Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
in der Falle.
Am Ende hatte das Labyrinth sie also doch getrennt.
Es war später Nachmittag, als Grizz und Lepard an die Eingangstür des zweigeschossigen, beigebraunen Fachwerkhauses in Whitefish, Montana, klopften. Es stand in einer ruhigen Wohnstraße und hatte eine von Grünpflanzen und Blumen überquellende Vorderveranda. Auf einer gepolsterten Bank in deren Mitte lag eine fette, getigerte Katze und schlief.
In der Ferne erhoben sich die Berge der Rocky Mountains, deren schneebedeckte Kämme der Wärme dieses Spätfrühlingstages zu widersprechen schienen.
Ein Mann öffnete die Tür. Sein ungepflegtes hellbraunes Haar fiel ihm glatt auf die Schultern, und er hatte einen üppigen Vollbart. Sein weißes T-Shirt und die Jeans waren mit Farbflecken übersät, und in der freien Hand hielt er locker ein Glas mit einem Getränk, das sehr nach Whiskey aussah.
»Yarren Brinlin?«, fragte Grizz.
Die kleinen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wer will das wissen?«
Grizz verschaffte sich Zutritt zum Haus, woraufhin der kleinere Mann einen empörten Aufschrei ausstieß.
»Hey! Was zum Teufel soll das?«
Grizz blieb mitten im Eingangsraum stehen und sah sich um. Es handelte sich offensichtlich um ein Kunstatelier mit zwei Staffeleien mit halb fertigen Bildern und einem Stapel leerer Leinwände, die an der Wand lehnten. Farbtuben und -dosen in allen möglichen Farben und Formen lagen überall verstreut. Das Haus roch nach Ölfarben, Terpentin, Zigarettenqualm und Mikrowellenpizza.
»Verschwindet aus meinem Haus!«
Grizz konnte sich nicht mehr beherrschen, und seine Reißzähne und Krallen schossen mit einem wütenden Knurren hervor.
Brinlins Kinn sackte nach unten, seine Augen wurden tellergroß, und ihm glitt das Whiskeyglas aus den Fingern, das auf dem Dielenboden splitternd zerbrach. »Du bist ein Krieger des Lichts.«
Grizz spürte Lepards Hand auf seiner Schulter. »Reiß dich zusammen, Grizz.«
Die ohnehin schon weit aufgerissenen Augen wurden noch größer. »Der Grizzly ? Leibhaftiger.« Sein Blick ging zu Lepard. »Du auch?«
»Schneeleopard.«
Brinlin taumelte einen Schritt zurück. »Was … was wollt ihr?«
»Sabine.«
Die vor Wut geröteten Wangen des Mannes verloren alle Farbe. »Nein. Keine Chance. Sie bringt euch um, wenn ihr versucht, in ihre Nähe zu kommen. Oder sie bringt mich um.«
»Dann mag sie also keine Krieger des Lichts?«
»Sie mag niemanden. Sie ist eine Einzelgängerin.«
»Wir müssen mit ihr reden«, erklärte Grizz.
Brinlin wich noch einen Schritt zurück. »Ich kann euch nicht helfen.«
Grizz trat wieder näher. »Gib mir ihre Adresse.«
»Die kenne ich nicht.« Der kleine Mann warf einen Blick nach hinten, als er gegen den Stapel leerer Leinwände stieß und nicht weiter zurückweichen konnte. »Sie hat wahrscheinlich nicht mal eine. Sie lebt irgendwo im Nichts.«
Mit angespannten Muskeln und am Ende seiner Geduld tat Grizz noch einen Schritt, bis er keinen halben Meter mehr von ihm entfernt stand. Mit seinen zwei Metern zehn überragte er den Mann und nutzte seinen Größenvorteil, um ihn einzuschüchtern. »Dann bringst du uns zu ihr.«
»Nein! Ich meine … sieh mal.« Brinlins Adamsapfel hüpfte krampfhaft auf und ab, während Schweißperlen auf seine Stirn traten und sein Blick hektisch umherhuschte. »Es gibt da einen Postkasten im Wald, wo ich ihr einmal im Monat Verpflegung hinterlasse und die Liste für den nächsten Monat abhole. Das ist alles. Ich bekomme sie nie zu Gesicht.«
»Wann lieferst du ihr die Sachen?«
»An jedem Ersten des Monats.«
Das war erst in vier Tagen. So lange konnte er nicht warten. Er war jetzt schon am Ende seiner Geduld. »Erklär uns, wie wir zu dem Postkasten kommen.«
»Ich …« Er schluckte. »Sie wird mich umbringen.«
Grizz’ Reißzähne und Krallen fuhren erneut aus. »Entweder sie oder ich«, knurrte er.
Der Mann wurde so schnell bleich, dass Grizz dachte, er würde gleich in Ohnmacht fallen. »Habt ihr etwa vor, ihr was anzutun?«
»Wir brauchen nur ihre Hilfe.«
Obwohl er offensichtlich vor Angst zitterte, spottete Brinlin: »Na, dann viel Glück. Bei dem einzigen Mal, als ich ihr begegnet bin, hat sie ein Gewehr auf mich angelegt.«
»Und trotzdem versorgst du sie weiter?«
»So lange man zurückdenken kann, lag es in der Verantwortung meines Clans, sich um Sabine zu kümmern. Schon seit Jahrhunderten. Wahrscheinlich noch länger. Wie ich bereits sagte … sie ist eine Einzelgängerin. Wo sie auch hingeht,
Weitere Kostenlose Bücher