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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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unerträglichen Schmerz zu verjagen, nun entspannte er sich plötzlich und sah völlig gelöst aus.

    Diese Reaktion verwirrte den Kardinal beträchtlich. Er schoss der Gestalt im schwarzen Kapuzenmantel wütende Blicke zu. Und während durch die Menge ein Raunen ging, trat der Scaythe auf den Geistlichen zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der Kardinal erhob seine Stimme: »Aus … aus gewissen Gründen wurde beschlossen, die Exekution zu verschieben. Aber glaubt ja nicht, dass dieser Mann seiner gerechten Strafe entgeht! Denn er hat sowohl die kaiserlichen Gesetze als auch die heiligen Gebote der Kirche gebrochen, deren demütiger Vertreter ich bin. Dieser Mann wird dazu verurteilt, den langsamen Feuertod zu sterben. Und nun kehrt nach Hause zurück und geht euren Beschäftigungen nach!«
    Langsam zerstreute sich die Menge. Die Selpdiker waren davon überzeugt, dass die Feen einem der ihren zu Hilfe gekommen waren. Also hatten die Feen sie nicht völlig im Stich gelassen. Wieder mischte sich Tixu unter die Leute. Vor allem jetzt durfte er nicht auffallen. Und ebenso unerwartet wie das Antra ihn verlassen hatte, kehrte es zu ihm zurück.
    Dass er mit seinem Antra einen Menschen vor dem Tode retten konnte, brachte ihn in eine gefährliche Lage. Dieses Mal war er durch die Umstände gezwungen gewesen, auf diese Weise zu handeln. Aber er hatte nicht das Recht, sein Leben in Gefahr zu bringen, um nur ein Leben zu retten. Es wäre viel besser, wenn er in der Lage wäre, den Klang des Lebens einer großen Anzahl Menschen zu vermitteln, so wie Aphykit es bei ihm auf Roter-Punkt getan hatte.
    Denn die junge Frau und er waren die Einzigen, die im Besitz der Flamme der Hoffnung des gesamten Universums
waren – das hatte ihm die Syracuserin jedenfalls an jenem Tag erklärt, als sie plötzlich stolz und unnahbar in seinem schäbigen Reisebüro auf Zwei-Jahreszeiten erschienen war. Und sollte es den Scaythen gelingen, dieses flackernde Licht auszulöschen, würden die bekannten Welten wahrscheinlich in einem unumkehrbaren Chaos versinken.
    Und während Tixu langsam über Houhattes Straßen schlenderte, fielen ihm wieder die Worte des irrsinnig gewordenen Ritters in der Krypta des Klosters ein.
    Er sagte: Geh! Es kommt jemand, der mit seinen Schülern ein neues Werk beginnt. Such diesen Mann … Wenn du ihn mit deinem Herzen suchst, wirst du ihn finden …
    Diese Worte begleiteten Tixu bis zum Wald der Magier. Ohne sich dessen bewusst zu sein, stand er jetzt dort auf der Lichtung. Und die Worte hallten in ihm wider gleich einem machtvollen Appell.
    Geh! Es kommt jemand, der mit seinen Schülern … Dein Schicksal erfüllen … Deinen Weg gehen … Ein anderes Werk …
    Er setzte sich gedankenverloren zwischen das im Halbschatten wachsende große Farnkraut und lehnte sich gegen eine Eichenpinie. Noch immer hallten die Worte in ihm wider, bis sie zu einem harmonischen Akkord wurden, der zu einer himmlischen Symphonie anschwoll, die ihn mit glückseliger Freude erfüllte.
    Er schloss die Augen und gelangte ins Zentrum der Stille. Am Ende des Weges stand der alte vertraute Apparat des Reisebüros auf Zwei-Jahreszeiten.
    Ohne die Augen wieder zu öffnen wusste Tixu, dass er wieder auf der Insel war. Er konnte es riechen. Es roch nach Jod, Algen und Monagern. Sein innerer Deremat hatte
ihn auf die hohe Düne inmitten der Insel transportiert. Die Meeressäuger waren sehr aufgeregt. Sie schlugen mit ihren Flossen auf den Sand und stießen entsetzte Schreie aus. Manche stürzten sich in die Wellen und brachten das Meer zum Überschäumen. Kacho Marum, Tixus großer Freund, lag am Fuß der Düne und sah den Oranger aus großen Augen unverwandt an, während er ein Klagelied sang.
    Tixu dachte an Kwen Daël und war bekümmert. Noch war der Fischer nicht in Sicherheit.
    »Sie brauchen nicht traurig zu sein«, sagte plötzlich jemand hinter ihm.
    Er drehte sich um. Aphykits schlanke Gestalt zeichnete sich vor dem silbernen Nebel ab. Er war derart verblüfft, dass er stumm blieb.
    »Ich habe mir erlaubt, Ihnen in Gedanken zu folgen«, sprach sie weiter. »Ich weiß, was Ihrem Freund, dem Fischer, passiert ist. Aber ob Sie mir nun glauben oder nicht, ich weiß, dass es ihm gut geht. Sie haben ihm ein wertvolles Geschenk gemacht: Selbst wenn das Antra nicht mehr in ihm ist, so wird es immer über ihn wachen. Also müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen …«
    Der immer stärker auffrischende Wind vom Meer her spielte mit Aphykits

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