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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nicht. Andere missgestaltete Köpfe erschienen plötzlich in Fensteröffnungen, hinter Mauervorsprüngen und Schuttbergen. Die Männer und Frauen schwiegen.
    Mit einem Mal war Tixu von einer Grimassen schneidenden Horde Dämonen umgeben, die geradewegs aus der Hölle zu kommen schienen. Eine eisige Hand umklammerte seine Brust und schnitt ihm die Luft ab. Sein Blut gefror, sein Magen zog sich zusammen. Trotzdem nahm er seine ganze Kraft zusammen und versuchte sich aufzurichten. Vergebens. Seine Beine und Arme waren wie aus Watte, unfähig, der Schwerkraft auf Roter-Punkt zu trotzen.
    Ein paar dieser hexenähnlichen Frauen kicherten, pfiffen, stießen sich mit den Ellbogen an und warfen ihm anzügliche Blicke zu.
    »He, Godappi, ich blas dir einen, und dann besteige ich dich.«
    »Nein, nimm mich! Schau mich an, mein Süßer! Sieh mal, wie schön ich bin!«
    »Habt ihr beiden euch schon mal im Spiegel betrachtet? Ihr würdet selbst den letzten Penner in die Flucht schlagen.«
    »Haltet die Schnauze, ihr blöden Weiber!«, dröhnte der große Haschuitt. »Der Typ da darf uns nicht entwischen. Sieht ganz so aus, als hätte er ein kleines Problem mit
der planetarischen Zeitverschiebung. Aber sonst scheint er gut in Form zu sein … Der bringt uns eine Menge Kohle auf dem Sklavenmarkt ein. Das Mädchen heute früh hätte uns noch mehr eingebracht, aber mit dem da machen wir auch kein schlechtes Geschäft.«
    Die in dreckige Lumpen gehüllten Männer kletterten über Mauern und Steinhaufen und bildeten schnell einen Kreis um Tixu. Von Angst getrieben, gelang es ihm endlich aufzustehen und ein paar unsichere Schritte zu machen. Ihm kam ein flüchtiger Gedanke: Dieses Mädchen, von dem der Einäugige gesprochen hatte, musste die Syracuserin sein, seine letzte Kundin.
    Krachend rollten Steine zu Boden, als der große Haschuitt sie mit seinen Stiefeln lostrat und wie ein wild gewordener Stier auf seine Leute zustürmte.
    »Worauf wartet ihr noch, ihr kastrierten Affen?«, schimpfte der Einäugige. »Greift ihn euch!«
    Ein Mann packte Tixus Knöchel und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Der Oranger fiel auf den Rücken und rang nach Atem. Die anderen stürzten sich wie Heuschrecken auf ihn und hielten ihn an Armen und Beinen fest. Ihre verwahrlosten Körper stanken derart, dass ihm schlecht wurde.
    »Gut gemacht, Jungs! Den da, den lassen wir nicht entkommen!«, triumphierte der große Haschuitt. »Ihr scheint Fortschritte zu machen, meine kleinen Affen. Fesselt ihn! Nachher verkaufen wir ihn an einen Françao der Camorre.«
    Tixu wurde an Händen und Füßen zusammengebunden und dann brutal auf den Bauch gedreht. Mit dem Gesicht lag er auf einem verdorrten Grasbüschel, sodass er nur mühsam atmen konnte. Wegen der Fesseln konnte er sich
kaum rühren und seine angespannten Muskeln verkrampften sich schmerzhaft.
    In der plötzlichen Stille um ihn herum ertönte Isabusas krächzende Stimme: »He, Godappi, hätte ich dir erzählt, dass du deine Angebetete hier hättest treffen können, wärst du trotzdem zu spät gekommen. Die war heute morgen so scharf, dass sie kaum auf dich gewartet hätte. Wenn du gesehen hättest, wie schnell die abgehauen ist, würdest du nicht mehr hinter ihr her sein.«
    »Hey, Isa, reiß dein großes Maul nicht so weit auf«, murrte der große Haschuitt. »Du gehst uns auf die Nerven.«
    Isabusa schwieg, presste ihren Rücken gegen den großen Stein und paffte ihre Pfeife. Jetzt näherten sich die anderen heruntergekommenen Weiber Tixu. Gierig starrten sie ihn an und begannen, ihn mit ihren verdreckten Händen zu betasten, wobei sie ein kehliges Lachen ausstießen. Unter der Berührung ihrer schwieligen, rissigen Hände überliefen Tixu eisige Schauder. Es war die Hölle.
    Isabusa warf ihren Rivalinnen böse Blicke zu.
    »He, großer Haschuitt. Warum dürfen sich diese Schlampen mit dem Godappi vergnügen, und ich nicht? Ich hab doch diesen Süßen gefunden, oder nicht?«
    Und ohne auf eine Antwort zu warten, legte sie ihre Pfeife auf einen flachen Stein und stürzte sich mit ausgestreckten Krallen wie ein Raubtier auf ihre Konkurrentinnen. Die verteidigten sich wie die Furien, und sofort entbrannte ein wilder Kampf: Die Weiber kratzten, bissen, spuckten, rissen sich gegenseitig die Haare aus und bluteten aus unzähligen Wunden.
    »Hört sofort damit auf, oder ihr bekommt es mit mir zu tun!«, rief der große Haschuitt inmitten des Tumults.

    Sie gehorchten sofort und starrten ihren Anführer

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