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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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genug, daß sie es hören konnte: Ta'veren. Sorilea stand ruhig da und beobachtete ihn ebenso aufmerksam wie Nesune. Nicht einmal die drohende Kiste erschütterte die Braune. Bis auf Elza, die noch immer stöhnte und den Boden küßte, starrten die Frauen ihn hohläugig an, als sähen sie sich bereits vor Schmerz gekrümmt und gefesselt, wie er es gewesen war.
    Unter all den um Rand und die Frauen auftauchenden Bildern flammte plötzlich eine Aura auf, blau und gelb mit Grün, die sie alle einschloß. Min erkannte ihre Bedeutung. Sie keuchte, halb überrascht, halb erleichtert.
    »Sie werden dir dienen, jede auf ihre Art, Rand«, sagte sie hastig. »Ich habe es gesehen.« Sorilea würde ihm dienen? Min fragte sich jäh, was genau ›auf ihre Art‹ bedeutete. Die Worte kamen mit dem Wissen, aber sie wußte nicht immer, was die Worte selbst bedeuteten. Aber sie würden ihm dienen, soviel war sicher.
    Der Zorn wich aus Rands Gesicht, während er die Aes Sedai schweigend betrachtete. Einige von ihnen sahen Min mit gewölbten Augenbrauen an und wunderten sich offensichtlich darüber, daß nur wenige Worte von ihr soviel Gewicht hatten, aber überwiegend beobachteten sie Rand, wobei sie kaum zu atmen schienen. Selbst Elza hob den Kopf, um zu ihm aufzuschauen. Sorilea warf Min einen raschen Blick zu und nickte kaum wahrnehmbar. Anerkennend, dachte Min. Also täuschte die alte Frau auf die eine oder andere Art nur vor, daß sie nichts kümmerte?
    Schließlich sprach Rand. »Ihr könnt Euch mir verschwören, wie es auch Kiruna und die übrigen getan haben. Andernfalls müßt Ihr dorthin zurückgehen, wo die Weisen Frauen Euch festgehalten haben. Weniger werde ich nicht akzeptieren.« Obwohl seine Stimme fordernd klang, wirkte er, als wenn auch ihn nichts kümmerte, die Arme verschränkt, der Blick ungeduldig. Der von ihm geforderte Schwur wurde eiligst geleistet.
    Min erwartete keine Ausflüchte, nicht nach ihrer Vision, und doch überraschte es sie, als sich Elza auf die Knie aufrichtete und die übrigen sich auf die Knie niederließen. In grobem Gleichklang schworen fünf weitere Aes Sedai unter dem Licht und bei der Hoffnung auf Erlösung, dem Wiedergeborenen Drachen treu zu dienen, bis die Letzte Schlacht geschlagen war. Nesune sprach die Worte aus, als erwöge sie jedes einzelne, Sarene so, als zitiere sie ein logisches Prinzip, Elza mit einem breiten, siegreichen Lächeln - aber sie alle leisteten den Schwur. Wie viele Aes Sedai würde er um sich versammeln?
    Mit dem Eid schien Rand das Interesse zu verlieren. »Sucht Kleidung für sie und steckt sie zu Euren anderen ›Lehrlingen‹«, befahl er Sorilea geistesabwesend. Er runzelte die Stirn, was aber nicht ihr oder den Aes Sedai galt. »Wie viele wirst du letztendlich hinter dir haben?« Min zuckte beim Echo ihres eigenen Gedankens fast zusammen.
    »Wie viele auch immer nötig sind«, sagte Sorilea trocken. »Ich glaube, es werden weitere kommen.« Sie klatschte einmal in die Hände und vollführte eine Geste, und die fünf Schwestern sprangen auf. Nur Nesune wirkte überrascht, wie bereitwillig sie gehorcht hatten. Sorilea lächelte, ein sehr zufriedenes Lächeln für eine Aiel, und Min glaubte nicht, daß es dem Gehorsam der Frauen galt.
    Rand wandte sich ab. Er begann bereits wieder, auf und ab zu schreiten und wegen Elayne finster die Stirn zu runzeln. Min ließ sich erneut auf ihren Stuhl sinken und wünschte, sie hätte eines von Meister Fels Büchern zum Lesen. Oder um es auf Rand zu schleudern. Nun, eines von Meister Fei zum Lesen, und das eines anderen zum Werfen.
    Sorilea trieb die schwarz gekleideten Schwestern aus dem Raum, hielt dann mit einer Hand an der Tür inne und schaute zu Rand zurück, der von ihr fort auf den vergoldeten Thron zuging. Sie schürzte nachdenklich die Lippen. »Diese Frau, Cadsuane Melaidhrin, verweilt heute wieder unter diesem Dach«, sagte sie schließlich an seinen Rücken gewandt. »Sie glaubt wahrscheinlich, ihr hättet Angst vor ihr, Rand al'Thor, so wie Ihr sie meidet.« Mit diesen Worten ging sie.
    Rand stand einen langen Moment nur da und starrte auf den Thron. Oder vielleicht auf etwas Jenseitiges. Dann schüttelte er sich jäh und trat auf das Podest, um die Schwerterkrone aufzunehmen. Als er sie sich jedoch gerade aufsetzen wollte, zögerte er und legte sie auf den Thron zurück. Er zog seine Jacke an und beließ Krone und Szepter an ihrem Platz.
    »Ich beabsichtige herauszufinden, was Cadsuane will«, verkündete er.

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