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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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Falle vielleicht. Konnte er
Melanie trauen? Und warum wusste sie Bescheid? Oder … was
wusste sie eigentlich?
    Daniel
nahm den Telefonhörer, um Melanie anzurufen. Warum sollte sie
ihn schützen wollen? Oder vielleicht doch lieber mit Timo
telefonieren? Der kannte ihn wie kein anderer. Und zu Melanies
seltsamem Verhalten hatte er bestimmt auch eine Meinung. Instinktiv.
Timos Instinkte waren gut. Oder beide nacheinander anrufen. Timo und
Melanie. Nur kurz. Die da draußen hatten keinen Haftbefehl. Er
konnte so lange telefonieren wie er wollte. Dann kroch der Zweifel
neben den Schmerzen das Rückgrat entlang und Daniel stellte den
Hörer zurück auf die Station. Wenn das Telefon abgehört
wird, würde ich mich nur verraten, dachte Daniel. Wie kommst
darauf, dass du dich verraten könntest! Du bist kein Mörder,
du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Und du hast versucht,
etwas zu vertuschen. Du hast Beweismittel vernichtet. Du hast so
gehandelt, wie es ein Mörder tun würde. Instinktiv. Vor
Gericht würde man es vielleicht »kaltblütig«
nennen. Bei dem Gedanken fiel ihm ein, wie kaltblütig er
wirklich war. Eine Nacht auf kaltem Asphalt steckte ihm in den
Knochen. Er zog sich seine schwarze Outdoor-Jacke über.
Regendicht mit verschweißten Nähten. Windabweisend und
extrem atmungsaktiv. Mit so einer Jacke kam man durch jedes Wetter.
Und durch jeden Tag. Hätte ich die Jacke vergangene Nacht
getragen, als ich auf der Straße lag, würden meine
Schultergelenke vielleicht nicht ununterbrochen knacken, dachte
Daniel.
    Er
ging zur Tür. Die beiden Polizisten standen nebeneinander da,
ohne sich zu unterhalten.
    »Sie
haben ja Herrn Weber nicht an der Hintertür postiert.«
    »Danke
für den Rat«, antwortete Polizeihauptkommissarin Feller,
»aber ich vertraue Ihnen. Sollte ich das nicht?«
    »Doch,
ist schon okay, denke ich.«
    »Sind
Sie dann so weit?«
    »Ja.
Kann ich mit dem Rad fahren?«
    Blut
schoss in Webers Kopf. Vorher unsichtbare Adern schwollen an. Weber
machte einen Schritt auf Daniel zu, aber Feller hielt ihn mit einer
leichten Berührung am Arm zurück.
    »Natürlich«,
sagte sie.

    ***

    In
Fernsehkrimis finden Verhöre meistens in dunklen,
überdimensionierten, fensterlosen Räumen statt, die von
Kameras überwacht werden. An einer Wand des Raums hängt ein
riesiger Spiegel, hinter dem die Polizisten den Zeugen beobachten, um
irgendwelche Erkenntnisse daraus zu ziehen, wie sich der Zeuge
verhält, während er einsam vor einem viel zu großen
Tisch sitzt. Daniel war nie ganz klar gewesen, was das für
Erkenntnisse sein sollten.
    In
echt war es anders. Polizeihauptkommissarin Feller und Kommissar
Weber teilten sich ein mickriges Büro. Zwei
Bildschirmarbeitsplätze mit Computern, die wahrscheinlich nicht
mehr auf dem neuesten Stand waren. Durch zwei Fenster hatte man eine
gute Aussicht auf eine breite Ausfallstraße. Die ortskundigen
Autofahrer bremsten ab und passten sich der Richtgeschwindigkeit an,
sobald sie sich der Polizeiwache näherten. Die anderen
Autofahrer überholten angstfrei. Das Büro könnte mal
wieder einen frischen Anstrich gebrauchen, dachte Daniel. Und neue
Büromöbel. Die Schreibtische stammten aus dem
Büromöbel-Paläozoikum. Feller und Weber starrten
Daniel erwartungsvoll an. Dabei hatten sie noch gar nichts gefragt.
Daniel saß auf einem unbequemen Holzstuhl. Wenigstens das war
wie im Film. Auf Fellers Seite hing ein großer Kalender, dessen
aktuelles Bild eine von Baumwurzeln überwachsene Buddhastatue in
Thailand zeigte. Dagegen konnte der Bayern-München-Kalender mit
einem Foto des ballführenden Bastian Schweinsteiger an der Wand
hinter Weber natürlich nicht punkten.
    »Was
haben Sie gestern gegen achtzehn Uhr gemacht?«, fragte Weber.
    »Warum
wollen Sie das wissen?«
    »Sie
könnten mir auch einfach antworten. Oder haben Sie ein
schlechtes Gewissen?«
    Daniel
wandte sich an Hauptkommissarin Feller.
    »Was
meinen Sie, ist es besser, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen?«
    »Das
bleibt Ihnen überlassen.«
    »Mir
gefällt das Foto von der Buddhastatue. Christen würden nie
zulassen, dass ein Steinkreuz von einem Baum gefressen wird.
Höchstenfalls von Moos überwuchert. Und die Taliban
sprengen Buddhastatuen, wo sie sie antreffen.«
    Weber
musste extra einen Kugelschreiber vom Schreibtisch nehmen, um ihn
sofort wieder darauf zurückzuwerfen.
    »Was
soll das?«, brüllte er. »Wollen Sie uns
verscheißern?«
    »Mit
Ihnen rede ich doch gar nicht. Sie sind Bayern-Fan. Von

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