Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
faszinierend.
    »Wohin bringst du mich?« fragte er schweratmend am oberen Ende einer Treppe aus weißem Marmor.
    »Auf die Plattform des Königsturmes, Jäger!« antwortete der Gardist.
    Er trug ein Schwert, mehrere Dolche und eine hochmoderne Nadelwaffe, die in dem breiten Brustgurt steckte, den Kolben über dem Herzen des Mannes.
    »Auch das noch!« stöhnte Cade auf.
    Der Felsen, auf dem sich der Palast erhob, glich einem Baumstamm, in dem die Termiten gewütet hatten. Er war ausgehöhlt worden, und Gänge und Säle, Schächte und Treppen, Erker und Fenster, Verstecke und Kammern wechselten einander ab. Es gab keinen Menschen, der sämtliche Anlagen kannte.
    Die elektrische Energie kam aus einem Reaktor, der ebenfalls seit Anbeginn der Geschichte Kortights lief und vermutlich wartungsfrei noch immer arbeiten würde, wenn längst der Letzte aus dem Geschlecht der Skuardi zu Staub vermodert war. Auch Poter wußte nichts über den Ursprung dieser Anlage. Dasselbe galt für das hochgepumpte Wasser und für das Heißwasser des Palastes. Und für die Belüftungsanlagen der untersten Geschosse. Endlich blieb der Hauptmann stehen – sie hatten einen Höhenunterschied von nahezu zweihundert Reets überwunden. Kühle Luft schlug Cade entgegen.
    »Der Herrscher erwartet dich, Jäger!« sagte der junge Mann. Augenblicklich verschluckte ihn das Halbdunkel eines Treppenaufgangs.
    »Danke«, erwiderte Cade gedankenlos und ging weiter.
    Wieder breitete sich vor ihm eine Märchenszene aus. Irgendwann mußte es jemanden gegeben haben, der ihm solche Geschichten erzählt hatte. Cade preßte die Kiefer aufeinander und ging mit schnellen Schritten vorwärts.
    »Hier bin ich, Poter!« sagte er leise, aber bestimmt.
    Ein zierlich durchbrochenes Gitter schloß die oberste Turmplattform nach allen Seiten ab. Inmitten dieses Kreises brannte in einer großen Bronzeschale ein Holzkohlenfeuer, von dem dicke Wolken verbrannten Harzes aufstiegen. Ein kauernder Sklave warf von Zeit zu Zeit gemahlenes Harz in die Glut. Der Herrscher saß, auf den Knien eine Sklavin seines Harems, zurückgelegt auf Fellen und Polstern über einem flachen Edelholzgestell. Als habe Poter ein Zeichen gegeben, begann irgendwo im verborgenen eine Flöte zu spielen, mit hohlen, klagenden Tonfolgen. Verwundert blickte der Feuersklave auf den schlanken Jäger. Cade blieb neben der Bronzeschale stehen, blickte den Herrscher an und verbeugte sich.
    »Danke, daß du so schnell gekommen bist«, sagte Poter, »D’amara hat dein Wohlgefallen gefunden?«
    Die Gerüchte waren also noch schneller, als er gedacht hatte.
    »So ist es«, erwiderte Cade müde. »Ich gehorche dem Wunsch meines mächtigsten Freundes«, setzte er mit schwachem Sarkasmus hinzu.
    Poter deutete auf den Feuersklaven, auf einen der herumstehenden Sessel, und nachdem der Sklave einen Sitz in die Nähe des Herrschers geschoben hatte, setzte sich Cade so, daß sein Gesicht im Schatten blieb.
    »Wein, Kh’afa?«
    Die Stimme Poters paßte ausgezeichnet zu ihm. Hätte eine Kobra sprechen können, würde sie so reden wie Poter Skuardi IV. Ruhig, kontrolliert und mit leiser Gefährlichkeit. Cade fühlte Gänsehaut an seinen Unterarmen.
    »Kh’afa, bitte«, sagte er. Ein Wink Poters scheuchte den Sklaven davon. Das Mädchen blickte Cade Kilham staunend an. Einige Augenblicke vergingen in unbehaglichem Schweigen. Zweimal hatte Cade dem Herrscher das Leben retten können, aber noch heute wußte er nicht, ob dies Poter in irgendeinem seiner Entschlüsse beeinflussen würde.
    »Ich habe vieles mit dir zu besprechen, Cade!« sagte der Herrscher endlich.
    »Ich höre!« gab Cade zurück.
    »Vor einigen Monden trugen mir meine ›wandernden Ohren‹ eine seltsame Geschichte zu«, begann Poter.
    »Geirklasgers Land ist voll seltsamer Geschichten und Sagen.«
    »Richtig. Aber dieses Mal war es anders. Du kennst die Berge des südlichen Ufers?«
    Also doch kein Zug über die Bergriesen nach Osten, schoß es Cade durch den Sinn.
    »Ich kenne sie. Von fern und ungenau. Niemand war dort!« antwortete der Jäger.
    Der Kopf des Herrschers war schön wie der Schädel eines gefährlichen Raubtieres. Ein dünner Flaum weißen Haares bedeckte ihn und lief zu beiden Seiten in einen dünnen, rötlichen Bart aus, der rund um Mund und Kinn wuchs. Harte Lippen, eine vorspringende Adlernase, stahlgraue Augen, die jeden und alles zu durchdringen schienen. Über dem Gesicht lag stets ein Anflug von Düsterkeit, von abgrundtiefer Skepsis

Weitere Kostenlose Bücher