Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
folgt ihr jemand aus meinem Clan … mit gebührendem Abstand. Zuerst lebte mein Vater hier draußen – fast einhundert Jahre lang. Doch er wurde von einem Grizzly gefressen, und so bin ich hierher gezogen, um seinen Platz einzunehmen.«
»Mir wurde gesagt, dass sie eine Zauberin ist. Warum versorgt ein therianischer Clan eine Zauberin?«
»Sie ist keine Zauberin. Na ja, vielleicht ist sie’s irgendwie doch. Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, wie es zu dem Versprechen kam, sie zu versorgen. Wir haben es einfach immer schon so gemacht.«
Grizz spürte, wie sich seine Krallen und Reißzähne zurückzogen. Er hatte keine Kontrolle über sie und fragte sich, ob er die je haben würde. »Du wirst mir den Weg zu diesem Postkasten beschreiben«, sagte er ruhig. »Oder ich reiße dir die Leber aus dem Leib.«
Der Mann wurde blass. »Ihr dürft ihr nicht verraten, wie ihr sie gefunden habt. Ihr dürft mich da nicht mit reinziehen.«
»Den Weg.«
Brinlin holte stockend Luft. »Richtig.« Er blickte Grizz skeptisch an. »Wie gut kennt ihr diese Gegend?«
»Gar nicht. Druck mir eine Karte aus.«
Noch ein stockender Atemzug. »Okay.«
Als Brinlin zu seinem Laptop eilte, fragte Lepard: »Wie sieht sie aus? Sabine?«
»Dunkle Haare, rötlich. Helle Haut. Hübsch, glaube ich, aber das ist schwer zu sagen, da sie mich damals durchs Visier eines Gewehres angesehen hat.«
Zehn Minuten später stiegen Grizz und Lepard mit der Karte in der Hand in ihren Mietwagen und fuhren weiter.
»Die Frau scheint ja echt reizend zu sein«, bemerkte Lepard.
»Vielleicht. Oder sie ist einfach nur vorsichtig.«
»Was meinst du damit?«
»Der Indianer sagte, sie könne in die Seele eines Mannes blicken. Hört sich für mich nach einer Art Empathin an.«
Lepards Mund öffnete sich. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens murmelte er: »Vielleicht kann sie nichts dagegen tun, dass sie Dinge bei anderen Leuten spürt …«
»Das würde ihr Bedürfnis nach Einsamkeit erklären, das sie notfalls auch mit Waffengewalt durchsetzt.«
»Kannst du dir vorstellen, wie einsam diese Art von Leben sein muss?«
»Ich denke eher, welche Art von Begrüßung uns wohl erwarten wird und ob sie uns freiwillig zum Haus des Lichts begleitet.«
Lepard schnaubte. »Aha, du meinst also, die Chance steht eins zu eine Million? Ich hab ja gesagt, das hier ist ein Himmelfahrtskommando. Das Ganze kann beim besten Willen nicht funktionieren. So oder so.«
»Wahrscheinlich nicht. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir nicht mehr viel zu verlieren haben.«
»Wenn man bedenkt, dass die neun uns zu guter Letzt sowieso umbringen?« Lepard stieß ein freudloses Lachen aus. »Wir sind zu einhundert Prozent im Arsch.«
Es schneite leicht, und die Luft war eisig, als Melisande sich nach einer Stelle umsah, wo sie sich besser verteidigen konnte. Das verfluchte Labyrinth würde nämlich bestimmt wieder irgendjemanden schicken, der ihr nach dem Leben trachtete.
Oder irgendetwas .
Sie musste nicht lange darauf warten. Nur Minuten später drehte sie sich beim Klang donnernder Hufe um und starrte mit wachsendem Grausen das Biest an, das über die verschneite Ebene auf sie zugerast kam. Das Ungeheuer war groß wie ein Bulle, hatte eine hundeartige Schnauze mit bösartigen Hauern und ein dichtes grünlich graues Fell. Doch es waren die Hörner auf seinem Kopf, die sie in Angst und Schrecken versetzten – nicht zwei, wie bei einem Bullen, sondern ein Kranz aus sechs Hörnern, die lang und schmal an Kurzschwerter erinnerten und sie zu Hackfleisch verarbeiten wollten.
Sie zog ihre Messer und berechnete im Geiste die Geschwindigkeit dieses Viechs und wie sie am besten den Hörnern entging, wenn sie auf seinen Rücken sprang.
Das Biest stieß ein markerschütterndes Brüllen aus und senkte den Kopf, womit es ihr unmissverständlich mitteilte, dass es sie töten wolle und das Labyrinth und seine Schöpfer ihr nicht erlauben würden, diesen Ort lebend zu verlassen. Einen düsteren Augenblick lang hatte sie Angst, dass genau dies auch geschehen würde. Möglicherweise würde sie Fox nie wiedersehen und auch nicht Ariana oder ihre Schwestern.
Sie musste dieses Ding töten, und zwar schnell.
Das Biest stürmte los, doch es war flinker, als sie gedacht hätte. Ein beißender Schmerz schoss ihr durch die Seite, und als sie an sich herabblickte, sah sie einen weiteren Riss in ihrer Tunika und herausströmendes Blut. Verdammt! Taumelnd wich sie vor dem Tier
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