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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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einen Streich spielen konnten.
    »Schnell! Der Junge ist schwer verletzt. Er muss versorgt werden.«
    Obwohl die Alte die Worte der Fremden nicht verstand, erkannte sie an dem eindringlichen Ton, dass etwas geschehen musste. Wieder vor sich hin brabbelnd, verließ sie durch die Hintertür das Zimmer und betrat einen kleinen, lichtdurchfluteten Innenhof.
    Aphykit beugte sich über den leise stöhnenden jungen Mann. Das Leben wich langsam aus ihm. Seine Augen glichen zerbrochenen Spiegeln. Sie fühlte sich ohnmächtig und bedauerte zutiefst, keine medizinischen Kenntnisse zu haben.
    Die Alte kam in Begleitung eines etwa zehnjährigen Jungen zurück, der auf einem Tablett aus Kupfer Verbandmaterial und einen rosafarbenen Flakon mitbrachte. Aphykit erkannte ihn sofort an seinem kurzen orangefarbenen Lendenschurz, der nahezu schwarzen Haut und dem runden Kopf mit dem flammend roten Haar. Er hatte große, intelligente Augen.
    Eben diesem Jungen war sie auf der Esplanade vor dem Stadttor begegnet und hatte ihn gebeten, die Pritiv-Mörder aufzuhalten. Er hatte zwei Finger in den Mund gesteckt
und einen gellenden Pfiff ausgestoßen, worauf sofort aus allen Ecken Kinder herbeigelaufen waren. Nachdem er sie kurz angewiesen hatte, hatten sich die Kinder im Schatten des Stadttors versteckt. Sie waren sehr diszipliniert und offensichtich daran gewöhnt, Flüchtenden, die im Labyrinth Matanas Schutz suchten, zu helfen. Dann hatte sich Aphykit auf die Suche nach Maranas gemacht.
    Der Junge war von der Schönheit der Syracuserin derart fasziniert, dass er sie mit Blicken geradezu verschlang. Er hatte geglaubt, es mit einem elenden Bettler zu tun zu haben, und jetzt hatte sich der Bettler in eine Zauberfee verwandelt!
    Die Alte beugte sich inzwischen über Maranas und reinigte, ständig vor sich hin murmelnd, seine Wunde. Als sie die rosa Flüssigkeit hineinträufelte, wurde sein Körper von Krämpfen geschüttelt.
    Der Junge ging langsam zu Aphykit und sagte: »Du warst vorhin verkleidet, aber ich erkenne dich wieder. Selbst wenn du dich von einem armen Mann in eine schöne Frau verwandelt hast.«
    Er hatte einen rauen, gutturalen Akzent, als er das Interplanetarische Nafle sprach, die offizielle Sprache der Konföderation.
    »Hast du gesehen, wie wir das gemacht haben?«, sagte er stolz. »Die anderen, diese dummen Pritiv-Mörder konnten uns nicht folgen. In Matana sind sogar sie gegen uns machtlos. Und während du hier, bei Inonii, Zuflucht gefunden hast, haben wir sie auf falsche Fährten gesetzt. Inzwischen haben sie sich wahrscheinlich vollständig verirrt und können sich glücklich schätzen, wenn sie mit dem Leben davonkommen. Sie sind vielleicht Pritiv-Mörder, sie sind aber auch Godappis! Wie du …«

    Er lächelte, und perlweiße Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht auf.
    »Wie habt ihr es geschafft, diese Staubmengen aufzuwirbeln?«, fragte Aphykit freundlich. »Wohl kaum allein mit euren Füßen …«
    »Wenn du Götter hast, danke ihnen, fremde Dame!«, antwortete der Junge. »Sie haben dich gut beraten, als sie dir empfahlen, dich an mich zu wenden. Denn ich bin der beste Staubleger in Matana. Schau mal!«
    Er fummelte auf so schamlose Weise unter seinem Lendenschurz herum, dass die Syracuserin leicht schockiert war. Dann zog er einen faustgroßen durchsichtigen Beutel hervor, der ein ockerfarbenes Pulver enthielt.
    »Das ist eine Staubbombe«, erklärte der Junge in schulmeisterlichem Ton. »Wenn ich sie loslasse und sie den Boden berührt, platzt das Papier, und der Staub fliegt davon. Dann müssten wir Inoniis Haus sehr schnell verlassen. Sonst würden wir in zwei Minuten ersticken …«
    Die Alte drehte sich um und fing an zu schimpfen, als sie den Beutel in der Hand des Jungen sah.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Godappi-Dame. Inonii ist eine nette Frau, aber sie schreit, sobald sie den Mund aufmacht. Sie spricht kein Nafle. Sie ist nie zur Schule gegangen. Ich auch nicht. Aber ich habe ihr gesagt, dass sie ihre Tür öffnen soll, falls du und dein Begleiter an ihrem Haus vorbeikommt.«
    »Und wenn wir in eine andere Richtung gegangen wären?«
    »Dann hätten sich andere Türen geöffnet. Ganz Matana wusste Bescheid. Ich bin euch gefolgt, seit ihr das Stadttor durchschritten habt. Als du noch ein Bettler warst, schöne Dame. Niemand kennt die Stadt besser als ich. Ohne
mich und meine kleinen Treiber wärst du jetzt tot. Aber vor allem hätten sie einen Prougen getötet, einen jungen Mann aus meinem

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