Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
Futteral. Irgendwo auf der einen Seite kam es zu einigen kleinen Explosionen, wie bei einem Feuerwerk. Licht flackerte überall. Etwas jagte heulend über den dunklen Himmel. Veppers machte einen Schritt auf die Frau zu, die benommen zu ihm hochsah.
Dann berührte ihn etwas und hielt ihn fest, etwas, das nicht Teil von ihm war. Er stand wie angewurzelt und konnte sich nicht mehr bewegen, als hätte sich sein ganzer Körper verkrampft: Muskeln, Knochen, alles.
Die Frau sah noch immer zu ihm hoch, und in ihrem Gesicht veränderte sich etwas. Es schien sich zu entspannen; Schultern und Brust erbebten kurz, als lachte sie.
» Ah«, sagte sie, brachte die Beine unter sich und kam auf die Knie. Sie tastete nach der Seite ihres Kopfes, dorthin, wo das Blut war, ließ die Hand wieder sinken und betrachtete sie im flackernden orangeroten Licht. Dann richtete sich ihr Blick wieder auf Veppers.
Er konnte sich nicht bewegen. Es ging einfach nicht. Er war nicht gelähmt– deutlich fühlte er, wie sich die Muskeln anspannten und gegen die Starre ankämpften. Aber es änderte nichts daran, dass er wie durch einen Zauber erstarrt dastand, völlig reglos.
» Sieh dir deine Hände an, Veppers«, sagte die Frau. Ihre Stimme übertönte das Donnern und Knallen weiterer Explosionen. Das kurzlebige Licht von Blitzen huschte über ihr schlammverschmiertes Gesicht und das nasse, schmutzige Haar.
Die Augen konnte Veppers noch bewegen. Er sah auf seine Hände hinab.
Dünne silberne Linien bedeckten sie und glitzerten im Feuerschein.
Wo hatte er…?
» Hallo«, ertönte die Stimme eines Mannes in der Nähe. » Einen schönen Abend auch.«
Ein großer, auffallend hagerer Mann in heller, weiter Kleidung schlenderte an Veppers vorbei, der ihn als Demeisen erkannte. Der Avatar warf ihm einen kurzen Blick zu und blieb dann neben der jungen Frau stehen.
» Alles in Ordnung?«
» Bestens. Ich dachte, Sie wären weg.«
» Genau. Darum ging’s; so sollte es aussehen. Brauchen Sie Hilfe?«
» Geben Sie mir einen Moment.«
» Gern.« Der Mann drehte sich um, sah Veppers an und verschränkte die Arme. » Sie hat hiermit nichts zu tun«, sagte er. » Ich ganz allein bin dafür verantwortlich.«
Auch den Mund konnte Veppers nicht bewegen. Selbst das Atmen bereitete ihm Mühe. Tausend kleine, stechende Schmerzen jagten durch ihn hindurch, als umhüllten ihn Hunderte von haardünnen Drähten, die sich jetzt langsam zusammenzogen und dabei in jeden Teil seines Körpers schnitten.
Ein blubberndes, schnaufendes Wimmern entrang sich seiner Kehle.
Der Mann sah wieder zu der Frau. » Es sei denn, Sie wollen ihn erledigen«, sagte er zu ihr. Dann wandte er sich wieder Veppers zu und runzelte ein wenig die Stirn. » Das Gewissen kann eine schreckliche Sache sein. Habe ich gehört.« Er lächelte und zuckte die Schultern. » Mir ist es scheißegal.«
Die Frau sah Veppers in die Augen, als die Drähte der Tätowierungslinien tiefer in ihn schnitten. Nie zuvor hatte er so intensiven Schmerz erfahren; er hatte nicht einmal gewusst, dass etwas so wehtun konnte.
» Schnell«, sagte die Frau und hustete, als der Wind mehr Rauch und glühende Asche an ihnen vorbeiwehte.
» Was?«, fragte der Avatar.
» Schnell«, sagte sie. » Ziehen Sie es nicht in die Länge. Bringen Sie es zu Ende.«
Der Avatar nickte der Frau zu und sah Veppers an. » Sehen Sie?«, sagte er. » Braves Mädchen. Hat sogar Mitleid.«
Die bereits unerträglichen Schmerzen nahmen schlagartig zu, aber nur am Hals und Kopf.
Das Ende kam: Veppers’ Kopf drehte sich, und ein fast komischer Ausdruck zeigte sich in seinem bereits blutigen Gesicht, als die Tätowierungslinien eine Spirale bildeten, aufstiegen und gleichzeitig nach innen schrumpften. Der Kopf schien zu zerknautschen und in sich selbst zusammenzusacken, wurde zu einem dünnen Zylinder, der in spritzendem Blut verschwand.
Lededje musste den Blick abwenden. Sie hörte, was nach einer ganzen Kiste voll faulem Obst klang, das auf den Boden gekippt wurde. Einen Moment später hörte und fühlte sie, wie die Leiche neben ihr ins Gras fiel. Sie öffnete die Augen und beobachtete, wie der Körper noch einige Male zuckte und Blut aus dem offenen Hals pulsierte.
Sie befürchtete, in Ohnmacht zu fallen, streckte die Arme nach hinten. » Eindrucksvoller Trick«, sagte Lededje. Flammen und Funken kamen aus den Schuppen mit den kleinen Schlachtschiffen; Granaten explodierten, Raketen rasten durch die Nacht.
» Die Tätowierung ging
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