Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
sein. Ein Mann, der es nicht zugelassen hat, dass die anderen ihn beherrschen.
Ein Mann, der getan hat, was getan werden musste, wie tollkühn es auch immer erschienen sein mag. Zumindest besagten das die Gerüchte über ihn.
Zane blieb bei der äußeren Festungsmauer unter einem Stützpfeiler stehen. Er bückte sich, entfernte einen Pflasterstein und fand in der Höhlung die Botschaft, die sein Spion in Elants Palast dort hinterlegt hatte. Zane nahm sie an sich, schob den Stein zurück, warf eine Münze und sprang in die Nacht hinein.
Zane schlich sich nie an. Er kauerte sich nie zusammen, huschte nie heimlich umher. Es gefiel ihm nicht einmal, sich zu verstecken.
So näherte er sich Straff Wagers Kriegslager mit entschlossenem Schritt. Seiner Meinung nach verbrachten die Nebelgeborenen zu viel Zeit damit, sich zu verstecken. Es stimmte, dass Anonymität eine gewisse Freiheit verschaffte. Doch seiner Erfahrung nach fesselte sie mehr, als dass sie frei machte. Auf diese Weise ließen sich die Allomanten kontrollieren, und die Gesellschaft konnte so tun, als würden sie gar nicht existieren.
Zane schritt auf einen Wachtposten zu, an dem zwei Soldaten bei einem großen Feuer saßen. Er schüttelte den Kopf. Sie waren so gut wie nutzlos, denn der Feuerschein blendete sie. Gewöhnliche Menschen fürchteten den Nebel, und das machte sie noch nutzloser. Dies war keine Anmaßung, sondern lediglich eine Tatsache. Allomanten waren nützlicher und daher auch wertvoller als normale Menschen. Aus diesem Grunde hatte Zane zusätzlich Zinnaugen in der Dunkelheit postiert. Diese regulären Soldaten waren eine reine Formalität.
»Töte sie«, befahl Gott, als Zane den Kontrollposten erreicht hatte. Er beachtete die Stimme nicht, auch wenn das immer schwieriger für ihn wurde.
»Halt!«, rief einer der Soldaten und senkte den Speer. »Wer ist da?«
Zane drückte mit seiner allomantischen Kraft den Speer an der Metallspitze beiseite. »Wer sollte es schon sein?«, brummte er und trat in den Feuerschein.
»Graf Zane!«, sagte der andere Soldat.
»Holt den König«, befahl Zane, während er weiterging. »Sagt ihm, er soll zu mir ins Kommandozelt kommen.«
»Aber Herr«, wandte der eine Soldat ein. »Es ist schon sehr spät. Seine Majestät schläft womöglich …«
Zane drehte sich um und sah den Soldaten eindringlich an. Zwischen ihnen wirbelten die Nebelschwaden umher. Zane musste bei dem Soldaten nicht einmal Allomantie einsetzen; der Mann salutierte einfach und eilte in die Nacht hinaus, um das zu tun, was ihm befohlen worden war.
Zane schlenderte durch das Lager. Er trug weder Uniform noch Nebelmantel, doch jeder Soldat, an dem er vorbeikam, blieb stehen und salutierte. So sollte es sein. Sie kannten ihn, wussten, was er war, und respektierten ihn.
Allerdings musste ein Teil von ihm zugeben, dass er nicht die mächtige Waffe wäre, die er heute darstellte, wenn Straff seinen Bastardsohn nicht versteckt gehalten hätte. Diese Heimlichkeit hatte Zane dazu gezwungen, ein Leben im Elend zu führen, während sein Halbbruder Elant eine privilegierte Stellung innegehabt hatte. Doch auf diese Weise hatte Straff Zane fast sein gesamtes Leben hindurch verstecken können. Obwohl es einige Gerüchte über die Existenz von Straffs nebelgeborenem Sohn gab, wussten nur sehr wenige, dass Zane dieser Sohn war.
Außerdem hatte das raue Leben, das Zane geführt hatte, ihn zu überleben gelehrt. Er war hart und mächtig geworden. Das würde Elant vermutlich nie verstehen. Leider hatte seine schwierige Kindheit dazu geführt, dass er verrückt geworden war.
»Töte ihn«, flüsterte Gott, als Zane an einem weiteren Soldaten vorbeikam. Diese Stimme hörte er jedes Mal, wenn er an einem Menschen vorbeiging; sie war Zanes ständiger stiller Begleiter.
Er wusste, dass er verrückt war. Aber schließlich war es nicht schwer gewesen, das herauszufinden. Normale Menschen hörten keine Stimmen. Zane schon.
Allerdings empfand er den Wahnsinn nicht als Entschuldigung für irrationales Verhalten. Einige Menschen waren blind, andere waren andauernd gereizt. Und wieder andere hörten Stimmen. Am Ende war es alles gleich. Ein Mensch wurde nicht durch seine Fehler bestimmt, sondern durch die Art, wie er sie überwand.
Und so ignorierte Zane die Stimme. Er tötete, wenn er es wollte, und nicht, wenn es ihm befohlen wurde. Seiner eigenen Einschätzung nach hatte er durchaus noch Glück gehabt. Andere Verrückte hatten Visionen oder konnten
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