Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
fünfzehn Favoritinnen. Doch unter den Frauen, mit denen er gegenwärtig schlief, befanden sich auch einige, die er nicht wegen ihrer Schönheit, sondern wegen ihrer Fähigkeiten hielt. Amaranta war ein gutes Beispiel dafür. Vor etwa einem Jahrzehnt war sie einmal recht schön gewesen, doch nun näherte sie sich bereits ihrem dreißigsten Jahr. Ihre Brüste hingen nach einigen Geburten durch, und jedes Mal, wenn Straff sie ansah, bemerkte er mehr Falten auf ihrer Stirn und um die Augen. Die meisten Frauen wurde er leid, lange bevor sie Amarantas Alter erreicht hatten.
Doch diese Frau besaß Eigenschaften, die sie wertvoll machten. Falls Zane erfuhr, dass Straff in dieser Nacht nach ihr verlangt hatte, dann würde er annehmen, Straff habe mit ihr schlafen wollen. Doch da war er im Irrtum.
»Herr«, sagte Amaranta, kniete sich nieder und zog sich aus.
Na, wenigstens ist sie eine Optimistin, dachte Straff. Er war der Ansicht gewesen, sie wüsste um ihre Stellung, nachdem er sie vier Jahre lang nicht mehr in sein Bett gerufen hatte. Erkannten es die Frauen denn nicht, wenn sie nicht mehr anziehend waren?
»Behalte deine Kleidung an, Frau!«, fuhr er sie an.
Amaranta sah erstaunt drein. Sie legte die Hände in den Schoß, ließ ihr Kleid halboffen stehen und die eine Brust entblößt, als ob sie ihn mit ihrer alternden Nacktheit verführen wollte.
»Ich brauche dein Gegenmittel«, sagte er. »Schnell.«
»Welches, Herr?«, fragte sie. Sie war nicht die einzige Kräuterkundige, die sich Straff hielt; er hatte von vier verschiedenen Personen gelernt, Gerüche und Geschmacksrichtungen auseinanderzuhalten. Amaranta war die Beste von ihnen.
»Birkwurz«, sagte Straff. »Und … vielleicht noch etwas anderes. Ich bin mir nicht sicher.«
»Also wieder einmal ein allgemeines Mittel, Herr?«, fragte sie.
Straff nickte knapp. Amaranta stand auf und ging hinüber zu seinem Giftschrank. Sie zündete die Pfanne daneben an und brachte darauf einen kleinen Topf mit Wasser zum Kochen, während sie rasch Kräuter, Flüssigkeiten und Pulver zusammenmischte. Dieser Trank war ihre Spezialität. Er bestand aus allen grundlegenden Gegengiften und Heilmitteln, von denen sie einen Vorrat hatte und um deren Wirkung sie wusste. Straff vermutete, dass Zane die Birkwurz benutzt hatte, um damit etwas anderes zu überdecken. Doch was immer es sein mochte, Amarantas Trank würde es unwirksam machen – oder zumindest enthüllen, worum es sich gehandelt hatte.
Voller Unruhe wartete Straff, während Amaranta arbeitete. Noch immer war sie halb nackt. Das Mittel musste jedes Mal frisch zubereitet werden, aber es war das Warten wert. Endlich brachte sie ihm einen dampfenden Becher. Straff goss den Inhalt hinunter, auch wenn er schrecklich bitter schmeckte. Sofort fühlte er sich besser.
Er seufzte – wieder einer Falle entgangen! – und trank auch den letzten Rest, weil er ganz sicher sein wollte. Abermals kniete Amaranta erwartungsvoll nieder.
»Geh«, befahl Straff ihr.
Amaranta nickte langsam. Sie steckte den Arm wieder durch den Ärmel ihres Kleides und zog sich aus dem Zelt zurück.
Straff saß aufgeregt da und hielt weiterhin den leeren, kühler werdenden Becher in der Hand. Er wusste, dass er sich auf des Messers Schneide befand. Solange er vor Zane stark erschien, würde der Nebelgeborene das tun, was Straff ihm befahl.
Hoffentlich.
Wenn ich bloß über Alendi hinweggegangen wäre, als ich vor all den Jahren einen Gehilfen suchte.
Kapitel 19
S azed nahm seinen letzten Stahlgeist ab und hielt ihn hoch. Der Metallreif glitzerte im roten Sonnenschein. Für einen anderen Menschen mochte er wertvoll erscheinen, doch für Sazed war er nur eine leere Hülse – ein einfaches Stahlarmband. Er könnte es zwar wieder füllen, wenn er wollte, aber im Augenblick erschien es ihm nicht der Mühe wert, den Reif mitzuschleppen.
Seufzend warf er das Metall weg. Es fiel mit einem Klappern zu Boden und wirbelte ein wenig Asche auf. Fünf Monate habe ich gespeichert, und jeden fünften Tag habe ich Geschwindigkeit abgezapft, während sich mein Körper bewegt hat, als ginge er durch zähe Molasse. Und jetzt ist alles weg.
Dieser Verlust hatte ihm jedoch etwas sehr Wertvolles erkauft. In nur sechs Tagesreisen hatte er durch die gelegentliche Benutzung des Stahlgeistes eine Strecke zurückgelegt, für die er unter gewöhnlichen Umständen sechs Wochen gebraucht hätte. Seinem kupfernen Kartengeist zufolge lag Luthadel nur noch etwas mehr als eine
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