Krieg um den Mond (German Edition)
u-förmige Linie von einem Stein zum nächsten.
„Fang Si ist gefahren wie ein großes „U“. Das hat sich zufällig so ergeben - zu unserem Glück. Wir werden nämlich hier durchgehen. Das ist viel kürzer.“
Energisch fuhr Anne mit ihrem Finger von dem unteren Stein auf direktem Weg zu dem oberen und durchkreuzte dabei die gezackten Linien.“
„Und du glaubst echt, dass wir da durchkommen?“ Olaf hatte die Gegend gesehen und hegte erhebliche Zweifel.
„Hast du einen besseren Vorschlag? Ich will hier nicht warten, bis mir die Luft ausgeht.“
„Ich auch nicht. Aber selbst wenn wir es schaffen sollten, sitzt Fang schon lange in der Station und hat die Tür zugemacht.“
„Wer hat gesagt, das Wort „unmöglich“ sollten wir aus unserem Wortschatz streichen?“
„Ich erinnere mich schwach daran. Das muss in einem anderen Leben gewesen sein.“
„Also. Beweg dich!“
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65. Mondisch denken
Anne stapfte davon. Da eine Verständigung ohne direkten Kontakt der Visiere nicht möglich war, war die Diskussion damit beendet. Olaf stapfte hinterher. Das Feld mit den Formeln ließen sie achtlos zurück. Wenn nicht ein Meteorit einschlagen würde, würden vielleicht in tausend Jahren Mondfahrer über das Formelfeld rätseln. Sollten sie.
Für Anne und Olaf zählte jeder Meter, den sie vorankamen. Sie hatten nur sehr begrenzte Zeit und niemand wusste, was sie auf dem Weg erwarten würde.
Sie kamen durch eine gespenstische Landschaft. Die Felsformationen warfen lange Schatten. Wegen der fehlenden Atmosphäre gab es keine Zwischentöne. Entweder war etwas von der Sonne hell erleuchtet oder es herrschte finsterste Schwärze. Trotz der Behinderungen durch den unförmigen Raumanzug mit dem klobigen Versorgungstornister auf dem Rücken kamen sie gut voran. Der Blick auf die Anzeige der Sauerstoff-Vorräte trieb sie an. Ohne Gnade und ohne Pause bewegte sich der Zeiger aus dem grünen Bereich in den wesentlich schmaleren, gelben Bereich hinein. Olaf machte Anne ein Zeichen anzuhalten. Sie stellten die Verbindung ihrer Visiere her.
Olaf tippte auf seine Sauerstoffanzeige.
„Das sieht bei mir nicht besser aus“, erwiderte Anne. „Aber was mir wirklich Sorgen macht, ist, dass wir zu hoch kommen.“
Den ganzen Weg hatten sie zwar nur eine geringe, aber doch vorhandene Steigung gehabt. Und wenn es ein Stück abwärts ging, war der Anstieg jedes Mal einige Schritte länger.
„Wir haben keine andere Wahl. Wenn das die richtige Richtung ist, müssen wir weiter.“
Jetzt ging Olaf voran. Eine Viertelstunde später blieb er abrupt stehen und winkte Anne, dass sie herankommen sollte. Die Sauerstoffanzeige war schon in der Mitte des gelben Bereichs.
„Da hinten, hinter diesem Wall müsste die Station stehen. Wir sind richtig!“, jubelte Olaf.
„Woher weißt du das so genau?“
„Als ihr das erste Mal unterwegs wart und ich bei der Station geblieben bin, habe ich die Umgebung erkundet. Da oben habe ich gestanden.“
Olaf zeigte auf eine heraufragende Felsenklippe. Plötzlich war er still. Sein Arm sank herunter.
„Was ist?“, fragte Anne beunruhigt.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“
„Nun rede endlich!“
„Wenn wir aus der Richtung kommen, in die ich damals gesehen habe, wirst du nicht begeistert sein. - Komm mit!“
Anne musste ihm zwangsläufig folgen, wenn sie etwas erfahren wollte. Und dann sah sie es. Wenige Meter vor ihr befand sich die Abbruchkante eines Grabens. Einhundert, zweihundert oder noch mehr Meter ging es senkrecht in die Tiefe. Genaueres konnte man wegen der Lichtverhältnisse nicht sagen. Unten war es einfach nur tiefschwarz, ohne irgendwelche Abstufungen. Es hätte auch hundert Kilometer abwärts gehen können.
Auf der anderen Seite setzte sich die ebene Mondoberfläche fort, vielleicht fünfzehn Meter tiefer als auf ihrer Seite. Nach rechts und links reichte der Graben, soweit sie sehen konnten. Wie ein höhnisches Grinsen lag er vor ihnen und schien ihnen zuzurufen: „Ihr habt verloren! Nur zehn Meter bis zur anderen Seite, aber ihr habt verloren!“
Anne sah abwechseln in das finstere Loch und auf die Sauerstoffanzeige. Sie setzte sich an der Kante auf einen niedrigen Felsen. Olaf setzte sich neben sie und lehnte seinen Kopf an ihren. Gemeinsam sahen sie zur anderen, rettenden Seite hinüber.
„Und jetzt?“, fragte er. „Klettern können wir nicht. Selbst ohne Anzüge wäre es nicht zu schaffen. Und um den Graben zu umgehen, reicht unsere Luft
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