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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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Einsatz in Afghanistan gefallen.«
    Daniel
schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein,
das stimmt nicht. Da haben Sie den falschen Timo überprüft.«
    »Sie
waren sein Vorgesetzter und haben ebenfalls an dem  Einsatz
teilgenommen, bei dem Herr Fuchs ums Leben kam. Er ist in Ihren Armen
verblutet.«
    Daniel
biss fest auf seinen Zeigefinger, um sicherzugehen, dass er sich
nicht mitten in einem Albtraum befand. Als er den Finger wieder aus
dem Mund nahm, begann die Bisswunde zu bluten.
    »Das
kann nicht stimmen. Ich telefoniere doch regelmäßig mit
ihm. Sie haben den Falschen überprüft.«
    Sie
griff in eine Ablage neben sich, nahm ein Fax von einem Papierstapel
und legte es vor Daniel auf den Schreibtisch.
    »Das
ist die Antwort auf unsere Anfrage bei der Bundeswehr.«
    »Ich
muss mir das nicht ansehen«, sagte Daniel, »das ist ja
nur ein Trick.«
    Daniel
nahm das Schriftstück und zerriss es. »Ich muss mir das
nicht ansehen.«
    »Das
war nur eine Kopie. Vielleicht sollten Sie doch einen Anwalt
hinzuziehen«, sagte Feller ungerührt.
    »Timo
ist nicht tot!«, schrie Daniel. »Das sind schmutzige
Verhörmethoden. Nichts weiter.«
    »Der
Festnetzanschluss, den Sie jeden Abend anrufen, ist seit Monaten
stillgelegt.«
    Feller
nahm das schnurlose Telefon von der Ladestation.
    »Wollen
wir es ausprobieren?«
    Mit
einem kräftigen Ruck wurde eine Tür hinter Daniel geöffnet.
Weber kam herein und ließ sich schlecht gelaunt auf seinen
Schreibtischstuhl fallen.
    »Die
Ex-Frau hat die Angaben bestätigt.«
    »Ich
bin noch mit ihr verheiratet«, sagte Daniel.
    »Die
Ehefrau hat die Angaben bestätigt«, korrigierte sich
Weber.
    Feller
schürzte die Lippen. Das hätte Buddha nie gemacht.
    »Haben
Sie noch Fragen an mich? Ich würde gerne gehen.«
    Weber
beugte sich vor.
    »Ja.
Macht es Ihnen etwas aus, uns Ihr Messer zu überlassen?«
    »Ich
habe viele Messer. Eins zum Brotschneiden, weil ich
Brotschneidemaschinen nicht vertraue. Und so ein kleines aus dem
Schnäppchenmarkt, ist aber super für Tomaten. Und natürlich
mein Schweizer Offiziermesser.«
    Weber
griff in seine Ablage und knallte ein Foto vor Daniel auf den Tisch.
    »Sie
wissen genau, wovon ich rede. Haben Sie so ein Messer?
NATO-Kampfmesser. Flach, leicht, gute Balance. Schwarz beschichtete
Klinge aus rostfreiem Stahl. Im hinteren Bereich ein bissiger
Wellenschliff.«
    Daniel
nahm das Foto und schaute es sich an.
    »Nein,
antworten Sie nicht drauf!«, sagte Weber mit erhobenem
Zeigefinger. »Es wäre nicht fair, wenn ich Ihnen nicht
noch eine weitere Information geben würde. Wir haben mehrere
Personen, die bezeugen können, dass Sie im Besitz eines solchen
Messers sind.«
    »Super
Messer. Ich hab’s verloren.«
    »Wo?«
    »Keine
Ahnung. Sonst hätte ich es mir ja wiedergeholt.«
    »Man
verliert ein über dreißig Zentimeter langes Messer
normalerweise nicht einfach so.«
    »Normalerweise.
Aber ich bin psychisch labil.«
    Weber
nahm das Foto des Messers wieder und sah es sich kurz an. Dann legte
er es zurück auf die Ablage.
    »Wir
werden das Messer finden.«
    Daniel
nickte.
    »Gut«,
sagte er. »Kann ich es dann wiederhaben, wenn Sie mit den
Untersuchungen fertig sind?«

    ***

    Am
Berg gab Daniel nicht nach. Er versuchte, die Geschwindigkeit zu
halten. Und ignorierte die Prellungen, die ihn bremsen wollten. Die
schmerzenden Lungenbläschen. Die meuternden Lendenwirbel. Er
fuhr wie ein Verrückter. Wie ein Verrückter, der gerade
eben erfahren hatte, dass die Grundmauern seiner implodierten Psyche
noch löchriger waren als sowieso schon befürchtet.
Schweißtropfen liefen ihm von der Stirn in die Augen. Bergab
kühlte der Fahrtwind den Schweiß, bis er sich wie eine
Metallhaut anfühlte. Ironman, dachte Daniel. Er legte sich in
die Kurven. Nach den Kurven wieder treten. Vor einem schicken Haus
mit einem überdimensionierten Wintergarten bremste er so stark,
dass das Hinterrad ausbrach und er sich gerade noch mit einem Bein
abfangen konnte. In dem Haus lebte Melanie mit Rainer. Und natürlich
mit Lea. Daniel war noch nie zu Besuch gewesen, aber er hatte sich
den neuen festen Wohnsitz seiner Frau und seiner Tochter auf Maiks
Notebook angesehen. Mehrmals. Google Earth gibt dir das Gefühl
dazuzugehören, selbst wenn du nicht mehr dazugehörst. Oder
wenigstens eine Ahnung davon, wie die Welt unzerstört sein
könnte.
    Maik
hatte gesagt: »Das bringt nichts, wenn du dir die ganze Zeit
das Luftbild anschaust«. Und neue Musik aufgelegt. Wenigstens
war das Haus bei Street

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