Krieger der Stille
einem letzten Aufbäumen mit gekreuzten Armen und Beinen regungslos liegen.
»Er hat bereits einmal Verrat geübt, also wird er wieder Verrat üben«, erklärte der Scaythe emotionslos.
»Ihr … Ihr habt zweifellos recht«, stimmte ihm der Kardinal zu, wobei er es möglichst vermied, das Entsetzen zu verbergen, das diese mentale Exekution in ihm ausgelöst hatte.
Zwar hatte er von dieser neuen Fähigkeit der Scaythen gehört, jedoch noch nie eine Demonstration erlebt.
»In … in der Tat, es ist alles andere als wünschenswert, eine neue Welt auf Hinterlist, Falschheit und Verweichlichung aufzubauen«, blökte er und versuchte vergebens, seine Emotionen zu kontrollieren. »Die Kirche billigt Euer Vorgehen, denn wir brauchten diesen … dieses Individuum, um größeres Blutvergießen zu vermeiden. Er musste diese Rolle dem göttlichen Plan gemäß spielen, doch er hätte sich sicher eines Tages gegen die heilige Kirche aufgelehnt … hm … hätte er uns nicht noch im Hinblick auf die Strukturen seines Planeten nützlich sein können?«
»Verzeiht, Eminenz, aber der Konnetabel und seine Wissenschaftler, vor allem die Ethnologen, erforschen seit langem alle Strukturen anderer Welten, aus denen sich das uns bekannte Universum zusammensetzt. Auf diese Weise können wir auf jedem Planeten und den ihm zugehörigen Satelliten eine jeweils perfekt angepasste Regierung errichten. Wir haben uns dieses Marquisaners bedient, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, wie Ihr bereits richtig bemerkt habt. Dabei haben wir uns seines Hasses
und seines Rachedurstes bedient. Und in Zukunft wäre er uns eher lästig geworden als nützlich zu sein.«
Nach diesen Worten bedeutete der Scaythe den beiden Söldnern, den Leichnam in schwarze Asche zu verwandeln.
Voller Unbehagen ging der Kardinal zum blutbespritzten Erker. Er vermied es sorgfältig, in einen der purpurfarbenen Flecke auf dem Marmorboden zu treten. Dann ließ er den Blick über die runden Kuppeln und spitzen Türme der Metropole Duptinat schweifen und weiter über die gezackte Gebirgskette des Marquisats, deren verschneite Gipfel etwas aus dem Morgennebel emporragten. Sie glitzerten unter den Strahlen des Silberkönigs. Schließlich betrachtete er die barocken Säulen der Tempel, die in ihrer Farbigkeit eine willkommene Abwechslung zum überwiegend monotonen Graublau des Panoramas bildeten.
Verängstigt versuchte er, seine Befürchtungen zurückzudrängen. Trotz inständiger Bitten war es ihm nicht gelungen, seine Gedankenhüter in die Vorhut der Besatzungsmacht zu integrieren. Alle Deremats seien ausgebucht. Es gebe Dringenderes zu erledigen, hatte man ihm beschieden. Später, Eminenz. Und dieser Bescheid bedeutete, dass er gegenüber dem Scaythen eine untergeordnete Stellung einnahm. Zwar verbot der Ehrencode den Scaythen, in den Köpfen syracusischer Würdenträger zu lesen, aber dennoch hätte er sich mit seinen gewohnten Gedankenschützern viel wohlergefühlt.
Da das unablässige Weinen Arminas ihn daran hinderte, sich zu konzentrieren, damit er seine mentale Kontrolle wiederherstellen konnte, schimpfte er: »Kann denn niemand diese Schlampe zum Schweigen bringen?«
Der Scaythe ging zum Bett, packte Armina brutal an
den Haaren, riss sie hoch und schlug ihr mehrmals auf die Brüste und den Hals. Als er sie losließ, fiel sie keuchend aufs Bett zurück.
Der Kardinal bedankte sich mürrisch. Er hatte das entsetzliche Gefühl, dass seine Gedanken jederzeit zugänglich waren, dass sie sozusagen öffentlich geworden waren. Und die Rolle, die er in diesem Stück spielte, war eher beklagenswert.
Diese barbarische mentale Exekution vorhin verstärkte seine Befürchtungen. Und das Schlimmste war jene heimtückische, beunruhigende Frage, die er sich selbst stellte, wie eine blasphemische Schlange schlich sie sich immer öfter in den Sumpfs seines Gewissens. Überprüfte der Muffi Barrofill nicht gerade jetzt die Vertrauenswürdigkeit und Loyalität seiner Kardinäle, wo die Kirche des Kreuzes kurz davorstand, sich auf wunderbare Weise im gesamten Universum ausbreiten zu können und ihre Macht immens zu vergrößern? Hatte etwa der Muffi den Befehl erteilt, dass die Gedankenschützer auf Syracusa bleiben sollten?
Ein Schauder überlief den Kardinal, denn er vermutete, dass der Unfehlbare Hirte ein falsches Spiel spielte, den Klerus täuschte, und allein dieser gotteslästerliche Gedanke genügte, ihn am Kreuz den Feuertod erleiden zu lassen. Auch wenn er vor
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