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Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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anders? Seit sie Werner Heisenberg nicht mehr als ein Bild der Natur erklärte, sondern als ein Bild unserer Beziehung zur Natur (vgl. I 49)? Seit seine »definitive Widerlegung des Kausalitätsprinzips« in der Quantenphysik die Naturgesetzlichkeit nicht mehr (wie die klassische Mechanik) als determinierende Gesetze verstand, sondern als statistische Gesetzlichkeit? Ah, was für eine Gelegenheit für alle Apologeten, den Indeterminismus der Quantenmechanik theologisch auszubeuten! Und was für ein Mißverständnis. Widerlegt doch die Makrophysik die klassische Theorie nicht, sondern bestätigt sie. Konzediere doch, betont Protestant Sigurd Daecke, selbst Pascual Jordan, auf den sich all jene Theologen nun beriefen, die das Wunder retten wollten, »daß im sichtbaren Bereich alles Geschehen den Naturgesetzen unterworfen ist, und versucht nicht, aus der bloß statistischen Gesetzlichkeit im subatomaren Bereich, die Möglichkeit von Wundern zu postulieren« 108 .
    Ich behaupte übrigens gar nicht, denn ich bin sehr vorsichtig mit nicht einwandfrei erweisbaren Behauptungen: Wunder sind unmöglich. Doch mit dem Theologen Renan sage auch ich: »Bis jetzt ist noch kein Wunder konstatiert worden«. Jedenfalls gibt es kein einziges, in keiner Hinsicht anfechtbares, absolut sicher bezeugtes Wunder. Nämlich bezeugt von hinreichend vielen, hinreichend kritischen und hinreichend redlichen Menschen 109 .
    Wozu überhaupt Wunder?
    In seinen »Antworten auf die Einwürfe gegen die Religion« schreibt Monseigneur von Ségur, gerade deshalb wirke Gott Wunder, »um zu zeigen, daß Er der Herr der Welt ist«. Doch geht es darum, warum wirkt er dann nicht viel größere, ganz unbezweifelbare, alle überzeugende Wunder – statt nur solcher Wunder, die bloß seine Anhänger befriedigen, statt nur so kleiner Wunder oder großer in ferner Vorzeit, die sich jeder Kontrolle entziehen? Braucht er überhaupt Wunder? Oder brauchen die Religionen und ihre Priester sie? Wären ihre Glaubenslehren einleuchtend genug, bedürften sie dann noch der Wunder? Ja, warum ist der Glaube so wenig überzeugend an sich, daß Gott diese Umwege wählt? Warum mußte er »aus empirischen, noch dazu höchst dürftigen Faktis die Göttlichkeit der Religion ... beweisen« (Schelling)? Hätte er nicht klarere, evidente Religionen schaffen, hätte er, der Allmächtige, die Menschen nicht einfach überzeugen können? Er brauchte doch nur zu wollen, schrieb Baron von Holbach, daß sie überzeugt sind, und sie wären es. Er brauchte und braucht ihnen »nur klare, deutliche, beweiskräftige Dinge zu zeigen, und sie werden durch die Evidenz überzeugt werden; hierzu braucht er weder Wunder noch Dolmetscher« 110 .
    Doch solche Attacken setzen Katholiken nicht in Verlegenheit. Überall dort, wo die Logik nicht stimmt, die Rechnung nicht aufgeht, führen sie »Gottes Unerforschlichkeit« ins Feld und kontern mit dem Vorwurf des »Rationalismus« (selten ohne das Beiwort »platt«), während bei ihnen alles »tief« ist und »wahr« obendrein. So kann sie auch Diderots Frage, warum die Wunder Jesu wahr, die Wunder des Äskulap, des Apollonius von Tyana, des Mohammed unwahr seien, nicht erschüttern. Ihre Antwort lautet einfach: Die Wunder Jesu sind wahr, weil es die Wunder Jesu sind und die katholische Kirche sich darauf beruft. Die Wunder aller anderen sind unwahr, weil es die Wunder eben der anderen sind und der Katholizismus sie nicht brauchen kann. Er würde mit ihrer »Anerkennung« die eigenen entwerten. Also unterscheidet man zwischen »Wunder« und »Scheinwunder«, wobei die Wunder, die echten, eben immer die der eigenen Seite, die Schein- und Schwindelwunder immer die der anderen sind. Wunder außerhalb des Christentums gibt es überhaupt nicht, und da auch bloß innerhalb der christkatholischen Kirche. Nur ihre Wunder sind echt, sind »Gotteswunder im Unterschiede von den unwahren, lügenhaften Wundern als außerordentlichen Wirkungen Satans und seiner Organe« (v. Schmid). Diese »Scheinwunder« sind nicht einmal »
geschichtliche
Tatsachen« oder, falls doch, so nur »
Betrügereien
« und »
natürliche
Wirkungen« (Specht/Bauer). Das gilt im allgemeinen auch für die Wunder christlicher »Ketzer«. Ja, bei einer »Häresie« liegt um so weniger ein »wirkliches Wunder« vor, »je weiter sie sich von der Wahrheit entfernt hat« (Faßbinder) 111 .
    Dürfen wir nach dieser Logik schließen: je weniger sich eine »Ketzerei« von der Wahrheit entfernt, desto mehr

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