Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
gemacht, dachte Zane.
»Dann benutze diese Stärke, um ihn zu töten!«
Zane nahm das Messer, mit dem er gespielt hatte, vom Tisch. Straff sah von seinem Mahl auf und zuckte nur ganz leicht zusammen, als Zane das Fleisch seines eigenen Armes durchbohrte. Er schnitt sich eine lange Spalte in den Unterarm. Blut trat aus. Der Schmerz half ihm, der Stimme zu widerstehen.
Straff sah seinen Bemühungen kurz zu, dann winkte er einen
Diener herbei, damit dieser Zane ein Handtuch brachte. Straff wollte kein Blut auf seinem Teppich sehen.
»Du musst sie dazu bringen, dass sie noch einmal Atium benutzt«, sagte Straff. »Vielleicht ist es Elant gelungen, eine oder zwei Perlen aufzutreiben. Die Wahrheit werden wir erst dann kennen, wenn Vin das Atium ausgeht.« Er wandte sich wieder seinem Essen zu. »Sie muss dir erzählen, wo der Vorrat versteckt liegt – falls sie ihn überhaupt in ihrem Besitz haben.«
Zane saß da und sah zu, wie das Blut aus der Wunde an seinem Unterarm hervortrat. »Sie ist tüchtiger als du denkst, Vater. «
Straff hob eine Braue. »Sage mir nicht, dass du diese Geschichten glaubst, Zane. All die Lügen über sie und den Obersten Herrscher.«
»Woher willst du wissen, dass es Lügen sind?«
»Wegen Elant«, sagte Straff. »Der Junge ist ein Narr. Er herrscht nur über Luthadel, weil jeder Adlige, der noch ein Stückchen Hirn im Schädel hat, aus der Stadt geflohen ist. Wenn dieses Mädchen tatsächlich so mächtig ist, dass sie den Obersten Herrscher besiegen konnte, dann frage ich mich, wie es deinem Bruder gelungen ist, ihre Treue zu erringen.«
Zane brachte seinem Arm eine weitere Wunde bei. Er schnitt nicht tief genug, um ernsthaften Schaden anzurichten, doch der Schmerz wirkte wie gewohnt. Schließlich wandte sich Straff abermals von seinem Essen ab und sah seinen Sohn mit schlecht verhüllter Abscheu an. Ein kleiner, verdrehter Teil von Zane freute sich über diesen Ausdruck in den Augen seines Vaters. Vielleicht war das ein Nebeneffekt seiner Geisteskrankheit.
»Wie dem auch sei«, meinte Straff, »bist du Elant begegnet?«
Zane nickte und wandte sich an eines der Dienstmädchen. »Tee«, rief er und winkte mit seinem unverletzten Arm. »Elant war überrascht. Er will sich mit dir treffen, aber offenbar gefällt ihm die Vorstellung nicht, dass er dafür unser Lager betreten muss. Ich glaube, er wird nicht kommen.«
»Möglich«, meinte Straff. »Aber unterschätze nicht die Dummheit
dieses Jungen. Wenigstens weiß er jetzt, wie es mit uns weitergehen kann.«
Dieses andauernde Posieren, dachte Zane. Indem Straff seinem Sohn diese Botschaft geschickt hatte, hatte er seinen Standpunkt verdeutlicht: Er würde sich nichts befehlen lassen und wegen Elant nicht einmal die geringste Unbequemlichkeit in Kauf nehmen.
Aber es bereitet dir Unbequemlichkeiten, dass du dich zu einer Belagerung hast zwingen lassen, dachte Zane und grinste. Am liebsten hätte Straff unmittelbar angegriffen und die Stadt ohne jedes Verhandeln eingenommen. Die Ankunft der zweiten Armee hatte das unmöglich gemacht. Wenn Straff nun angriff, würde er von Cett besiegt werden.
Das bedeutete Warten und Belagern, bis Elant Vernunft annahm und sich freiwillig seinem Vater auslieferte. Doch Straff hasste es zu warten. Zane hingegen machte es nicht viel aus. Es würde ihm mehr Zeit geben, gegen das Mädchen im Wettkampf anzutreten. Er lächelte.
Als der Tee kam, schloss Zane die Augen und verbrannte Zinn, um seine Sinne zu schärfen. Zuerst traten ihm seine Wunden explosionsartig ins Bewusstsein; kleinere Schmerzen verstärkten sich und machten ihn wach.
Es gab etwas, das er Straff nicht gesagt hatte. Sie wird mir vertrauen, dachte er. Und da ist noch etwas an ihr. Sie ist wie ich. Vielleicht … versteht sie mich.
Vielleicht kann sie mich retten.
Er seufzte, öffnete die Augen und säuberte sich den Unterarm mit dem Handtuch. Bisweilen ängstigte ihn sein Wahnsinn. Aber wenn Vin in der Nähe war, schien das Wispern schwächer zu sein. Das war alles, woran er sich im Augenblick festhalten konnte. Er nahm den Tee von dem Dienstmädchen entgegen – langer Zopf, feste Brüste, schlichte Gesichtszüge – und trank einen Schluck von dem heißen Getränk mit Zimtgeschmack.
Straff hob seine eigene Tasse, zögerte und roch unaufdringlich daran. »Vergiftet, Zane?«
Zane sagte nichts.
»Unter anderem mit Birkwurz«, bemerkte Straff. »Das ist enttäuschend unoriginell, mein Sohn.«
Zane sagte nichts.
Straff machte eine
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