Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Täuschung nicht von Wirklichkeit unterscheiden. Zane hatte sich wenigstens im Griff.
Meistens.
Er zog mit seiner inneren Kraft an den Metallverschlüssen, die die Klappe des Kommandozeltes in Position hielten. Sie ruckten zurück, und die Klappe öffnete sich für ihn, während die beiden Soldaten daneben vor ihm salutierten. Zane duckte sich und trat nach drinnen.
»Herr!«, sagte der befehlshabende Offizier der Nachtwache.
»Töte ihn«, sagte Gott. »Er ist wirklich nicht so wichtig.«
»Papier«, befahl Zane, während er zu dem großen Tisch ging. Der Offizier beeilte sich, ihm zu gehorchen, und packte einen ganzen Stapel unbeschriebener Blätter. Zane zog auf allomantische Weise an der Spitze eines Stiftes, so dass er quer durch den Raum in seine wartende Hand flog. Der Offizier brachte die Tinte herbei.
»Das hier sind Truppenkonzentrationen und Nachtpatrouillen«, sagte Zane und schrieb einige Zahlen und Diagramme auf das Papier. »Ich habe sie heute Nacht bemerkt, während ich in Luthadel war.«
»Sehr gut, Herr«, sagte der Soldat. »Wir schätzen Eure Hilfe sehr.«
Zane hielt kurz inne, dann schrieb er langsam weiter. »Soldat,
du bist nicht mein Vorgesetzter. Du stehst mit mir nicht einmal auf gleicher Stufe. Ich ›helfe‹ dir nicht. Ich kümmere mich um die Bedürfnisse meiner Armee. Begreifst du das?«
»Natürlich, Herr.«
»Gut«, meinte Zane, beendete seine Notizen und übergab das Blatt dem Soldaten. »Geht jetzt. Sonst könnte ich das tun, was ein guter Freund mir rät. Ich könnte dir diesen Stift in die Kehle rammen.«
Der Soldat nahm das Blatt entgegen und zog sich rasch zurück. Zane wartete ungeduldig. Straff kam nicht. Schließlich fluchte Zane leise, stieß die Zeltklappe mit seiner allomantischen Kraft auf und trat nach draußen. Straffs Zelt war ein strahlend rotes Leuchtfeuer in der Nacht, denn es wurde von zahllosen Laternen erhellt. Zane schritt an den Wachen vorbei, die ihn lieber nicht ansprachen, und betrat das Zelt des Königs.
Straff verzehrte gerade ein spätes Abendessen. Er war ein großer Mann und hatte braunes Haar wie seine Söhne – zumindest wie die beiden wichtigen. Er hatte die feingliedrigen Hände eines Adligen, die er benutzte, um mit vollendeter Finesse zu speisen. Er zeigte keinerlei Reaktion, als Zane eintrat.
»Du bist spät dran«, sagte Straff schließlich.
»Töte ihn«, sagte Gott.
Zane ballte die Fäuste. Dieser Befehl der Stimme war am schwierigsten zu ignorieren. »Ja«, bestätigte er, »ich bin spät dran.«
»Was ist heute Nacht passiert?«, fragte Straff.
Zane warf einen Blick auf die Diener. »Das sollten wir im Kommandozelt besprechen.«
Straff löffelte weiter seine Suppe und deutete damit an, dass Zane nicht die Macht besaß, ihm Befehle zu erteilen. Das war frustrierend, aber nicht unerwartet. Zane hatte vorhin dieselbe Taktik bei dem Offizier der Nachtwache angewendet. Er hatte schließlich nur von den Besten gelernt.
Zane seufzte und setzte sich. Er legte die Arme auf den Tisch
und drehte müßig ein Tafelmesser zwischen den Fingern hin und her, während er seinem Vater beim Essen zusah. Ein Diener näherte sich ihm und fragte ihn, ob er auch eine Mahlzeit wünschte, doch er winkte den Mann fort.
»Töte Straff«, befahl Gott. »Du solltest an seiner Stelle sein. Du bist stärker als er. Du bist fähiger.«
Aber mein Geist ist nicht so gesund wie seiner, dachte Zane.
»Also?«, fragte Straff. »Haben sie das Atium des Obersten Herrschers oder nicht?«
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Zane.
»Vertraut das Mädchen dir?«, wollte Straff wissen.
»Allmählich«, meinte Zane. »Ich habe gesehen, wie sie Atium eingesetzt hat, als sie gegen Cetts Attentäter gekämpft hat.«
Straff nickte nachdenklich. Er war wirklich ein fähiger Mann. Das Nördliche Dominium hatte es ihm zu verdanken, dass es nicht wie der Rest des Letzten Reiches im Chaos versunken war. Straffs Skaa waren unter Kontrolle und seine Adligen ihm ergeben geblieben. Zugegeben, er war gezwungen gewesen, etliche Menschen hinrichten zu lassen, damit allen klar war, dass er allein die Macht innehatte. Aber er hatte nur getan, was getan werden musste. Das war eine Eigenschaft, die Zane vor allen anderen respektierte.
Insbesondere seit er selbst Schwierigkeiten mit dieser Eigenschaft hatte.
»Töte ihn!«, schrie Gott. »Du hasst ihn! Er hat dich im Elend leben lassen und dich schon als Kind gezwungen, um dein Leben zu kämpfen.«
Er hat mich stark
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