Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Elaida do Avriny a'Roihans.
    »Es wurde noch nie ein Ter'angreal gefunden, mit dem das Machtlenken einer Frau »kontrolliert werden‹ kann«, sagte Velina gerade mit kühler und klarer, aber fast mädchenhaft hoher Stimme, die überhaupt nicht zu ihrer Adlerhakennase und den stechenden, schrägstehenden Augen paßte. Sie saß für die Weißen und war abgesehen von ihrer lebhaften Erscheinung auch das genaue Abbild einer Weißen. Selbst ihr einfaches, makelloses Gewand schien starr und kalt. »Nur sehr wenige wurden jemals gefunden, die auch nur annähernd die gleiche Funktion erfüllen. Daher könnte es logischerweise, wenn solch ein Ter'angreal gefunden würde, oder auch mehr als eines, so unwahrscheinlich das auch sein mag, nicht genügend viele davon geben, um mehr als höchstens zwei oder drei Frauen zu kontrollieren. Daraus folgt, daß die Berichte über diese sogenannten Seanchaner vollkommen übertrieben sind. Wenn es Frauen an ›Koppeln‹ gibt, können sie unmöglich die Macht lenken. Ich leugne nicht, daß diese Leute Ebou Dar besetzt haben und auch Amador und vielleicht noch weitere Länder, aber diese Berichte sind eindeutig nur eine Schöpfung Rand al'Thors, vielleicht um die Menschen zu ängstigen, damit sie ihm scharenweise zuströmen wie sein Prophet. Es ist einfache Logik.«
    »Ich bin sehr froh, daß Ihr zumindest die Nachrichten aus Amador und Ebou Dar nicht leugnet, Velina«, sagte Shevan trocken, und sie konnte tatsächlich sehr trocken sein. Die Braune Sitzende war so groß wie die meisten Männer und dazu klapperdürr, und ihr kantiges Gesicht und das lange Kinn machte ihre Lockenpracht nicht vorteilhafter. Sie richtete mit spinnenartigen Fingern ihre Stola und glättete die Röcke aus dunkelgoldenem Samt; ihre Stimme wurde betont belustigt. »Ich fühle mich nicht wohl dabei, Vermutungen anzustellen, was sein kann und was nicht sein kann. Beispielsweise ›wußte‹ vor noch nicht allzu langer Zeit jedermann, daß nur ein von einer Schwester gewobener Schild eine Frau am Lenken der Macht hindern konnte. Dann kommt ein einfaches Kraut, Gabelwurz - und absolut jedermann kann Euch einen Tee einflößen, der Euch über Stunden der Fähigkeit beraubt, die Macht zu lenken. Das ist vermutlich bei störrischen Wilden und ähnlichen nützlich, aber eine üble kleine Überraschung für jene, die alles zu wissen glauben. Vielleicht lernt als nächstes jemand, wieder Ter'angreale zu fertigen.«
    Elaida preßte die Lippen zusammen. Sie beschäftigte sich nicht mit Unmöglichem, und wenn es in dreitausend Jahren keiner Schwester gelungen war, das Wissen um die Fertigung von Ter'angrealen wiederzuentdecken, würde man es niemals wiederentdecken. Wissen, das ihr durch die Finger rann, wenn sie es festhalten wollte, grämte sie. Trotz all ihrer Bemühungen hatte inzwischen jede letzte Anfängerin in der Burg von der Gabelwurz erfahren, auch wenn niemandem dieses Wissen letztendlich gefiel. Niemandem gefiel es auch, plötzlich jedermann gegenüber verletzlich zu sein, der von den Krautern wußte und ein wenig heißes Wasser besaß. Das Wissen war schlimmer als Gift, wie die Sitzenden hier deutlich machten.
    Bei der Erwähnung des Krautes zeigten Duharas große dunkle Augen in ihrem kupferfarbenen Gesicht Unbehagen, und sie wirkte starrer als üblich. Sedore schluckte tatsächlich, und ihre Finger verkrampften sich um die Ledermappe, die Elaida ihr gereicht hatte, obwohl die rundgesichtige Gelbe normalerweise kühle Eleganz ausstrahlte. Andaya zitterte! Sie zog wahrhaftig ihre mit grauen Fransen versehene Stola krampfhaft um sich.
    Elaida fragte sich, was sie wohl täten, wenn sie erführen, daß die Asha'man das Schnelle Reisen wiederentdeckt hatten. Im Moment waren sie kaum in der Lage, überhaupt von ihnen zu sprechen. Es war ihr zumindest gelungen, dieses Wissen auf eine Handvoll Menschen zu beschränken.
    »Ich denke, wir sollten uns lieber mit dem beschäftigen, was unzweifelhaft feststeht«, sagte Andaya bestimmt, nachdem sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Ihr hellbraunes Haar, das sie glänzend gebürstet hatte, fiel ihren Rücken hinab, und ihr mit silbernen Schlitzen versehenes blaues Gewand war in andoranischem Stil geschnitten, aber ihre Sprache war noch immer stark tarabonisch gefärbt. Obwohl sie weder klein noch sonderlich schlank war, erinnerte sie Elaida immer irgendwie an einen Spatz, der gerade auf einen Ast hüpfen will. Eine höchst untypische Unterhändlerin, obwohl sie sich einen

Weitere Kostenlose Bücher