Krieger der Stille
höchster Stelle, die weitaus schlechtere Vorbilder sind«, hatte sie geantwortet. »Und diese Leute müssen sich nicht vor Gericht verantworten!« Was hätte er dazu sagen können? Also hatte er resigniert mit den Schultern gezuckt und sich weiter seinen Geschäften gewidmet.
»Da ist noch etwas!«, fuhr Tist d’Argolon fort. »Tausende Missionare der Kirche des Kreuzes, die gerade ihr Noviziat
beendet und ihr safrangelbes Habit angelegt haben, wurden in den großen Tempel Geodesil-III. beordert, damit sie allesamt auf andere Planeten der Konföderation transferiert werden konnten. Ich möchte daran erinnern, dass alle Deremats, ich wiederhole alle, ganz gleich, ob es sich um private, wie den meinen, oder öffentliche, wie die der InTra, beschlagnahmt wurden. Der planetarische Abgeordnete der InTra, Sieur Jadaho d’Ibrac, weilt heute Abend unter uns und möchte seiner Empörung über diese ungesetzliche Zwangsmaßnahme Ausdruck verleihen.«
Ein alter Mann mit zerfurchtem Gesicht, der in den traditionellen Farben der InTra – hellgrün und silberfarben – gekleidet war, stand auf und verneigte sich. Tist d’Argolon erwiderte den Gruß mit einem herzlichen Lächeln. Der Mann im schmutzigen durchlöcherten Colancor beugte sich vor und flüsterte Maryt etwas zu, die auf der gegenüberstehenden Bank saß. Die junge Frau nickte ernst.
»Der Konnetabel Pamynx findet momentan durch den sehr effizienten Apparat der Kirche des Kreuzes Unterstützung«, erklärte der Adelige. »Zunächst wird er die Fäden seines Komplotts weiterspinnen, bis die Konföderation ganz tief in der Falle sitzt. Nur die Kirche des Kreuzes weiß, was er dann zu tun gedenkt … Wir haben mit einigen Kardinälen gesprochen, die auf unserer Seite sind. Aber entweder hat man sie nicht in die Pläne eingeweiht, oder sie berufen sich auf ihre Schweigepflicht. Jedenfalls haben wir von ihnen nichts Neues erfahren können. Ein paar von unseren Leuten im Palast sind spurlos verschwunden! Warum? Was haben sie gesehen oder gehört? Wir alle, die wir heute hier versammelt sind, haben etwas gemeinsam: Wir sind verunsichert und der Scaythen auf die eine oder andere Weise überdrüssig. Deshalb ist es an
der Zeit, dass wir uns zusammenschließen, damit wir gemeinsam gegen die Scaythen vorgehen können. Wir Syracuser haben immer dem Rest des Universums als Vorbild gedient, unsere Werte haben sich auf die Institutionen der Konföderation gegründet. Doch nun haben wir anderen, Wesen aus unbekannten Regionen, die Herrschaft über unseren Planeten überlassen! Wir haben ihnen unsere Seele überlassen. Unsere Ahnen besaßen den Mut, sich gegen das Planetarische Komitee aufzulehnen, gegen eine Bande von Tyrannen. Jetzt haben wir die heilige Pflicht, die Scaythen von Hyponeros zu bekämpfen. Mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln!«
Die letzten Sätze hatte er mit leidenschaftlicher Stimme gesprochen. Ein bedrückendes Schweigen lastete auf dem Saal. Sogar die Fontäne schwieg. Es herrschte absolute Stille. Die Höflinge wagten nicht einmal, einander anzusehen. Die Schauspielerin zupfte an einer ihrer rebellischen goldenen Haarsträhnen.
Schließlich ergriff Jadaho d’Ibrac, der planetarische Abgeordnete der InTra, das Wort.
»Ich bin voll und ganz Eurer Meinung, Sieur d’Argolon. Auf den wöchentlich stattfindenden Treffen aller Transportgesellschaften sind wir zu denselben Erkenntnissen gelangt … obwohl es nicht einen Militär unter unseren Mitgliedern gibt.
Und wir haben noch eine letzte Bastion der Verteidigung: den Orden der Absolution. Sollte der Konnetabel Pamynx das naflinische System stürzen wollen, werden die Ritter des Ordens das zu verhindern wissen. Haben wir die Macht oder das Recht, anstelle des Ordens zu agieren? Denn seine Kompetenzen sind weitaus größer als die unseren, und …«
An dieser Stellte wurde der Redner durch Klatschen und bejahende Zurufe unterbrochen.
Stimmt, dachte Artuir Boismanl erleichtert, an die habe ich gar nicht mehr gedacht.
Ach, was weißt du schon vom Orden der Absolution, mein armer Artuir?, würde seine Frau sagen. Vielleicht existiert der überhaupt nicht.
»Bis zu diesem Äußersten dürfen wir es nicht kommen lassen!«, erklärte Tist d’Argolon mit Vehemenz, ja Wut in der Stimme. »Man würde uns, die Syracuser, für alles verantwortlich machen. Wir verlören unsere Glaubwürdigkeit und vor allem unser Prestige. Vor lauter Scham müssten wir schweigen. Die Jugend würde uns verachten, denn wir
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