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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und leichtem Ekel. Niemand konnte sich dem Eindruck dieses Gesichts entziehen, nicht einmal Cade.
    »Das wird sich ändern!« sagte Poter kurz.
    »Ich?« fragte Kilham unbehaglich.
    »Ja.«
    Damit war alles gesagt. Cade Kilham lehnte sich zurück und entspannte sich.
    »Warum dieser Entschluß, Poter?«
    »Meine ›wandernden Ohren‹ haben nun viel Zeit. Sie werden nicht mehr für Eroberungszüge gebraucht, also können sie sich umsehen. Dort in den Bergen soll es eine große Stadt geben, mit vielen Männern, die allesamt große Krieger sind. Das kann richtig sein oder nicht – aber sie trafen einen einzelnen Mann, der wirres Zeug redete.«
    Cade zuckte die Schultern und sagte:
    »In einem Land, das zehn verschiedene Götter kennt, von denen neun allein den Untergang des Lebens bedeuten, mag es nicht besonders verwundern. Ein alter Mann, wirr im Kopf, redet von einer zehnten oder elften Gottheit. Kraim wird ihn gnädig aufnehmen.«
    Kraim war der furchtbare Gott des Feuers vom Himmel.
    »Warte! Was dieser Mann sagte, ist gleich dem, was der wandernde Erzähler mir berichtete. Hole den Erzähler!«
    Die letzten Worte galten der Sklavin. Sie stand mit geschmeidigen Bewegungen auf, glitt über die halbe Plattform und verschwand in dem runden Loch der Zentralsäule, dem einzigen Zugang zu diesem Ort. Die ununterbrochene Anhäufung von unerklärlichen Dingen und Begebenheiten hatte Cade abgestumpft, und er betrachtete die Umgebung jetzt fast gelangweilt. Dann wurden Geräusche hörbar. Das Klingeln feiner Ketten, unregelmäßige Schritte von verkrüppelten Füßen, der leichte Tritt der Sklavin in den goldenen Sandalen. Poter deutete auf ein Kissen neben der Glutschale. Langsam wandte Cade den Kopf.
    Der Greis, den die Sklavin geholt hatte, fiel zwischen dem Glutkorb und dem Herrscher auf die Knie, berührte mit der Stirn den Boden und blieb in dieser Haltung. Ein Knacken von Poters Fingern riß ihn in die Höhe, dann bückte der Mann ängstlich zwischen Cade und Poter hin und her.
    »Singe, Greis!« sagte Poter leise.
    In diesen Worten lag unausgesprochen die Drohung. Nur jemand, der alle Macht besaß, konnte so sprechen. Wider Willen war Cade fasziniert, obwohl er es haßte und verabscheute, wie Poter seine Untergebenen behandelte. Der Alte raffte seine Lumpen zusammen und nickte stumm.
    »Ein einziges falsches Wort, Greis, und du wirst wünschen, niemals geboren worden zu sein!« knurrte Poter. »Singe die Wahrheit!«
    »Ja, Herr!«
    Der Greis war, sicher unbewußt, ein Künstler hohen Grades. Er begann zum tremolierenden Ton der Flöte zu singen, mit einer brüchigen, aber eindrucksvollen Stimme. Die vier Menschen auf der Plattform hörten schweigend und konzentriert zu, und Cade versuchte, Sage von Wahrheiten zu trennen.
     
    »… hundert Tagereisen gen Sonnenuntergang wohne ich, in der Mitte eines Ringwalles. Dort ist es schön und ruhig, und wenn die Sonne sich erhebt und die Geister der Nacht fortscheucht, liebe ich das Land hinter der Meeresküste …
    … Tiere sind dort, die niemand kennt. Menschen, die niemand sah. Berge, die den Tag verdunkeln – und mächtige Heere, die in den Dämmerungen und den Nächten kämpfen …
    … und einen Mann traf ich, der seltsame Dinge sprach …«
    Poter und Cade wechselten schweigend einen langen Blick. Der Alte sang die Wahrheit, denn noch wollte er nicht sterben. Wieder ein neuer Stein des exotischen Mosaiks. Heere in der Dämmerung?
    »… der Mann aber war älter als die Sterne, als die Sagen von Geirklasgers Land.
    Er hatte das Feuer vom Himmel fallen sehen. Nichts ist von Dauer, sagte er zu mir, denn alles geht unter, wenn die feste Erde sein wird wie Brandung an den Küsten …
    … und er trug das Buch der Verheißung bei sich, und er las daraus vor. Als er aber las, da weinte er und berichtete, daß die Zerstörung allgegenwärtig sei und in der Dunkelheit lauert …
    … und immer dann, wenn zweimal das Lebensalter vergangen ist, bläst der große Drache Feuer auf diese Welt, und alles, alles wird vernichtet. Ich aber fragte ihn, wann die Stunde des Unterganges kommt, und er sprach:
    Bald, mein Freund, bald. Wenn die Heere der Dämmerung marschieren und kämpfend reiten, wird Kraim alles zerstören. Alles Leben wird enden, und nur wenige, die übrigbleiben, werden sich retten können und alles vergessen …
    … so sprach er zu mir, und dann verschwand der Mann und nahm das Buch des Weltenendes mit sich. Er ging in die Berge und wurde niemals wieder

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