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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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natürlich … Aber es gibt doch Händler oder große Industrielle, die in solchen Angelegenheiten weitaus kompetenter sind.«
    »Da irrt Ihr Euch. Die meisten Mitglieder der GIHK haben sich mit der Situation abgefunden. Aber die Gilde hat noch nicht realisiert, dass sie mit ihrer Unterstützung der Scaythen und mit ihrem fortwährenden Kampf gegen den Adel den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Wir müssen jetzt zusammenhalten und uns vor der drohenden Gefahr besser schützen. Tist d’Arogolon möchte dieses Problem mit Euch diskutieren, sobald die Versammlung zu Ende ist … allein.«

    Eine private Unterredung mit Tist d’Argolon! Teufel auch, Frau! Jetzt wollen wir mal sehen, ob du mich noch bei der kleinsten Gelegenheit ›mein armer Artuir‹ nennst!
    Die Plattform hielt in der siebten Etage der Pagode. Markus de Florenza geleitete Artuir und dessen Gedankenschützer in einen großen, erlesen eingerichteten Raum, dessen Wände mit Wasserwandteppichen vom Planeten Orange ausgestattet waren. Sie befanden sich unter der Kuppel der Pagode: unzählige Lichtkugeln schwebten unter der hohen gewölbten Decke. Aus dem Parkettboden stiegen süße Düfte auf, und in der Mitte des Raums sprudelte ein Brunnen: Aus dem Dreizack des Meeresgottes ergoss sich eine Melodie von perlendem Wasser – ein Klagelied in Moll.
    Artuirs Bewunderung war grenzenlos. Mit weit aufgerissenen Augen stand er da. Erst als der Assistent ihn streng musterte, fiel ihm ein, dass es als unschicklich galt, die eigenen Gefühle zu zeigen.
    Um ein rundes Podium, auf dem ein sehr alter, wahrscheinlich aus der Mittleren Zeit stammender Schreibtisch und zwei mit weißer Seide bezogene Sitzbänke standen, gruppierten sich Sessel, in denen jetzt einige bedeutende Persönlichkeiten saßen. Sie waren prächtig gekleidet. Der Tuchhändler erkannte sie, da er ihnen am Hof des Fürsten gelegentlich begegnet war, und er fühlte sich geschmeichelt, weil viele dieser kostbaren Stoffe aus seinem Atelier stammten. Etwa ein Drittel der Anwesenden waren Damen, deren kunstvolle Frisuren silbern, golden oder bronzefarben leuchteten.
    »Bis auf eine oder zwei Personen ist die Versammlung komplett. Ich bitte die Hochwohlgeborenen sich zu setzen«, sagte Markus de Florenza.

    Dann bat er den Gedankenschützer sich zu seinen Kollegen, den Scaythen, zu begeben. Sie standen – eine dicht gedrängte weiß gekleidete Gruppe – hinten im Raum. Der Tuchhändler nahm Platz und ließ den Blick über die Versammlung schweifen.
    Seine Nachbarin war eine berühmte Schauspielerin, eine Frau von erlesener Schönheit, von der böse Zungen behaupteten, sie habe zwei Jahre das Bett Menati Angs, des Bruders des jetzigen Herrschers, geteilt. Ihre großen türkisfarbenen Augen musterten den Neuankömmling mit unverhohlener Verachtung. Dann wandte sie sich dem Mann an ihre linken Seite zu, einem alterslosen Schönling in rotem Colancor, und flüsterte ihm etwas zu, worauf er lächelte.
    Artuir interpretierte dieses Lächeln als Reaktion auf eine spöttische Bemerkung über ihn, doch er gab vor, nichts bemerkt zu haben. Dieses höfische Ambiente voller falscher Schmeicheleien und Intrigen erfüllte ihn mit Unbehagen. Worte und Gesten der Höflinge stellten eine Art Code dar, deren Doppeldeutigkeit für einen einfachen Mann wie den Tuchhändler kaum zu entschlüsseln war.
    So gestaltete sich das Warten für ihn immer schwieriger, ja es erschien ihm fast unerträglich zu werden. Dutzende Augenpaare musterten ihn gnadenlos und mit falscher Freundlichkeit. Zum zweiten Mal bereute er bitter, nicht auf seine innere Stimme und seine Frau gehört zu haben. Er verfluchte seinen Ehrgeiz, weil er ihn in dem Glauben bestärkt hatte, eines Tages zu dieser vornehmen Welt zu gehören.
    »Teurer Freund, seid Ihr nicht zufälligerweise der Tuchhändler Ar … Artus Momboil?«

    Er zitterte. Die Schauspielerin starrte ihn mit ihren unergründlichen türkisfarbenen Augen an.
    »Boismanl«, stammelte er und richtete sich auf. »Artuir Boismanl … Das bin ich, in der Tat … Ich … Kann ich Euch auf irgendeine Weise behilflich sein, meine Dame?«
    »Aber ja, Sieur Momboil!«, entgegnete die Schauspielerin mit ihrer melodischen Stimme, in der ein Unterton heimlicher Belustigung mitschwang. »Ich muss Euch noch einen Besuch in Eurem Geschäft abstatten. Eure Stoffe scheinen die reinsten Wunder zu sein, so leicht, dass man das Gefühl hat, überhaupt nichts anzuhaben.«
    Die letzten Worte hatte sie mit

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