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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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erläuterte. Fünf Minuten Aufmerksamkeit pro Vortrag und am Ende eine passende Frage dazu genügten, damit alle dachten, er hätte zugehört. Während der Predigten machte er für gewöhnlich in Gedanken den Dienstplan für die kommende Woche. Es war bei Predigten noch einfacher als bei Vorträgen. Man musste keine Fragen stellen, sondern am Ende nur ein paar Mal bemerken „Gute Predigt“.
    Gordon war sich sicher, so seine Chancen auf eine Beförderung um mindestens 10% erhöht zu haben. Im konservativ-frommen Texas war es schwierig, Karriere zu machen, wenn man als Atheist bekannt war. So gesehen war die Zeit, die er in der Kirche verbrachte, eine hervorragende Investition. Ein angenehmer Nebeneffekt war, dass er sich mindestens 100 Pluspunkte bei seiner Frau geholt hatte, was für ihn manche Annehmlichkeit bedeutete.
    Es dauerte nur drei Jahre, dann bot man ihm sogar einen Platz im Gemeinderat an. Er hatte vermeintlich gezögert und vorgeschoben, er hätte zu viel zu tun in seiner wichtigen Position. Das stimmte zwar, aber er sagte es nur, um sich dadurch interessanter zu machen. Falls sie ihn trotzdem nehmen würden - womit er fest rechnete - hatte er damit auch schon möglichen kritischen Fragen über sein geringes Engagement einen Riegel vorgeschoben. Seine Rechnung ging auf. Er wurde gewählt, die ganze Gemeinde war stolz und in seiner Bilanz erhöhten sich seine Chancen auf die begehrte Beförderung um weitere 10%.
    Gordon war schlau genug, sich seine Konkurrenten genau anzusehen. Jeff Miller mit seinem wesentlich besseren Uni-Abschluss war kein Problem. Er war noch nicht lange genug dabei, um ein ausreichend großes Netzwerk wichtiger Kontakte aufzubauen. Ein paar vertrauliche Gespräche mit den entscheidenden Leuten und die Sache war geregelt.
    Romano Gonzales war der einzige ernst zu nehmende Gegner, ein ehrgeiziger Sohn mexikanischer Einwanderer. Mit anstrengenden Jobs hatte er sein Studium selbst finanziert und sich hochgearbeitet, wie es dem ur-amerikanischen Traum entsprach. Aber er war traditionell katholisch wie seine Eltern und Großeltern. Pech für ihn, denn in den Augen der vielen evangelikalen Christen war das die falsche Religion, was Gordon selbstverständlich auszunutzen wusste.
     
    „Bing!“ Ein Erinnerungs-Memo poppte auf Gordons Rechner hoch.
    „Team-Meeting in 5 Minuten“ erschien auf dem Bildschirm. Es wurde Zeit. Unterlagen benötigte Gordon keine. Die E-Mail genügte. Ein kurzer „Print“-Befehl setzte den Drucker in Gang. Ungeduldig wartete Gordon, bis das Papier aus dem Ausgabeschacht gekrochen kam. Dann marschierte er mit selbstbewussten Schritten den Gang entlang zum großen Meeting-Raum. Theoretisch genügte eine Rund-Mail, aber dann hätte er keinen Auftritt gehabt. Gordon brauchte das Gefühl, Mitarbeiter einfach herzitieren zu können, auch wenn sie viel Arbeit hatten - oder gerade dann.
    Als Gordon den Raum betrat, verstummten die Gespräche. Prüfend ließ er seinen Blick über die zwei Reihen der wartenden Mitarbeiter schweifen.
    „Ladies und Gentlemen. Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, dass übermorgen die Rakete mit dem Mond-Rover in Canaveral startet. Seit Monaten arbeiten wir daran, dieses Ereignis live über Fernsehen und Internet zu senden. Vor einer Stunde hat mich eine E-Mail von Richard Wincent erreicht.“
    Um die Wirkung seiner Worte zu erhöhen, hielt er das Papier hoch, und aller Augen folgten dieser Bewegung.
    „Richard Wincent fragt nach, ob wir die Berichterstattung über das Internet während der gesamten Projektdauer aufrecht erhalten können. Ich habe Wincent bereits geantwortet, dass wir diese Aufgabe selbstverständlich übernehmen werden, ohne dass die Steuerungs- und Auswertungsaufgaben darunter leiden werden. Irgendwelche Einwände?“
    Zu Gordons Überraschung hob ein Mann aus der zweiten Reihe die Hand. Timothy Balton, ein sonst eher schüchterner Typ. Er war Anfang 30 und seine Frau war mit dem zweiten Kind schwanger, wie Gordon zufällig wusste.
    „Ja?“, grunzte er unwillig.
    „Entschuldigen Sie meine Frage, Sir. Wir arbeiten seit Monaten jeden Tag 16 Stunden für das Projekt. Die neuen Aufgaben bedeuten, dass das gesamte Team drei Monate weiterhin so viel Arbeit leisten muss. Was ist mit dem Urlaub, der uns nach dem Start versprochen wurde?“
    „Der ist gestrichen.“
    Leises Gemurmel war zu hören, was Gordon überhaupt nicht gefiel. Um aufkommende Diskussionen im Keim zu ersticken, fuhr er deshalb fort: „Wir werden die

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