Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
des 7. Jahrhunderts hielt man geradezu für »eine Blüteperiode der fränkischen Kirche« (Hauck), sah diese »im Volk der Franken tief verwurzelt« (Schieffer) und Bischöfe, Bischofssynoden »fleißig am Werk« (Boudriot). 13
10. Kapitel
Die Heraufkunft der Karolinger
»... mit der Hilfe Christi, des Königs der Könige und des Herrn der Herrn ...«
Fredegarii Continuationes 1
»Bald drangen die Franken mit Schiffen und Wurfspeeren auf sie ein, durchbohrten sie in den Fluten und töteten sie. So triumphierten schließlich die Franken über die Feinde und eroberten viel Kriegsbeute; als sie viele Gefangene gemacht hatten, verwüsteten die Franken mit ihrem siegreichen Feldherrn das Gotenland. Die hochberühmten Städte Nîmes, Agde und Béziers ließ er samt ihren Haus- und Stadtmauern bis zum Boden niederreißen, legte Feuer und steckte sie in Brand; er zerstörte auch die Vorstädte und Befestigungen dieses Gebietes. Als er, der bei allen Entscheidungen von Christus geleitet wurde, in dem allein das Heil des Sieges liegt, das Heer seiner Feinde besiegt hatte, kehrte er wohlbehalten in sein Gebiet zurück ...«
Fredegarii Continuationes 2
»Das Handwerk der Karolinger war der Krieg. Nichts anderes hatten sie gelernt, für nichts anderes waren sie erzogen, durch nichts anderes konnten sie sich beweisen.«
Wolfgang Braunfels 3
Im Laufe des 7. Jahrhunderts wurden die drei Reichsteile Austrien, Neustrien, Burgund zunehmend selbständig. Ein Zeichen für diese Entwicklung ist auch das Auftreten der drei für das 7. und 8. Jahrhundert charakteristischen Ländernamen. Jedes Teilreich hatte eigene Gesetze, und der Adel zwang den König, keine höheren Beamten aus anderen Reichsteilen zu ernennen. 4
Zeitweise schien sogar deren Auflösung in Adelsanarchien nahe. Keiner der vielen Herrscher erreichte das reife Mannesalter. Doch in den mörderischen Auseinandersetzungen zwischen den Teilreichen, den Hausmeiern, dem Adel schob sich das austrische Majordomat immer mehr an die Spitze. Und während das Hausmeieramt weder in Neustrien noch in Burgund erblich wurde, setzte sich die Tendenz dazu im Osten allmählich durch.
Blutiger Auftakt unter Bischof Kunibert, Pippin des Älteren Sohn Grimoald und dem hl. Sigibert
In Austrien hatte seit 622 Hausmeier Pippin das Heft in der Hand. Als freilich Dagobert I. Alleinherrscher geworden und 631 von Metz nach Paris übergesiedelt war, wurde der Hausmeier in Metz entmachtet, zum Erzieher des Königssohnes degradiert und der dreijährige Sigibert III., Heiliger der katholischen Kirche, als König von Austrien eingesetzt. Der eigentliche Regent aber, neben dem Herzog Ansegisel – dem Sohn des hl. Arnulf, Bischofs von Metz –, war bereits Bischof Kunibert von Köln (623–663). Als Archidiakon der Trierer Kirche »durch den Hl. Geist, die Synode und den Befehl des Königs« natürlich wider seinen Willen Bischof geworden, spielte Kunibert, wie so viele seinesgleichen ein »political saint« (Wallace-Hadrill), im späten Merowingerreich eine große Rolle. Er führte Krieg mit den Wenden. Er bekam von Dagobert das eroberte Castell Trajectum (Utrecht) zu eigen, mit der Auflage, von hier aus die Friesen zu bekehren. Und als Dagobert 639 stirbt, fördert Bischof Kunibert den Aufstieg der Karolinger.
Unter Sigibert III. nämlich wird Pippin sofort wieder austrischer Hausmeier. Und Bischof Kunibert, zwischen Trier und Metz aufgewachsen, wo Pippins Güter liegen, und daher seit frühen Tagen mit ihm bekannt, schließt mit ihm einen »ewigen Freundschaftsbund«. Auch sichern sich beide, da sie alle »leudes« geschickt und »mit Süße« behandeln, deren dauernde Ergebenheit. Beide partizipieren an der Teilung des Königsschatzes. Beide regieren zusammen. Und nach Pippins Tod (640) steigt sein Sohn Grimoald I. (der Ältere) als Protegé Bischof Kuniberts und gestützt auf seine große materielle und noch größere politische Macht, in Austrien zum Hausmeier auf. Dabei versucht er als deren erster die Merowingerdynastie zugunsten des eigenen Geschlechts zu entthronen, womit allmählich die Erblichkeit des Majordomats entsteht; allerdings nur im Ostreich, wo man den Hausmeier im 7. Jahrhundert auch schon »Frankenfürst« nennt, »Unterkönig«. 5
Freilich war der Machtübergang vom Vater auf den Sohn nicht ganz unblutig verlaufen. Rivalisierten damals doch vor allem zwei Gruppen.
An der Spitze der Pippiniden stand Pippins Sohn Grimoald, verbunden, neben anderen, mit Bischof
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