Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Sitzenden die Türen erreichten, öffnete sich die Tür zur Linken, und Alviarin trat ein. Die schmale weiße Stola der Behüterin der Chroniken über einem Seidengewand, das Velinas fast schmuddelig erscheinen ließ, war fast nicht zu sehen.
    Elaida spürte, wie ihr Lächeln schief geriet und zu schwinden begann. Alviarin hielt ein Blatt Pergament in einer schlanken Hand. Seltsam, was man zu einem Zeitpunkt wie diesem bemerkte. Die Frau war seit fast zwei Wochen ohne Nachricht aus der Burg verschwunden. Niemand hatte sie auch nur gehen gesehen, und Elaida hatte begonnen, sich erfreuliche Dinge auszumalen, wie beispielsweise Alviarin in einer Schneeverwehung oder von einem Fluß mitgerissen und zwischen Eisschollen treibend.
    Die sechs Sitzenden blieben unsicher stehen, als Alviarin ihnen nicht aus dem Weg ging. Selbst eine Behüterin mit Alviarins Einfluß hielt Sitzende nicht auf, obwohl Velina, für gewöhnlich die selbstbewußteste Frau in der Burg, aus einem unbestimmten Grund zusammenzuckte. Alviarin schaute einmal kühl zu Elaida, betrachtete dann die Sitzenden einen Moment und verstand alles.
    »Ich denke, Ihr solltet das mir überlassen«, sagte sie in kühlem Tonfall zu Sedora. »Die Mutter erwägt ihre Erlasse gern sorgfältig, wie Ihr wißt. Dies wäre nicht das erste Mal, daß sie ihre Meinung nach der Unterzeichnung ändert.« Sie streckte eine schlanke Hand aus.
    Sedore, deren Hochmütigkeit selbst unter Gelben bemerkenswert war, zögerte kaum, bevor sie ihr die Ledermappe reichte.
    Elaida knirschte wütend mit den Zähnen. Sedore haßte sie, seit sie fünf Tage lang bis zu den Ellbogen in heißem Wasser gesteckt und Geschirr geschrubbt hatte. Elaida würde beim nächsten Mal etwas noch Unerfreulicheres für sie finden. Vielleicht doch Silviana. Oder die Reinigung der Abtrittgruben!
    Alviarin trat schweigend beiseite, und die Sitzenden gingen davon, während sie ihre Stolen richteten, vor sich hin murrten und mühsam die Würde des Saals wieder annahmen. Alviarin schloß rasch die Tür hinter ihnen und trat zu Elaida, während sie die Papiere in der Mappe durchblätterte. Die Erlasse, die Elaida in der Hoffnung unterzeichnet hatte, daß Alviarin tot sei. Natürlich hatte sie nicht zu sehr darauf vertraut. Sie hatte nicht mit Seaine gesprochen, falls jemand es vielleicht sähe und Alviarin bei ihrer Rückkehr erzählte, aber Seaine war gewiß eifrig bei der Arbeit und folgte dem Pfad des Verrats, der mit Sicherheit zu Alviarin Freidhen führte. Aber Elaida hatte gehofft. Oh, und wie sie gehofft hatte!
    Alviarin murmelte vor sich hin, während sie die Mappe durchsah. »Dies kann vermutlich ausgeführt werden. Aber dies nicht. Und dies auch nicht. Und dies gewiß nicht!« Sie zerknüllte einen vom Amyrlin-Sitz unterzeichneten und besiegelten Erlaß und warf ihn verächtlich zu Boden. Sie blieb neben Elaidas vergoldetem Stuhl stehen, in dessen hoher Rückenlehne mit Mondsteinen die Flamme Tar Valons eingelegt war, knallte die Mappe zu und das Pergament auf den Tisch. Und dann schlug sie Elaida so hart ins Gesicht, daß diese schwarze Flecken sah.
    »Ich dachte, wir hätten das geklärt, Elaida.« Die Stimme der schrecklichen Frau ließ den Schneesturm draußen noch warm erscheinen. »Ich weiß, wie ich die Burg vor Euren Fehlern bewahren kann, und werde nicht zulassen, daß Ihr hinter meinem Rücken neue Fehler begeht. Wenn Ihr darauf beharrt, seid versichert, daß ich Euch absetzen, dämpfen und vor jedem Neuling und sogar den Dienern unter der Birkenrute jammern lassen werde!«
    Elaida gelang es nur mühsam, nicht die Hand an ihre Wange zu heben. Sie brauchte keinen Spiegel, um zu erkennen, daß sie gerötet war. Sie mußte vorsichtig sein. Seaine hatte noch nichts gefunden, sonst wäre sie bereits gekommen. Aber Alviarin könnte vor den Saal treten und die ganze unglückselige Entführung des al'Thor-Jungen enthüllen. Das allein würde schon ausreichen, daß sie abgesetzt, gedämpft und ausgepeitscht würde, Alviarin hatte jedoch noch etwas anderes in der Hand. Toveine Gazal führte fünfzig Schwestern und zweihundert Burgwächter gegen die Schwarze Burg, in der - und dessen war Elaida sich sicher gewesen, als sie die Befehle ausgegeben hatte -vielleicht zwei oder drei Männer die Macht lenken konnten. Aber selbst bei Hunderten dieser Asha'man setzte sie noch Hoffnungen auf Toveine. Die Schwarze Burg würde in Feuer und Blut versinken, hatte sie vorhergesagt, und Schwestern würden auf ihrem Boden

Weitere Kostenlose Bücher