Kriegsgebiete
Buddhismus
haben Sie keine Ahnung.«
Weber
sprang aus seinem Schreibtischstuhl, aber nachdem er aufgesprungen
war, wusste er nicht, was er machen sollte.
»Ihr
Therapeut Doktor Hamann ist gestern Opfer eines Gewaltverbrechens
geworden«, sagte Feller.
Weber
stand hilflos neben seinem Schreibtisch.
»Also
ist er tot«, sagte Daniel. Plötzlich musste er den
Gedanken verdrängen, dass Lügen nicht seine Stärke
war. Während seiner Ehe mit Melanie war er ihr einmal untreu
gewesen, nur ein One-Night-Stand, aber die volle Katastrophe.
Ausreden waren nicht sein Fachgebiet.
»Das
habe ich nicht gesagt«, antwortete Feller.
»Aber
wir sitzen so feierlich hier. Ich kenn das. Wenn es feierlich wird,
ist jemand gestorben.«
»Stimmt.
Er ist tot.«
Weber
ließ sich in seinen Schreibtischstuhl fallen. Er sah nicht
zufrieden aus.
»Sie
sehen nicht sehr betroffen aus«, sagte Feller.
»Als
Soldat gewöhnt man sich an Verluste. Nein, nicht wirklich.
Deshalb war ich bei Doktor Hamann in Therapie. Man hat ein paar
Werkzeuge gegen den Tod. Ein paar einstudierte psychologische Tricks.
Man behilft sich, aber die Scheiße bleibt trotzdem an einem
kleben.«
»Wo
waren Sie gestern um achtzehn Uhr?«
»Zuerst
eine kleine Radtour. Um achtzehn Uhr war ich bei meiner Frau.«
»Sie
meinen Ihre Ex-Frau?«
»Wir
sind ja noch nicht geschieden.«
»Was
war der Grund Ihres Besuchs?«
»Wir
haben eine gemeinsame Tochter. Ab und zu muss man kommunizieren.«
Weber
beugte sich nach vorne und starrte Daniel an.
»Ich
glaube Ihnen kein Wort«, sagte der Polizist. »In Doktor
Hamanns Terminkalender steht Ihr Name. Gestern. Achtzehn Uhr.«
Daniel
zuckte mit den Schultern.
»Ich
habe den Termin abgesagt.«
»Telefonisch?«
»Nein,
persönlich. Ich bin kurz mit dem Rad vorbeigefahren. Schon am
Vormittag.«
»Wo
waren Sie gestern um achtzehn Uhr?«
»Hab
ich doch schon gesagt. Ich war bei Melanie.«
Weber
schnaubte. Seine Nasenflügel bebten. Eine Ader an seiner Stirn
schwoll an. Das ging schnell bei ihm.
»Bitte
überprüfen Sie das«, sagte Feller.
Weber
stand auf und ging hinaus.
Daniel
wurde bewusst, dass er in der Falle saß. Melanie brauchte nur
seine Angaben nicht zu bestätigen und schon würde ihn eine
Indizienkette wegbomben. Der Hauptverdächtige war er sowieso
schon. Hatte Melanie Gründe, um sich an ihm zu rächen,
hatte sie? Daniel begann, unter der Outdoor-Jacke zu schwitzen, so
atmungsaktiv sie auch sein mochte.
Feller
sah Daniel eindringlich an.
»Sie
interessieren sich für Religionen?«, fragte sie
schließlich.
Daniel
zuckte mit den Schultern.
»Das
ist ja auch eine Art Glaubenskrieg, den wir dort unten führen.
Da denkt man zwangsläufig über so was nach. Die Taliban
wissen genau, wofür sie kämpfen. Bei uns ist es nicht immer
so eindeutig.«
Feller
nickte, als wäre sie zufrieden mit der Antwort.
»Welches
Verhältnis hatten Sie zu Doktor Hamann?«
»Er
hat mir geholfen.«
»Von
seinem Telefon aus wurde etwa zum Zeitpunkt seines Todes noch einmal
telefoniert. Und das ist der Grund, warum wir Sie als Ersten
befragen.«
»Tatsächlich?«
»Jemand
hat von seinem Anschluss die Telefonnummer angerufen, die Sie uns
gestern gegeben haben.«
Feller
hob eine Klarsichthülle mit einem kleinen rosa Zettel hoch.
Daniel erkannte sofort seine Schrift.
»Können
Sie sich das erklären?«
»Timo
hat das Gleiche erlebt wie ich. Die einen stellen sich dem Trauma
früher, die anderen später. Vielleicht hat Doktor Hamann
zurückgerufen.«
»Aber
Timo wohnt doch sehr weit weg. Warum hat er sich dann ausgerechnet an
Doktor Hamann gewendet?«
»Ich
habe ihn empfohlen. Und Timo kann jederzeit bei mir übernachten.«
Feller
stand auf.
»Wissen
Sie, welches Bild als Nächstes auf dem Kalender kommt? Schon ein
komischer Zufall.«
Hauptkommissarin
Feller hob die aktuelle Seite hoch. Sie las die Bildunterschrift vor:
»Verschleierte Frauen in der Nähe von Sanaa. Jemen. Jemen in Klammern.«
Die
Frauen waren bis auf die Augen verschleiert. Man konnte unmöglich
sagen, ob sie sich vor der Kamera ängstigten oder ob sie mit ihr
flirteten.
Feller
klappte das aktuelle Kalenderblatt wieder herunter. Buddha war immer
noch gelassen. Die Polizistin setzte sich in ihren Schreibtischstuhl.
»Wir
haben Ihren Freund Timo überprüft. Natürlich waren wir
wegen des Ergebnisses erstaunt, weil Sie uns selbst die Information
gegeben hatten.«
»Ich
verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.«
»Timo
Fuchs ist bei einem
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