuppen mit den Schiffen. Vielleicht stellte er sich vor, wie er in eins von ihnen sprang und all die kleinen Bordkanonen auf sie abfeuerte. Led folgte ihm über den Watweg. Das Wasser des Kanals war kalt und setzte ihren Bewegungen Widerstand entgegen, wodurch sie langsamer vorankam. Es war wie der Versuch, in einem Traum zu laufen. In der Mitte reichte ihr das Wasser bis zu den Hüften, und dann wurde der Kanal wieder seichter.
Veppers hatte bereits die Insel überquert und watete durch den nächsten Kanal, als Lededje ihre schmerzenden, müden Beine aus dem Wasser zog. Sie beobachtete, wie Veppers zur nächsten, größeren Insel unterwegs war und hinter einer dichten Rauchwolke verschwand.
Als sich der Rauch verzog, war er nicht mehr da.
Lededje lief keuchend über die Insel, platschte über den nächsten Wat-Weg und erreichte kurze Zeit später die nächste Insel. Dort sah sie sich um und fürchtete plötzlich, dass sie Veppers’ Spur verloren hatte oder dass er irgendwo auf der Lauer lag. Brennende Reste von Zweigen und Blättern trafen sie im Gesicht, und Lededje wischte sie rasch fort. Einige etwa vierzig Meter entfernte Bäume fingen plötzlich Feuer und warfen einen grimmigen gelbroten Schein auf den flachen Hügel der Insel.
Etwas glänzte auf der einen Seite, im Schilf, und Led trat darauf zu.
Veppers’ Knie gab plötzlich nach, und er fiel auf den Boden, rutschte über den schlammigen Hang ins Schilf, das die Insel säumte. Das Waten durch die Kanäle hatte seine Beine die letzte Kraft gekostet; er bezweifelte, dass er aufstehen konnte, von laufen ganz zu schweigen. Bevor Füße und Beine ins Wasser gerieten, schlug der Rücken auf etwas Hartes, und für einige Sekunden konnte er nicht mehr atmen. Auf der Seite liegend bemerkte er eine dichte Rauchwolke und begriff, dass sie sich zwischen ihm und der Verfolgerin befand. Vielleicht hatte diese seinen Sturz nicht gesehen.
Für einen Moment war er der Panik nahe gewesen und hatte befürchtet, dass er nicht rechtzeitig wieder auf die Beine kam, dass ihn die Frau einholte, aber jetzt dachte er: Nein, ich kann dies zu meinem Vorteil nutzen.
Sie ist diejenige, die aufpassen muss. Ich werde hier gewinnen, nicht sie. Selbst etwas, das nach Missgeschick und Pech aussah, konnte in einen Vorteil verwandelt werden, wenn man die richtige Einstellung und das Universum ein bisschen auf seiner Seite hatte, weil man besser hineinpasste als andere, weil man seine versteckten Mechanismen und geheimen Funktionsweisen besser verstand als sonst jemand.
Halb vom Schilf verborgen blieb Veppers liegen und wartete auf die Verfolgerin. Er langte in die Jackentasche und zog eins der beiden Messer aus dem Futteral. Als die Frau außer Atem und tropfnass herangewankt kam, wusste er sofort, dass sie ihn aus den Augen verloren hatte, und das gab ihm den Vorteil, den er brauchte. Er stemmte sich ein wenig auf dem Ellenbogen hoch und warf das Messer mit ganzer Kraft.
Er war kein besonders guter Messerwerfer, und bei den beiden Klingen handelte es sich auch nicht um Wurfmesser. Die Waffe drehte sich einige Male in der Luft und glänzte dabei im Licht der überall um sie herum lodernden Flammen. Die Frau schien etwas zu bemerken, denn sie duckte sich und hob instinktiv eine Hand, um sich vor dem Messer zu schützen.
Der Griff des Messers traf sie an der Schläfe, und die Hand, die sie gehoben hatte, um die Klinge abzuwehren– die Hand mit der Waffe–, zuckte zu ihrem Kopf. Einen Moment nachdem der Griff die Schläfe getroffen hatte, krachte die Pistole, und ein Blitz kam aus ihrem Lauf. Das Donnern war nicht ganz so laut wie zuvor im Korridor, und es gesellte sich dem Zischen und Fauchen der Flammen hinzu. Veppers beobachtete, wie sich die Waffe aus der Hand der Frau löste, die taumelte, stolperte und fiel.
Veppers sah, wo die Waffe landete; zwar verschwand sie im Schilf, aber er merkte sich die Stelle. Er kam auf die Knie, kratzte mit den Fingern durch Schlamm und Gras, bis er sich in die Hocke gebracht hatte, fand dann irgendwie die Kraft, ganz aufzustehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die junge Frau in der Nähe drehte sich, torkelte wie betrunken und starrte ihn groß an, als er einige Meter weit hinkte und
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