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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Um existieren zu können, waren sie auf öffentliche Gelder angewiesen, was zu einem beständigen und manchmal erbitterten Kampf führte, der um so schwieriger war, je weniger man das jeweilige Institut öffentlich wahrnahm. Jetzt sprach man plötzlich über sie und sie kamen sogar ins Fernsehen. Manche zum ersten Mal seit ihrer Gründung. Eine findige Werbeagentur entwarf in kürzester Zeit ein Konzept, dass ihr von den Instituten förmlich aus der Hand gerissen wurde. Bereits am dritten Haltepunkt erkannten regionale Politiker ihre Chance. Sie organisierten regelrechte Kampagnen, um für ihren Ort und natürlich auch für sich selbst als großzügige Förderer der Wissenschaft zu werben. Jede Stadt wollte ein größeres Event präsentieren als das der Konkurrenten.
     
    Die Ergebnisse jeder Untersuchung wurden vereinbarungsgemäß veröffentlicht. Da sie kaum jemand verstand, tat sich ein breites Feld für Experten auf, die auf jedem Fernseh- und Hörfunkkanal und in fast jeder Zeitschrift ihre Erläuterungen verbreiteten. Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich die Schraube zu einem Medienereignis und Wirtschaftsfaktor, der umgekehrt proportional zu ihrer Größe stand.
    Nur die besonders aufmerksamen Beobachter bemerkten, dass die offiziellen Stellungnahmen mit jeder Untersuchung zurückhaltender wurden. Wer sich vorher mit dem geplanten Ablauf vertraut gemacht hatte, dem fielen Änderungen auf. Man fuhr Institute an, die nicht geplant waren oder wiederholte die gleiche Untersuchung an mehreren Orten.
     
    ~~~~~

51. Darmstadt
     
    Das Team, das für die Steuerung des Rovers zuständig war, wurde von Tag zu Tag ungeduldiger. Holger Schickler, der Projektleiter, setzte durch, dass man den Raum mit der Mondlandschaft mindestens vier Stunden täglich ohne eine laufende Kamera benutzen konnte. Es war schließlich nicht jede Überlegung für die Öffentlichkeit gedacht. Anne wusste, was er wollte, als er zu ihr kam. Es war nicht das erste Gespräch.
    „Neue Erkenntnisse?“, fragte Holger kurz.
    Anne schüttelte den Kopf.
    „Nichts! Ich kontrolliere die Berechnung jeden Tag. Es gibt keine Fehler. Außerdem habe ich das nicht alleine gemacht.“
    „Ich weiß, aber wir kommen unter Druck. Mit jedem weiteren Tag wird das Feld, das wir absuchen müssen, größer. Und der Rover wird nicht ewig halten.“
    Anne wusste, was Holger meinte. Sie hatte vom Lagepunkt der Schraube aus die wahrscheinliche Flugbahn berechnet. Das Ergebnis ergab einen Trichter, der ähnlich aussah wie die Zugprognosen von Hurrikans. Je weiter man vom Ausgangspunkt entfernt war, desto breiter wurde der mögliche Bereich. Der Kurs des Rovers führte in wildem Zick-Zack durch dieses Dreieck, zum einen, um keine potenzielle Fundstelle auszulassen, zum anderen, weil das schwierige Gelände auf dem Mond ihn dazu zwang.
    „Der Bereich, den du als mögliche Herkunft für die Schraube berechnet hast, ist zu groß. Du musst ihn weiter eingrenzen.“
    „Das ist nicht möglich. Mir fehlen bessere Daten. Das weißt du selbst.“
    „Was ich weiß, ist, dass mir gewisse Leute aufs Dach steigen, wenn der Rover stehen bleibt und wir bis dahin nichts gefunden haben. Das Projekt hat Millionen gekostet und die ganze Welt sieht uns auf die Finger.“
    Anne konnte Holgers Frust sehr gut verstehen, aber sie war sich sicher, keinen Fehler gemacht zu haben. „Ich werde mir die Daten von der Smart-Sonde besorgen, die den Mond kartiert hat. Vielleicht können wir damit einen Weg für den Rover finden, der ihn nicht so belastet.“
    „Meinetwegen. Das verschafft uns Zeit, aber eine wirkliche Lösung ist das nicht.“ Holger wusste, dass er keine „wirkliche“ Lösung bekommen würde. Die Daten, die Anne zur Verfügung hatte, beschränkten sich schließlich auf wenige Fotos und die neuen Erkenntnisse über Gewicht und Masse der Schraube. Das war schon alles, um die Parameter der Flugbahn zu berechnen. Aber, wie man es auch drehte und wendete, selbst mit den zusätzlichen Daten der Smart-Sonde blieb es nur bei Wahrscheinlichkeiten.
     
    Der größte Druck kam auch nicht von außen. Die Kommentatoren im Fernsehen, denen die Suche zu lange dauerte und die entsprechende kritische Anmerkungen machten, konnte man abschalten. Aber die eigenen Gedanken?
    Holger wusste, wie viel von der Mission abhing. Der Waffenstillstand zwischen USA und China war nur eine Atempause. Die Aggressionen schaukelten sich schnell auf und konnten sich jederzeit wieder Bahn brechen. Sie brauchten

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