Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
Körpern so eingezwängt standen, als lebten sie noch. Theuderich aber besiegte unter Gottes Führung Theudebert nochmals, und Theudeberts Mannen wurden auf der Flucht von Zülpich bis Köln niedergemetzelt und bedeckten stellenweise die Erdoberfläche. Noch am selben Tage kam Theuderich nach Köln und empfing dort alle Schätze Theudeberts.« Theuderich ließ den Bruder in Köln, wo die Frankoburgunder Einzug hielten, tonsurieren, später köpfen und seine ganze Familie umbringen. Selbst sein »noch ganz kleiner Sohn«, berichtet Fredegar, »wurde auf Befehl Theuderichs von einem (seiner Leute) am Fuß ergriffen und gegen einen Felsen geschleudert; das Hirn trat ihm aus dem Kopfe ...«
Ende eines der ungezählten rein katholischen Bruderkriege.
Der Sieger suchte jetzt ganz Gallien zu beherrschen und rüstete bereits gegen Neustrien. Doch als er, auf dem Gipfel seines Triumphes, schon 613 in noch jungen Jahren unerwartet starb, wurden auch seine Söhne durch Chlotar II. von Neustrien, den Sohn Fredegundes und Chilperichs, ermordet; nicht freilich das Patenkind Merowech, das Chlotar zwar in ein Kloster sperrte, ansonsten aber »mit der gleichen Liebe umfing, mit der er es aus dem heiligen Taufbecken gehoben hatte« (Fredegar). 8
Nach Theuderichs Tod in Metz ließ Brunichild sofort dessen Ältesten, ihren etwa zehnjährigen Urenkel Sigibert II., zum König von Austrien und Burgund erheben. Doch die Großen Austriens verrieten sie. Angeführt von den Ahnherren der Karolinger, den beiden Abtrünnigen Majordomus Pippin dem Älteren und Arnulf, dem künftigen Heiligen und Bischof von Metz, gingen sie zu Chlotar II. über. Und nach dem Hochverrat der austrischen Aristokratie wurde die Königin auch von den burgundischen Feudalherren unter dem Hausmeier Warnachar verlassen. Sie hatten dies von vornherein beschlossen, »und zwar die Bischöfe ebenso wie die übrigen weltlichen Großen«, berichtet der zeitgenössische Chronist und meldet als Ziel der frommen Fronde, »nicht einen einzigen von Theuderichs Söhnen entkommen zu lassen, sondern sie alle zu töten und dann Brunichild zu vernichten und die Herrschaft Chlotars anzustreben ...« Damit war der Untergang der Königin, die Ausschaltung, ja, Ausrottung der austroburgundischen Linie der Merowingerdynastie und zugleich der Sieg des Adels über die Krone besiegelt.
Brunichilds Heer desertierte bei Châlons, ohne Widerstand geleistet zu haben. Sie floh in den Jura und versuchte in das Innere Burgunds zu entkommen. Aber in Orbe, beim See von Neuchâtel, wurde sie durch den frankoburgundischen Hausmeier gefangengenommen und an ihren Neffen ausgeliefert. Der ganz kirchlich gesinnte, ebenso gottesfürchtige wie grausame Chlotar, den man als ersten fränkischen König mit David verglich (vgl. I 85 ff.), dessen »Frömmigkeit« Fredegar betont, ein Regent, der dem Klerus neue Rechte und reiche Geschenke gab, ihm die Freiheit der Bischofswahlen garantierte, alle Abgaben von seinen Gütern erließ, überhaupt »milde und voll Güte gegen alle« war, dieser jüngste Sohn ihrer Todfeindin Fredegunde ließ 613 die etwa Siebzigjährige drei Tage lang ausgesucht foltern, danach auf einem Kamel durch seine Soldateska führen, endlich mit ihrem Haar, mit einem Arm, einem Fuß »an den Schwanz des wildesten Pferdes« binden und zu Tode schleifen, »bis ihr Glied um Glied abfiel« (Fredegar). Die Knochen verbrannte man. Auch die Nachkommenschaft, ihre Urenkel, mit Ausnahme des Prinzen Merovech, Chlotars Patenkind, hat man ausgelöscht.
Ein moderner Forscher aber schreibt: »Gerade unter diesem Herrscher erreichte – wie klar belegt werden kann – die Verchristlichung des Königsgedankens einen ersten Höhepunkt« (Anton). Und Mönch Jonas von Bobbio triumphiert in seiner Kolumban-Vita: »Wie nun Theuderichs ganzes Geschlecht ausgerottet war, herrschte Chlotar allein über drei Königreiche und Kolumbans Weissagung hatte sich in allem erfüllt.« (Jonas konnte leicht weissagen lassen, schrieb er doch, als sich alles längst »erfüllt« hatte; der alte Schwindel schon der Bibel: vaticinia ex eventu.)
Der besondere Schutzpatron des Königs war, wie dann auch der seines Sohnes Dagobert, der hl. Dionys, sein Schatzmeister der spätere Bischof Desiderius von Cahors; und auch die nachmaligen Bischöfe Paulus, Audoin von Rouen, Eligius von Noyon, Sulpicius von Bourges hatten zuvor Ämter am Königshof bekleidet. Chlotar II. residierte in Paris, der Hauptstadt des Gesamtreiches, und wurde
Weitere Kostenlose Bücher