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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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schreien Sie so?“
    „Das ELT! Wir brauchen das ELT! Sie müssen sofort die ESO anrufen.“
    „Nun beruhigen Sie sich erst mal. Und dann erklären Sie mir, was das ELT mit unserem Problem zu tun hat.“
    Anne schloss die Augen und atmete dreimal tief ein und aus. „Jetzt bin ich ruhig, reicht das?“
    „Sie sind unverbesserlich“, schmunzelte Dr. Bardouin. „Also gut. Schießen Sie los!“
    „Das ELT hat hervorragende Aufnahmen von den beiden Raketen geschossen, die sich gegenseitig vernichtet haben. Also sollte es auch in der Lage sein, hochauflösende Aufnahmen von unserem Zielgebiet zu machen. Vielleicht entdecken wir irgendeine Anomalie. Irgendetwas, das uns weiterhilft.“
    „Das ist sehr vage.“
    „Natürlich. Aber besser, als vollkommen blind zu suchen.“
    „Catherine wird mir den Kopf abreißen, wenn ich schon wieder mit einem Anliegen komme.“
    „Catherine wird Ihnen um den Hals fallen, dass sie eine weitere Gelegenheit bekommt, allen zu zeigen, was das ELT kann.“
    „Sie haben eine Art, einen zu überzeugen.“
    „Nicht wahr?“ Anne setzte ein entwaffnendes Lächeln auf. „Und am besten tun wir es sofort.“
     
    Die „Tour de Science“, wie sie inzwischen überall genannt wurde, näherte sich ihrem letzten Ziel: Chemnitz. Hatte man zu Anfang alle zerstörungsfreien Methoden zur Materialanalyse eingesetzt, wurden im Laufe der Zeit die Untersuchungen härter. Um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen, musste man zum Leidwesen zahlreicher Forscher Teile des Materials opfern, was man natürlich erst so spät wie möglich tat.
    Das größte Opfer wollte man in Chemnitz bringen. Per Nanothomografie wurde das Material der Schraube Schicht für Schicht abgetragen. Der Preis dafür war extrem hoch. Eine materiell existierende Schraube gab es danach nicht mehr. Dafür besaß man ein atomgetreu nachgebildetes Modell im Computer. Jetzt konnte sie durch die Hochgeschwindigkeitsnetze kopiert und verteilt werden, so dass auch die Institute an den Forschungen beteiligt wurden, die man im Lauf der „Tour de Science“ nicht angefahren hatte. Auf diesem Weg überschritt die Schraube auch die Grenzen Europas und besuchte Labore in den USA und China.
    Für alle normalen Fans stand auf der Homepage der ESA eine abgespeckte Version zum Download bereit.
     
    ~~~~~

54. Darmstadt
     
    Dr. Bardouin war es gelungen, Catherine erneut zu überreden, das Großteleskop für Zwecke zu missbrauchen, für die es nicht gemacht war. Anne fertigte Ausdrucke in der höchstmöglichen Auflösung an und tapezierte damit die Wände im Raum der Mondlandschaft. Auf dem Fußboden war nicht mehr genügend Platz. Nun suchte sie Zentimeter für Zentimeter die Gegend ab, die sie als mögliche Zielregion für die Suche des Rovers berechnet hatte.
    Ihre Kollegen unterstützten sie, aber Anne war morgens schon da, bevor die ersten kamen, und wenn der letzte ging, war sie immer noch da. Dr. Bardouin begann sich Sorgen zu machen. Niemand konnte solch ein Pensum lange durchhalten.
    „Es geht mir gut“, wehrte Anne jedes Mal ab. Oder: „Wir müssen etwas finden.“ Oder: „Ich kann mich später noch genug ausruhen.“
    Sätze in dieser Art flossen aus ihrem Mund, manchmal bevor Dr. Bardouin zu Ende geredet hatte. Anne allein wusste, dass sie nicht nur von dem Wunsch angetrieben wurde, einen Anhaltspunkt zu finden. Ihr überdimensioniertes Arbeitspensum war auch eine Flucht in Aktivität. Das kurze Bild von Olaf und Sina ging Anne nicht aus dem Gedächtnis.
    Was ist zwischen den beiden? Und warum antwortet Olaf nicht mehr auf meine E-Mails und SMS?
    Fast hätte sie den einen Pixel übersehen, der geringfügig heller als die Umgebung war. Man hätte ihn für einen Bild- oder Übertragungsfehler halten können, aber Anne wollte sichergehen. Sie holte sich die Originaldatei auf den höchstauflösendsten Bildschirm, den sie erreichen konnte. Ein Fehler beim Ausdruck war es auf keinen Fall. Auch hier konnte sie ihn sehen: ein einziger kleiner Pixel. Er lag am unteren Rand einer Felswand, gerade noch innerhalb ihres errechneten Suchbereichs.
    Anne alarmierte Dr. Bardouin, der sofort zu ihr kam.
    „Ich habe etwas gefunden. Da! Sehen Sie!“
    Dr. Bardouin suchte die gezeigte Position aufmerksam ab.„Ich sehe nichts.“
    „Dort. Dieser Pixel.“
    „Ja - und? Das ist nur ein Pixel.“ Dr. Bardouin stutzte. „Wollen Sie etwa sagen, dass Sie die ganze Zeit nur einen einzigen Pixel gesucht haben?“
    „Sicher. Auf der Mondoberfläche

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