Krieger der Stille
Ankunft seiner Gedankenschützer zu warten.
»Ich möchte diese Leute sofort mit der neuen Situation konfrontieren und ihnen die Chance geben, sich der wahren und einzigen Lehre der Kirche des Kreuzes zuzuwenden, damit sie wiederum ihre Anhänger zu diesem Schritt bewegen können. Das allein würde viele Leben retten. Ist das Leben nicht die höchste Gabe unserer Kirche?«
»Diesen Wunsch erfülle ich Euch gern, Eminenz. Und was machen wir mit dieser Frau? Was habt Ihr beschlossen?«, fragte der Scaythe und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Bett, wo Armina jetzt leise weinte.
»Mit dieser Frau?«
Nachdenklich ließ der Kardinal wieder den Blick über das Panorama der langsam erwachenden Stadt schweifen, deren Bewohner noch nichts von den Ereignissen der Nacht ahnten. Der Silberkönig stieg langsam am Horizont empor und vertrieb den Morgennebel. Schon wurde es in dem Schlafgemach wärmer.
Der Kardinal drehte sich abrupt um und durchbohrte Armina
mit seinen kleinen grausamen Augen. Verachtung und Hass drangen aus jeder Pore seines Körpers. Diese Frau bot ihm eine ausgezeichnete Gelegenheit, seine angekratzte Autorität wiederherzustellen und sich an dem impertinenten Scaythen zu rächen.
»Nieder mit deinem Kopf, Hure!«, schrie der Kardinal. »Deine Schamlosigkeit ist eine Beleidigung der heiligen Mutter unserer Kirche. Als Erstes werde ich dich diesen Männern ausliefern, damit sie dich dort bestrafen, wo du deine Sünden begangen hast.«
Die Worte dieses Geistlichen berührten Dame Armina nur noch wie ein schwacher Windhauch. Denn in ihrem Inneren war sie bereits tot. Ihre Vorahnungen in der vergangenen Nacht waren zur Gewissheit geworden: Niemals würde sie ihren Sohn wiedersehen, den einzigen Menschen, den sie liebte. Diese Verbrecher hatten List getötet. List … List …
Kraft zum Widerstand hatte sie nicht mehr.
Die Verwünschungen dieses vor Arroganz aufgeblähten Pfaffen bewiesen ihr, wie sehr sie sich geirrt hatte. List … o Götter, nicht mein Sohn, nicht List …
Ihre Illusionen zerbrachen an diesem violetten Chorhemd, diesem roten Colancor und diesem lächerlichen Birett. Blind vor Stolz, dem Stolz einer Mutter, hatte sie die Warnungen Stry Wortlings in den Wind geschlagen und ebenso die ihrer Berater, die sie vor den eitlen Trugbildern Syracusas gewarnt hatten.
»Wenn diese Männer mit dir fertig sind, wirst du dem Volk auf dieselbe Weise präsentiert, die du so liebst: nämlich nackt. Und das in einem Käfig. Ein paar Tage später wird dir dann die Ehre zuteil, als Erste am Kreuz verbrennen zu dürfen. Ganz langsam. Auf diese Weise hast du
Zeit genug, dein schändliches Tun zu bereuen und somit als Vorbild für dein Volk zu dienen.«
Dann wandte sich der Kardinal an den Scaythen und sagte: »Findet Ihr nicht, dass die öffentliche Bestrafung einer ranghohen Person eine ausgezeichnete Demonstration der Lehren unserer heiligen Kirche darstellt?«
»Gewiss, Eminenz«, stimmte der Kapuzenmann zu.
Mit emotionsloser Grausamkeit betrachtete der Kardinal den zitternden Körper Arminas auf dem Bett. Ihre Schönheit löste keinerlei Begehren in ihm aus. Allein die zarten Körper unschuldiger Kinder – o Kirche, sei dieser armen Seele, der Seele deines treuen Dieners gnädig! – erregten ihn derart, dass er seine strengen, selbst auferlegten Prinzipien vergaß. Ein solches Tun sei nicht verwerflich, rechtfertigte er sich, nur eine Belohnung für die schwere Bürde eines Mannes der Kirche, eine Linderung seiner bedrückenden Einsamkeit.
Er spürte die Präsenz des Scaythen in seinem Rücken und verdrängte schnell, wenn auch mühsam, diese flüchtigen, so angenehmen Gedanken.
»Meine Herren Pritiv-Söldner, ich autorisiere Sie, eine Standardstunde lang mit dieser Schlampe zu machen, was Sie wollen. Machen Sie mit ihr, was Ihnen gefällt. Aber dabei zu Tode kommen darf sie nicht.«
Dann schritt er betont würdevoll aus dem Schlafgemach, gefolgt von dem Scaythen.
Zwei Stunden später trieben die Pritiv-Söldner und die interplanetarischen Polizisten alle tausend Bediensteten des Runden Hauses im Ehrenhof zusammen. In einem Käfig auf einem Podest saß eine an Händen und Füßen gefesselte Frau. Ihre weiße Haut war mit blauen Flecken übersät;
ihr Bauch und ihre Oberschenkel waren mit Blut, Urin und Exkrementen verschmiert.
Als die Diener erkannten, dass diese Frau Dame Armina war, reagierten sie mit Entsetzen. Sie waren schockiert. Zwar hatten sie die Witwe ihres verstorbenen
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