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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Händen und rollte über die Tischplatte, während sie ihre Kehle umklammerte. Plötzlich drang ein erstickter Laut aus ihrem Mund. Pevara starrte sie entsetzt an, aber Seaine verstand jäh.
    »Bei der Gnade des Lichts!« keuchte sie. »Ihr müßt nicht lügen, Zerah!« Zerah bewegte die Beine unter dem Tisch, als versuche sie aufzustehen, könne jedoch die Füße nicht unter Kontrolle bekommen. »Sagt es ihr, Pevara. Sie glaubt, es sei wahr! Ihr habt ihr befohlen, die Wahrheit zu sagen und zu lügen. Seht mich nicht so an! Sie glaubt es!« Eine Spur Blau erschien auf Zerahs Lippen. Ihre Lider flatterten. Seaine rang um Ruhe. »Pevara, Ihr habt den Befehl gegeben, also müßt auch Ihr ihn wieder zurücknehmen, sonst wird sie vor unseren Augen ersticken.«
    »Sie ist eine Aufständische.« Pevara belegte dieses Wort mit der größtmöglichen Geringschätzung. Aber dann seufzte sie. »Sie steht jedoch noch nicht vor Gericht. Ihr müßt nicht... lügen... Mädchen.« Zerah stürzte vornüber, lag mit einer auf die Tischplatte ge-preßten Wange da und rang wimmernd nach Luft.
    Seaine schüttelte verwundert den Kopf. Sie hatten die Möglichkeit widerstreitender Eide nicht bedacht. Was wäre, wenn die Schwarze Ajah den Eid gegen das Lügen nicht einfach fortnahm, sondern durch einen ihrer eigenen Eide ersetzte? Was wäre, wenn sie alle drei durch eigene Eide ersetzten? Sie und Pevara müß-ten sehr vorsichtig vorgehen, wenn sie eine Schwarze Schwester fänden, sonst würde sie ihnen tot zusammenbrechen, noch bevor sie wußten, worum es sich bei dem Konflikt handelte. Vielleicht sollte zunächst eine Entsagung von allen Drei Eiden erfolgen - es gab keine Möglichkeit, vorsichtiger damit umzugehen, ohne zu wissen, was Schwarze Schwestern schworen -, gefolgt von der Wiederaufnahme der Drei Eide? Licht, der Schmerz, von allem gleichzeitig losgelöst zu werden, würde dem Schmerz einer Befragung kaum nachstehen. Aber ein Schattenfreund verdiente das und mehr. Wenn sie jemals einen fanden.
    Pevara schaute ohne das leiseste Anzeichen von Mitleid auf die keuchende Frau hinab. »Wenn sie wegen Rebellion vor Gericht steht, beabsichtige ich, über sie zu Gericht zu sitzen.«
    »Wenn sie vor Gericht gestellt wird, Pevara«, sagte Seaine nachdenklich. »Es wäre schade, wenn wir die Unterstützung einer Frau verlören, von der wir wissen, daß sie keine Schattenfreundin ist. Und da sie tatsächlich eine Aufständische ist, brauchen wir uns keine allzu großen Sorgen darüber zu machen, sie zu benutzen.« Es hatte zahlreiche Streitgespräche über den zweiten Grund, den neuen Eid zu belassen, gegeben, die zu keinem Ergebnis geführt hatten. Eine dem Gehorsam verschworene Schwester konnte unterworfen werden - Seaine regte sich unbehaglich, denn dies klang der verbotenen Scheußlichkeit des Zwangs zu ähnlich -, sie konnte dazu bewegt werden, bei der Jagd zu helfen, solange es einem nichts ausmachte, sie zu zwingen, die Gefahr auf sich zu nehmen, ob sie es wollte oder nicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie nur eine schicken würden«, fuhr sie fort. »Zerah, wie viele von Euch sind gekommen, um diese Geschichte zu verbreiten?«
    »Zehn«, murmelte die Frau gegen die Tischplatte, richtete sich dann jäh auf und blickte sich trotzig um. »Ich werde meine Schwestern nicht verraten! Ich würde niemals ...!« Sie brach jäh ab und verzog verbittert die Lippen, als sie erkannte, daß sie das gerade getan hatte.
    »Namen!« bellte Pevara. »Nennt mir ihre Namen, oder ich werde Euch hier und jetzt die Haut abziehen!«
    Namen drangen von Zerahs unwilligen Lippen, gewiß eher auf den Befehl als auf die Drohung hin. Als Seaine jedoch Pevaras grimmige Miene betrachtete, war sie sich sicher, daß diese nur den geringsten Anlaß brauchte, um Zerah wie eine beim Stehlen ertappte Novizin zu bestrafen. Sie selbst empfand seltsamerweise nicht die gleiche Feindseligkeit. Abscheu, ja, aber eindeutig nicht so stark. Die Frau war eine Aufständische, die dabei geholfen hatte, die Weiße Burg zu spalten, wenn eine Schwester doch alles auf sich nehmen mußte, um die Burg heil zu erhalten, und doch ... Sehr seltsam.
    »Einverstanden, Pevara?« fragte sie, als die Liste abgeschlossen war. Die eigensinnige Frau nickte als Zustimmung nur heftig. »Sehr gut. Zerah, Ihr werdet Bernaile heute nachmittag in meine Räume bringen.« Es waren die Namen zweier weiterer Angehöriger jeder Ajah, ausgenommen der Blauen und der Roten, genannt worden, aber es war

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