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Krieg – Wozu er gut ist

Krieg – Wozu er gut ist

Titel: Krieg – Wozu er gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Morris
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sich 2013, dem Jahr, da ich dies schreibe, die zwei Seerosen fünfmal verdoppelt, und wir haben nun 32 – eine Menge mehr als 1983, aber noch lange nicht genug, um den Teich zu füllen. Im Jahr 2025 aber wären es bereits 128 und 2040, am Vorabend von Kurzweils Singularität, über tausend. Der ursprüngliche Teich – wir – wird unter diesem dicken Seerosenteppich kaum mehr zu sehen sein.
    Zu den etwas mehr als dreißig Seerosen, die um die Mitte des Jahrzehnts verfügbar sein werden, werden Dinge gehören wie Google Glass, das Internet und Ratten, die einander in computergestützter Telepathie die Pfötchen bewegen – nur ein nettes Zubrot zu dem, was wir Menschen in den letzten 50   000 Jahren gehabt haben, mehr aber auch nicht. Die ungefähr 200 am Ende der 2020er Jahre werden künstliche Intelligenz beinhalten, die in manchen Fällen für menschliche durchgehen kann, eine Prise Telepathie und manches Leben, das fast ausschließlich in der virtuellen Realität gelebt wird, doch es wird immer noch sehr viel mehr Teich als Seerosen geben. Der rasante Anstieg, der am Ende der Anlaufphase jeder Wachstumskurve erfolgt, weil die Zahlen explosionsartig zunehmen, wird im Bereich Computerisierung der Menschheit erst um 2030 zu erwarten sein, ab dann wir jedes Jahr mehr Wandel erleben, als sich in der gesamten Zeitspanne zwischen den 1980er und 2010er Jahren ereignet hat, und in den 2040er Jahren, wenn der Wandel praktisch pausenlos und verzögerungsfrei abläuft, kann sich der Globocop zurückziehen.
    Die Rechnung geht allerdings nur dann auf, wenn die exponentielle Zunahme der Rechenleistung dieselbe Geschwindigkeit beibehält wie in den vergangenen fünfzig Jahren. Das aber verstieße gegen Smalleys Gesetz, dem zufolge alles möglich ist, aber grundsätzlich länger dauert, als wir annehmen. Wenn Smalleys Gesetz auch für die Digitalisierung und Computerisierung gilt, sind wir, wenn der Weltpolizist seinen Griff lockert, unter Umständen weit davon entfernt, in die Zielgerade einzubiegen. Schon eine geringe Verlängerung der Reproduktionszeit unserer Techno-Seerosen von sechs auf, sagen wir: zehn Jahre würde den Beginn des exponentiellen Zuwachses an Wissen in die 2060er Jahre und jede zu erwartende Singularität auf die 2080er Jahre verlegen.
    Käme der Globocop in den 2040er Jahren zu Fall, würde eine Zeitspannevon mehreren Jahrzehnten sowohl ohne Pax Americana als auch ohne Pax Technologica auskommen müssen. Statt sich zu einem einzelnen Superorganismus vernetzt zu haben, teilte sich die Smalleysche Welt in den 2050er Jahren womöglich in viele untereinander nicht kompatible Hirnnetzwerke auf, die von jeweils einer anderen Supermacht beherrscht werden. Wir werden vielleicht Zeugen einer Hightech-Ausgabe des Gerangels um Afrika im 19. Jahrhundert, wenn die Netzwerke um neurale Marktanteile konkurrieren und ihre Rivalen aus gewissen Teilen der Welt auszuschließen versuchen.
    Der Klimawandel wird dem Bogen der Instabilität zunehmend zu schaffen machen, Millionen Klimaflüchtlinge in Bewegung setzen und für zunehmende Spannungen sorgen, der Einzug von Killerrobotern verschiebt womöglich das Machtgleichgewicht, und die Infrastruktur- und Energieanforderungen eines Lebens mit vernetzten Maschinen bieten womöglich völlig neue Angriffsziele. Eine Nation, die meint, in Bezug auf den technologischen Wandel vorübergehend die Nase vorn zu haben, mag vielleicht der Versuchung erliegen, sich diesen Vorsprung zunutze zu machen, um jeder anderen ihren Willen aufzuzwingen oder, wahrscheinlicher noch, ein Staat, der zurückfällt, geht womöglich bankrott und setzt alles, was er hat, auf Angriff, bevor der Vorsprung des Feindes uneinholbar geworden ist.
    Dann wäre Armageddon nicht mehr weit.
Krieg! Wozu soll er gut sein?
    Einem alten Spruch zufolge, der mehreren Berühmtheiten angedichtet wird, sind Vorhersagen eine vertrackte Angelegenheit, vor allem dann, wenn es um die Zukunft geht. Ich möchte dessen ungeachtet schließen, indem ich den Kopf einmal mehr aus dem Fenster strecke und prophezeie, dass uns kein Armageddon bevorsteht. Wir werden uns vielmehr vermittels unserer Maschinen zusammenschließen und Gewalt zunehmend an Bedeutung verlieren lassen, bis wir – irgendwann gegen Mitte bis Ende des 21. Jahrhunderts – ihren Lohn auf null gebracht, dem Tier in uns den Garaus gemacht und den Weg von hier nach dort gefunden haben werden.
    Hauptgrund für meinen Optimismus ist unsere Erfolgsbilanz, die der Lauf der

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