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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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befahl der zweiten Schwadron, bei welcher Rostow diente, auf die Brücke zurückzukehren.
    Rostows Hand zitterte leicht, als er sein Pferd einem Soldaten übergab.
    »Krankenträger!« schrie eine Stimme von hinten. Rostow dachte nicht daran, was das bedeutete. Er lief weiter und strebte, allen voranzukommen, aber gerade bei der Brücke geriet er in den zähen Schlamm, stolperte und fiel auf die Hände nieder. Die anderen überholten ihn.
    »Auf beiden Seiten, Rittmeister!« hörte er die Stimme des Obersten, welcher vorausgeritten war und nicht weit von der Brücke hielt.
    Rostow rieb seine mit Schmutz bedeckten Hände an der Reithose ab und wollte weiterlaufen, in der Meinung, es sei am besten, je weiter er laufe. Aber der Oberst rief ihm zu, ohne ihn zu erkennen: »Wer läuft dort auf der Mitte der Brücke? Zur rechten Seite, Junker, schnell!« Dann wandte er sich an Denissow, welcher, um mit seiner Tapferkeit zu prahlen, zu Pferde auf die Brücke ritt.
    »Wozu sich aussetzen, Rittmeister? Sie sollten absteigen!« sagte der Oberst.
    »Eh! Wen es treffen soll, den trifft es«, erwiderte Denissow, indem er sich auf dem Sattel umwandte.
     
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    Inzwischen standen Neswizki und der Adjutant außer der Schußweite beisammen und beobachteten die kleine Anzahl Leute mit gelben Tschakos, dunkelgrünen, mit Schnüren besetzten Jacken und blauen Reithosen. Dann sahen sie nach dem jenseitigen Ufer, wo blaue Mäntel und Gruppen mit Pferden, welche leicht als Kanonen erkenntlich waren, sich rasch näherten.
    »Wer wird schneller sein? Werden die Unsrigen die Brücke noch anzünden können, oder werden sie von den Franzosen mit Kartätschen vertrieben werden?« Diese Frage stellte sich unwillkürlich jeder von ihnen.
    »O, den Husaren wird es gelingen«, sagte Neswizki, »sie sind nur noch einen Kartätschenschuß weit entfernt.«
    »Es war unnütz, so viele Leute zurückzuführen«, sagte der Adjutant.
    »Das ist richtig«, bestätigte Neswizki. »Hätte er zwei gewandte Burschen gesandt, wäre das ebensogut gewesen.«
    »Nun«, sagte der Adjutant, »jetzt gibt's Kartätschen!«
    Er zeigte auf ein französisches Geschütz, welches eben eiligst abprotzte. Auf der französischen Seite stieg eine Rauchwolke auf, dann eine zweite, eine dritte, fast zu gleicher Zeit.
    »Oho«, ächzte Neswizki wie unter brennendem Schmerz und ergriff die Hand des Adjutanten, »sehen Sie, einer ist gefallen! Gefallen! Gefallen!«
    Die französischen Geschütze wurden rasch wieder geladen; die Infanterie in blauen Mänteln bewegte sich im Lauf auf die Brücke zu. Wieder stiegen die Rauchwolken nacheinander auf, und die Kartätschen prasselten über die Brücke. Aber Neswizki konnte jetzt nicht sehen, was auf der Brücke vorging, ein dichter Rauch stieg von der Brücke auf. Den Husaren war es gelungen, sie in Brand zu stecken, und die französische Batterie schoß auf sie nicht mehr, um sie daran zu verhindern, sondern nur deshalb, weil die Kanonen aufgefahren waren und doch nach irgend etwas schießen mußten. Die Franzosen hatten drei Kartätschensalven abgegeben, bevor die Husaren zu ihren Pferden zurückkehrten. Zwei Salven waren schlecht gerichtet, aber die letzte traf mitten in einen Haufen Husaren, von denen drei fielen.
    Rostow blieb auf der Brücke stehen, ohne zu wissen, was er tun sollte. Es war nichts niederzusäbeln, wie er sich immer eine Schlacht vorgestellt hatte. Beim Anstecken der Brücke konnte er nichts helfen, weil er nicht, wie die anderen Soldaten, ein Strohbündel mitgenommen hatte. Er stand und blickte um sich, als es plötzlich auf der Brücke prasselte, als ob Erbsen ausgeschüttet würden, und einer der Husaren, der ihm am nächsten stand, stöhnend auf das Geländer fiel. Rostow lief mit anderen auf ihn zu; wieder schrie jemand »Träger!« Vier Mann ergriffen den Husaren und hoben ihn auf.
    »Oh, oh, oh, oh! Laßt mich los!« schrie der Verwundete, aber er wurde dennoch aufgehoben und auf die Tragbahre gelegt. Rostow wandte sich ab und blickte in die Ferne, nach der Donau, nach dem Himmel und der Sonne. Wie schön erschien der dunkelblaue Himmel, wie hell und siegreich schien die Sonne, wie freundlich glänzte das Wasser in der fernen Donau.
    »Ich wünschte nichts anderes«, dachte Rostow, »als daß ich dort wäre! In mir allein und in diesem Sonnenschein liegt so viel Glück, hier aber herrscht nur Stöhnen, Leiden und Schrecken!« Wieder wurde etwas gerufen und wieder liefen alle zurück. In diesem Augenblick

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