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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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eine ganze Weile gebraucht, um die am wenigsten schmerzvolle Art der Treppenbewältigung herauszufinden. Er ging seitwärts wie ein Krebs. Erst der Stock, dann der linke Fuß, dann der rechte, dann folgte ein stärkerer Schmerz als gewöhnlich, wenn nämlich sein ganzes Gewicht auf dem linken Bein lastete, und im Hals setzten anhaltende Stiche ein.
Wieso tut es am Hals weh, wenn ich die Treppe hinuntergehe? Trägt mein Hals etwas von meinem Gewicht? Oder wie?
Doch der Schmerz war nicht zu leugnen.
    Glokta hielt vier Stufen vor dem Ende der Treppe inne. Er hatte sie fast besiegt. Seine Hand zitterte am Knauf seines Stocks, das linke Bein schmerzte wie wild. Mit der Zunge massierte er das Zahnfleisch an der Stelle, wo einmal seine Vorderzähne gewesen waren, dann nahm er einen tiefen Atemzug und tat den nächsten Schritt. Sein Knöchel gab mit einem entsetzlichen Ruck nach, und er stürzte verdreht und schlingernd ins Leere; wie in einem Kessel brodelten in seinem Geist Entsetzen und Verzweiflung. Wie ein Betrunkener stolperte er auf die nächste Stufe; seine Fingernägel schabten über die glatte Wand, während er einen Angstschrei ausstieß.
Du blöder, blöder Idiot!
Sein Stock fiel klappernd zu Boden, sein ungelenker Fuß kämpfte mit den Steinen, und dann stand er plötzlich am Ende der Treppe – wie durch ein Wunder noch immer aufrecht.
    Und jetzt ist er da. Der schreckliche, wundervolle, lang gezogene Augenblick nach dem Anstoßen eines Zehs, der vergeht, bevor man den Schmerz fühlt. Wie viel Zeit habe ich, bevor er kommt? Wie schlimm wird er sein, wenn er einsetzt?
Keuchend und mit herunterhängendem Unterkiefer spürte Glokta die mächtige Vorahnung.
Hier ist er …
    Die Qual war unaussprechlich, als ein schneidender Krampf seine linke Seite vom Fuß bis zum Kopf erfasste. Er kniff die tränenden Augen zusammen und presste die rechte Hand so fest auf den Mund, dass er seine Knöchel knacken hörte. Seine verbliebenen Zähne mahlten aufeinander, als er die Kiefer zusammenpresste, aber dennoch entwich ihm ein hohes, gepeinigtes Stöhnen.
Schreie ich oder lache ich? Wie kann ich das eine vom anderen unterscheiden?
Er atmete in schweren Stößen durch die Nase, und Rotz blubberte ihm auf die Hand, während sein verkrümmter Körper von der Anstrengung zitterte, aufrecht stehen zu bleiben.
    Der Krampf ging vorüber. Glokta bewegte vorsichtig seine Glieder, eines nach dem anderen, und prüfte, welchen Schaden sie genommen hatten. Sein Bein brannte wie Feuer, sein Fuß war taub, sein Hals knackte bei jeder Bewegung und schickte gemeine kleine Stiche das Rückgrat hinunter.
In Anbetracht der Umstände gar nicht mal so schlecht.
Er beugte sich mit viel Mühe vor und erwischte mit zwei Fingern seinen Stock, richtete sich wieder auf und wischte sich Rotz und Tränen mit dem Handrücken ab.
Das war ja ein echter Kitzel. Hat es mir denn Spaß gemacht? Für die meisten Leute sind Stufen
etwas völlig Alltägliches. Für mich sind sie ein Abenteuer!
Er humpelte den Gang entlang und kicherte leise vor sich hin. Er lächelte noch immer leicht, als er seine eigene Tür erreichte und ins Zimmer schlurfte.
    Es war eine schmuddlige weiße Kammer mit zwei einander gegenüberliegenden Türen, eng wie eine Schachtel. Die Decke war bedrückend niedrig, und der Raum wurde durch gleißende Lampen zu hell erleuchtet. Feuchtigkeit kroch aus einer Ecke, und der Putz warf flockige Blasen, die von schwarzen Schimmelpunkten übersät waren. Jemand hatte versucht, einen länglichen, ausgedehnten Blutfleck von einer Wand zu schrubben, hatte sich aber offensichtlich nicht allzu viel Mühe gegeben.
    Praktikal Frost stand auf der einen Seite des Zimmers, die mächtigen Arme über der breiten Brust verschränkt. Er nickte Glokta zu und wirkte dabei so gefühlvoll wie ein Stein; Glokta nickte zurück. Zwischen ihnen stand ein von Kerben übersäter, fleckiger Holztisch, der, an den Boden geschraubt, von zwei Stühlen flankiert wurde. Auf einem davon saß ein nackter dicker Mann, dem man die Hände auf den Rücken gebunden hatte und dessen Kopf mit einem braunen Leinensack verhüllt war. Seine schnellen, gedämpften Atemzüge waren das einzige Geräusch in dem Raum. Es war kalt hier unten, aber er schwitzte.
Und das sollte er ja auch.
    Glokta humpelte zum anderen Stuhl hinüber, lehnte seinen Stock sorgsam gegen die Tischplatte und setzte sich vorsichtig und schmerzgeplagt. Er rollte den Hals nach links und rechts und gestattete es seinem Körper

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