Krieg um den Mond (German Edition)
neuen Aufgaben mit unserem gesamten Team erledigen. Ohne Ausnahme.“
„Aber ...“, setzte Balton an, kam aber nicht weiter. Gordon trat drei Schritte nach vorne und stand den Mitarbeitern in der ersten Reihe fast auf den Füßen. Er sah Timothy direkt in die Augen.
„Mr. Balton, haben Sie ein Problem damit, sich ganz für unser Projekt einzusetzen?“
Die Worte verließen seinen Mund wie Pistolenschüsse. Es wurde still wie in einer Leichenhalle.
„Nein, Sir!“ klang es leise von hinten.
„Gut so! Und jetzt an die Arbeit. Jeder von Ihnen hat viel zu tun. Wir haben keine Zeit zu verschwenden. Wir werden jede Minute der gesamten Mission übertragen, in bester Qualität und ohne Ausfälle. Ich erwarte ihre volle Leistung, damit die Welt sieht, was wir können.“
Gordon trat zur Seite, was von der ersten Reihe als Aufforderung zum Aufstehen verstanden wurde. Damit es keine nachträglichen Diskussionen gab, blieb er stehen, bis der letzte gegangen war. Der Raum leerte sich schnell.
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4. Hofheim
„Hi, Anne, Olaf ist hier.“
„Das habe ich schon gesehen. Was willst du? Es ist mitten in der Nacht.“
Die NASA hat gerade eine Pressemeldung herausgegeben. Sie werden nicht nur den Start, sondern die gesamte Landeplatz-Erkundungs-Mission live im Internet übertragen - über den vollen Zeitraum. Ich dachte, dass dich das interessiert.“
„Tut es auch. Trotzdem ist es 1 Uhr in der Nacht. Das ist doch nicht alles, was du mir sagen willst.“
„Na ja, ich wollte dich auch fragen, ob du zur Launch-Party kommst. Wir wollen uns den Raketenstart gemeinsam auf dem großen Bildschirm in unserer Steuerungszentrale ansehen und eine kleine Party feiern.“
„Und DARUM rufst du mich jetzt an?“ Anne konnte es nicht fassen.
„Ich wollte der Erste sein, der dich fragt.“
Anne dachte nach. Auf die Party konnte sie gut verzichten, andererseits wollte sie den Start gerne sehen. Der riesige Bildschirm in der Steuerzentrale war etwas ganz anderes als ihr Minifernseher zu Hause.
„Und? Kommst du?“, bohrte Olaf.
„Ja, ich werde kommen. Aber ob an meiner Seite ein Platz frei ist, weiß ich noch nicht.“
„Mmh, überlegs dir und sag mir Bescheid.“
Olaf war nicht begeistert, aber man sollte die Hoffnung niemals aufgeben.
Ausgerechnet Olaf. Anne wusste nicht so richtig, was sie von ihm halten sollte. Er kam aus der Schweiz und arbeitete seit einem Jahr bei der ESA in Darmstadt als Kommunikationswissenschaftler. Sie selbst konnte in mathematischen Formeln und Berechnungen aufgehen. Nur zum Spaß hatte sie die komplizierte Flugbahn der Smart-Sonde nachberechnet, die die ESA mit einem Ionen-Antrieb zum Mond geschickt hatte, um diese neue Technik auszuprobieren. Die Ausdrucke der Formeln und die Darstellung der Flugbahn zierten eine ganze Wand ihres Wohnzimmers. Alle Bilder mussten weichen, um ausreichend Platz zu schaffen.
Olaf hatte eine Abneigung gegen Formeln. Wenn Berechnungen nötig waren, fand er immer jemanden, der ihm den schwierigsten Teil abnahm. Olaf besaß unglaublich viele Kontakte. Anne vermutete, dass ein Ausdruck seiner Telefonliste mindestens so groß war wie der Ausdruck ihrer Formeln. Diese Fähigkeit Kontakte zu knüpfen ging ihr ganz ab. Das beeindruckte sie, aber ein Wissenschaftler war er in ihren Augen nicht.
Anne kannte Olaf oberflächlich, weil er ihr bei einer komplizierten Internet-Recherche geholfen hatte. Das war das zweite, was er sehr gut konnte. Natürlich war sie in der Lage eine Google-Suche anzustoßen, mehr aber auch nicht. Sie konnte dem vielen Surfen im Internet nicht viel abgewinnen. Eigentlich seltsam, wo sie jeden Tag mit Computern arbeitete.
Insgesamt hatte Olaf seine guten Seiten - aber in einer Wissenschafts-Organisation war er fehl am Platz. Ob er aus dem gemeinsamen Abend im Internet etwas ableitete? Anne wusste es nicht. Ihre Erfahrung mit Männern war minimal, was aber nicht an mangelnder Nachfrage lag. Sie trieb ausgiebig Sport, hatte aber trotz der straffen Muskeln eine weibliche Figur. Das Geld für den Friseur sparte sie sich. Sie ließ ihre blonden Haare einfach lang wachsen und offen hängen. Das schien den Männern sogar zu gefallen. Ihre schroffe Art war auch kein Hindernis.
Stachelt vermutlich den Jagd-Instinkt an.
Einige Anfragen für die Launch-Party kämen mit Sicherheit noch. Warum also nicht Olaf? Dann war dieses Thema erledigt. Das war am einfachsten. Sie schrieb ihm eine kurze SMS mit ihrem Okay und schaltete ihr Handy aus. Ihr
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