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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Jesaia etwa, die Apokalypse des Zacharias, verschiedene Danielapokalypsen, die Apokalypse des Esra, das 5. und 6. Esra-Buch, Fälschungen, in denen nicht nur immer wieder Esra, sondern auch Gott, der Herr, in der Ichform spricht, Fälschungen, aus denen sogar die Stelle 5. Esra 2,42–48 in vollem Wortlaut im 11. Jahrhundert in die offizielle römisch-katholische Liturgie einging.
    Häufig fälschten Christen, um die von den Juden und »ketzerischen« Judenchristen (die Joseph selbstverständlich den leiblichen Vater Jesu nannten) bestrittene Jungfrauengeburt urkundlich zu erhärten, etwa in den christlichen Sibyllinischen Orakeln, im Protevangelium Jacobi oder, wohl zur Zeit Kaiser Justinians, in der Schrift »Das Priestertum Christi«, einem jüdisch-christlichen Dialog. Statt eines verstorbenen jüdischen Priesters soll hier Jesus in das Kollegium kommen. So holt man genaue Personalangaben von seiner Mutter ein und schreibt sie in den Tempelkodex. Die Christen fälschten die Werke jüdischer Profanschriftsteller, wie die des Philon und Josephus. Nicht selten haben Christen verschiedener Jahrhunderte dieselben Schriften interpoliert. Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat freilich kaum zufällig gerade die Erhellung dieses Gebietes vernachlässigt, und eine Geschichte der entsprechenden »Interpolations-Literatur« fehlt überhaupt 278 .
    Gefälscht wurde im 3. und 4. Jahrhundert auch ein ganzer Briefwechsel zwischen dem Apostel Paulus und dem Stoiker Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.).
    Verfaßt in einem grauenhaften Latein, war ausgerechnet dies Machwerk wohl eine Werbeschrift, die den Gebildeten Roms die Briefe des Paulus empfehlen sollte, die man dort ihres Stiles wegen mißachtet hat. Die kaum glaublich primitive Korrespondenz, acht Briefe des »Seneca« und sechs des »Paulus« (die als erster Gelehrte erst Erasmus von Rotterdam mit großem Nachdruck Fälschung nannte), sollte das Ansehen des Paulus festigen. Denn viele seiner Gedanken stimmten derart mit der stoischen Philosophie der Kaiserzeit überein, daß Tertullian sagen konnte: »Seneca saepe noster«. So vertauscht das Falsum das Abhängigkeitsverhältnis, verherrlicht Seneca den Apostel (»Heil dir mein liebster Paulus ...«) als Sprachrohr des Himmels, als einen »von Gott auf jede Weise geliebten Mann«, ja attestiert ihm, »der heilige Geist ist in dir«, während Paulus nur gelegentlich und reichlich von oben herab den Philosophen ermuntert, in seinen Bestrebungen fortzufahren. Die Fälschungen, wie der hl. Hieronymus bezeugt, selbst ein großer Fälscher vor dem Herrn, »a plurimis leguntur«. Und sie wurde von ihm selbst nicht nur für echt gehalten, und im Anschluß an ihn auch von Augustinus, sondern Hieronymus hat den Heiden Seneca aufgrund dieses Schwindels offensichtlich zu den christlichen Heiligen gerechnet. Der Kirchenlehrer schreibt nämlich: »L. Annaeus Seneca aus Corduba ... führte ein sehr enthaltsames Leben. Ich würde ihn nicht in das Verzeichnis der Heiligen aufnehmen, wenn mich nicht jene Briefe dazu veranlaßten, die von sehr vielen gelesen werden, (die Briefe) des Paulus an Seneca bzw. des Seneca an Paulus« 279 .
    Der gefälschte Briefwechsel, in einer ungewöhnlichen Fülle von Handschriften erhalten, lebte im Mittelalter fort, wirkte auf Petrus Cluniacensis, Petrus Abaelard, sogar noch auf Petrarca 280 .
    Manchmal erfanden Christen nicht nur Briefe und Korrespondenzen, sondern auch ganze öffentliche Disputationen, beispielsweise das sogenannte Religionsgespräch am Hof der Sassaniden.
    Der Verfasser gibt sein Opus gleichsam als Protokoll einer in Persien veranstalteten Debatte über Christus und das Christentum aus, als die Niederschrift eines Augen- und Ohrenzeugen. Vor dem glanzvollen Hintergrund des Hofes und dem Höhepunkt sassanidischer Macht sowie unter dem Ehrenpräsidium eines Sassaniden erproben die Vertreter der Kirche ihre – natürlich auf der ganzen Linie siegreichen – Waffen gegen Griechen, christliche »Ketzer«, das persische Magiertum und die Juden. Gelegentlich werden auch die Samaritaner, die Buddhisten und der römische Staat attackiert; am mildesten, fast liberal, die Hellenen, die Wegbereiter sozusagen des Christentums, am giftigsten die Juden.
    Der Fälscher ist Katholik. Er feiert die volle Gottheit und Menschheit Jesu, die Herrlichkeit Mariens, den Triumph der christlichen Bischöfe über die persischen Zauberer durch jede Menge Wunder, durch die Heilung von Aussätzigen, die Auferweckung

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