Kriminalgeschichte des Christentums Band 03 - Die Alte Kirche
liegt ein »wirkliches Wunder« vor?
Wie auch immer: die Wunder Buddhas etwa oder Krischnas findet der katholische Theologe Zwettler »derart phantastisch ausgeschmückt, daß sie von Anfang an keine Glaubwürdigkeit finden können« – und doch glauben sie viele Millionen Buddhisten und Hinduisten, wie die Christen die der Bibel glauben. Katholik Brunsmann konzediert zwar, Buddhas Persönlichkeit stehe »in sittlicher Hinsicht fleckenlos« da, aber Buddhas Wunder erscheinen (auch) ihm als »zum großen Teil so phantastischer Art, daß sie uns anmuten wie die Märchen aus ›Tausend und einer Nacht‹«. Daß sie »nichts sind als Schöpfungen menschlicher Phantasietätigkeit, bedarf keines Beweises mehr«. Bei den Wundern des Äskulap und des Sarapis »können wir nicht mehr zweifeln, daß wir es mit dämonischen Machtwirkungen zu tun haben«. Bei den Wundern des Apollonius von Tyana gehört vieles »unbedingt in das Reich der Fabel«. Manches dagegen scheint hier Brunsmann »der Wahrheit zu entsprechen«, wie die Teufelsaustreibungen des Apollonius, seine plötzliche Beseitigung der Pest in Ephesus u.a. Freilich wirkte auch dieser Mann »im Bunde mit den Dämonen seine ›Wunder‹«, was der Katholik dadurch bestätigt sieht, daß Apollonius »die
Beförderung
des heidnischen
Götterkultes
als seine Lebensaufgabe betrachtete«. Und was die ungemeine Häufigkeit »ketzerischer« Mirakel betrifft, ist klar: »auf göttliche Ursächlichkeit deutet kein einziges dieser ›Wunder‹ hin«. Wo Brunsmann, wie beim Jansenismus, nicht »
Suggestion
« am Werk sieht, »sind
dämonische
Einflüsse anzunehmen« 112 .
Ja, wenn die Wunder der Nichtkatholiken keine Scheinwunder sind, dann sind es Wunder des Teufels. Das wußten schon die alten Theologen. Schon nach dem hl. Justin vollbrachten die Gegner ihre Wunder mit Hilfe böser Geister. Und auch nach Irenäus experimentierten die Feinde der Christen auf frevlerische Weise, riefen sie die Engel an, gebrauchten Zaubermittel, Zaubersprüche. Sie wollten die Menschen bloß auf ihre Seite ziehn – was bei den Katholiken ja ganz anders war und ist. Ebenso sind für Augustinus – der jeden Wunderbericht notieren und seinen Schäfchen verlesen läßt – Wunder außerhalb der katholischen Kirche, zumal die der Heiden, nur schändliche Praktiken, schmutzige Reinigung, Betrug, ist da »alles ein Blendwerk trügerischer Dämonen«; während die eigenen Wunder »durch Engel oder sonstwie durch göttliche Kraft geschehen« und man nicht auf jene hören dürfe, »die bestreiten, daß der unsichtbare Gott, sichtbare Wunder wirke« 113 .
Die Wunder, wie unglaublich inzwischen selbst für breitere Kreise, können auch heute nicht preisgegeben werden; nicht nur, weil man sie seit je behauptet hat, sondern weil die Wunder im Katholizismus der Beweis sind für den (aus begreiflichen Gründen) unsichtbaren Gott und die göttliche Offenbarung – und die göttliche Offenbarung und der unsichtbare Gott der Beweis für die Echtheit der Wunder. Mit anderen Worten: daß die Wunder Jesu wahr, echt sind, beweist ihre Mitteilung in der Bibel, und die Göttlichkeit der Bibel beweisen ihre Wunder. Dem ist nichts hinzuzufügen. Es sei denn ein letztes, ein untrüglich entscheidendes Kriterium: der »Zweck«. Dient doch jedes echte Wunder (im Gegensatz zum dämonischen) »
einem bestimmten guten Zweck
«. So Katholik Brunsmann mit dreifacher kirchlicher Druckerlaubnis. Und der bestimmte gute Zweck ist immer derselbe: der Nutzen der katholischen Kirche. Dient es ihr, stimmt die Sache, wenn nicht, nicht 114 .
Und genauso simpel verhält es sich mit dem Reliquienschwindel, der mit dem Wunderbetrug untrennbar zusammenhängt.
Reliquienbetrug
»Im vorausgehenden hoffe ich klar gemacht zu haben, daß das allgemeine Wesen des christlichen und des antiken Reliquienkultes das gleiche ist«.
Friedrich Pfister 115
»Vor allem durch die Kreuzzüge wurden das Hl. Land und der christliche Orient dem Abendland als Reliquienschatzkammer erschlossen«.
Lexikon für Theologie und Kirche 116
»Daß bei dem Erwerb dieser Schätze manches mit unterlief, was ins Gebiet des Kriminellen gehört, ist selbstverständlich. Reliquienverkauf und -diebstahl waren nicht selten«.
Bernhard Kötting 117
Marienrückstände oder »der Menschheit ganzer Jammer ...«
Es bedarf wohl keines Wortes, daß man von Maria nichts besaß, nicht das geringste. Die Einwohner Nazareths hatten an ihr nichts Ungewöhnliches bemerkt. Das
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