Krieger des Universums
demonstrierte. Als er wieder Luft holen konnte, hörte er hinter sich leise Schritte. Seine zitternden Finger tasteten an die Waffe, aber die Hand, die sich auf seine schweißüberströmte Stirn legte, war weich und kühl.
»D’amara …«, lallte er.
»Sei still, Cade. Ich bin hier. Ich versuche dir zu helfen. Rende hat mich hergebracht und mir alles erzählt.«
Die einzelnen Worte drangen bedeutungsarm, langsam wie durch Sirup, durch die Fesseln um seinen Verstand. Cade fühlte nur noch, wie ihn sein alter Diener und das Mädchen zu seinem Lager schleppten, ihm etwas einflößten … Und er schlief ein.
Und erwachte spät.
Licht der Nachmittagssonne wurde von den schweren gelben Vorhängen gefiltert. Es mußte die Zeit der Mittagsruhe sein, denn rings um ihn war es still. Mühsam bewegte er sich; der scharfe Geruch von Sv’adolak drang in seine Nase. Rende! Er schien stets an alles zu denken.
»Bei Kraim!« murmelte er mit dicker Zunge. »Alles ist unsinnig. Und wenn das Leben köstlich ist, so besteht es aus Schweiß, Tränen und Schwielen.«
»Und gelegentlich aus heißem Badewasser!« sagte eine Stimme hinter ihm.
Er setzte sich auf und sah D’amara, die bisher regungslos in einem Sessel gesessen hatte und einige seiner Entwürfe studierte. Nachrichtenverbindungen mit dünnen Drähten, Herstellung von Polymerisaten, nutzlose Spielereien bis heute …
»Ja«, sagte er. »Ich bin wieder ganz bei mir, nachdem ich gebadet habe!«
Er tappte aus dem Zimmer und kam eine Stunde später zurück. Er fühlte sich, abgesehen von leichtem Hunger, so wohl wie selten. D’amara hatte ein Essen vorbereitet.
»Du warst beim Herrscher?«
»Ja«, antwortete Cade. »Und ich habe bemerkenswerte Feststellungen machen können.«
»Sage nur nicht, daß er dieselben Probleme wie wir hat?«
»Versuche, deine Verblüffung zu unterdrücken. Auch er ist einer von uns. Nun schon der vierte, mit Sicherheit. Auch er hat keine persönliche Vergangenheit, jedenfalls keine bewußte.«
»Das erklärt manches!« sagte sie. »Schmeckt es?«
»Ausgezeichnet!« murmelte er.
Sie und Rende, Poter und er. Sie waren eines Tages hier aufgetaucht; Märchengestalten in einem planetenweiten Märchenbild. Jeder von ihnen steckte bereits in der Rolle, die er heute noch spielte. Rende war plötzlich in seiner Schenke aufgewacht und hatte alles über diesen seinen Beruf gewußt, und vieles über die Welt auf Geirklasgers Land. Ihn plagten keine Anfälle wie Cade. Cade hatte sich vor etwa eintausend Tagen als Begleiter Poters gefunden, als bezahlter Großwildjäger. Das Mädchen hier vor ihm kannte als ersten Eindruck die Freude ihres »Vaters«, der seine heimkehrende Tochter begrüßte. Poter war, in dieser Relation gesehen, der »älteste« von ihnen: seit sieben Jahren regierte er im Palast, seit dem gewaltsamen Tod seines Vorgängers.
Als Cade den Kh’afa eingoß, fragte das Mädchen:
»Du bist offensichtlich auf deine Art der klügste von uns. Wie erklärst du dir den Umstand, daß dieses Land mit allen seinen Menschen ununterbrochen seit langer Zeit ein furchtbares Ende erwartet?«
Cade brauchte nicht nachzudenken; er kannte die Antwort bereits. Er hatte sich selbst diese Frage schon zahllose Male vorgelegt.
»Dafür gibt es, nach meiner Erfahrung, keine Erklärung. Jemand scheint damit einst angefangen zu haben, und jetzt richtet sich alles darauf aus. Sicher, in jeder Sage steckt ein wahrer Kern. Vielleicht ist vor vielen Jahrhunderten oder Jahrtausenden einmal eine schwere Verwüstung aufgetreten, eine kosmische Katastrophe, oder eine Serie von Vulkanausbrüchen. Aber jetzt entbehrt dieser Wahn jeder echten Grundlage.«
»Das ist deine Erklärung«, sagte sie. »Mein Versuch, das alles zu erklären, klingt anders.«
»Wie?«
»Ich glaube, daß das Ende tatsächlich näher ist, als wir alle wahrhaben wollen. Ich weiß nur nicht, wie das Ende aussieht. Aber zweifellos ist es mit Feuer verbunden und mit Erdbeben.«
»Poter bat mich, das alles herauszufinden!« sagte er.
D’amara blickte ihn fragend an.
Er erklärte ihr, was der Wunsch, vielmehr die Bitte des Herrschers war. Dabei merkte er, daß er selbst bereits halb entschlossen war, diese Expedition zu unternehmen. Die Lösung so vieler Fragen betraf ihn weitaus mehr als alle anderen Menschen dieses Landes.
»Wirst du den Auftrag annehmen?« fragte D’amara.
»Ich weiß es nicht. Noch nicht!« antwortete Cade.
»Das bedeutet mehr als zweihundert Tage
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