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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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bestochen worden. Der Kaiser selbst ließ ihm wohl nicht nur »scherzhaft« sagen: »Gott sättige dich im Jenseits mit Gold, wir hier können es alle nicht!« Freilich vermehrte er auch die Gnadenfülle seiner Bischofsstadt durch einen imposanten Reliquienfond, den er eigens aus Italien transferierte, wo heilige Knochen zu den edelsten Bodenschätzen zählen.
    Beträchtlichen Einfluß auf Otto II. übte Erzbischof Willigis von Mainz aus (975–1011), der als Ottos Erzkapellan und Erzkanzler für Deutschland amtierte, wo er noch heute als Heiliger verehrt wird, nicht zuletzt in Mainz.
    Gewicht in der Regierung hatte auch, zumal seit der fast völligen Ausschaltung der Luitpoldinger, Bischof Hildibald von Worms, seit Herbst 977 Leiter der deutschen Königskanzlei; ein Amt, das er als erster Kanzler auch nach der Ernennung zum Oberhirten bis zu seinem Tod behielt. Dabei veranlaßte er zugunsten seiner episkopalen Macht, zur Sicherung und Erweiterung verschiedener Besitz- und Rechtstitel des Bistums, »die Fälschung oder Verfälschung von 18 Königsurkunden des 7.–10. Jahrhunderts« (Seibert). Und wie Erzbischof Willigis, ist auch dieser versierte Seelenhirte dann viele Jahre an der Vormundschaftsregierung für den Sohn und Nachfolger beteiligt. (Und Bischof Burchard von Worms, einer »der bedeutendsten Kanonisten des Frühmittelalters« [Lexikon für Theologie und Kirche], hat dann diese »Fälschungsaktivität« [Landau] mit »skrupelloser Feder« [Seckel] fortgesetzt.)
    Eine Rolle am Hof Ottos II. spielten u.a. Bischof Hugo von Würzburg (983–990), ein Mitglied der kaiserlichen Kapelle, gelegentlich auch der hochadelige Abt Adso von Montier-en-Der (später als Verfasser einer Schrift über das Kommen des Antichrist bekannt geworden) sowie der gelehrte Gerbert von Aurillac, Abt, Erzbischof und schließlich Papst (Silvester II.). 3
    So setzte der Sohn, wenn auch mit geringerer »Kraft«, die Politik, besonders die Kirchenpolitik, des Vaters fort, nicht zuletzt im Osten und Norden, und hatte die Bischöfe fast geschlossen hinter sich. In Italien aber ging er noch über den von Otto I. gesteckten Rahmen hinaus, beabsichtigte er doch von Anfang an, auch den Süden des Landes zu erobern, um es ganz zu beherrschen. 4

Kriege um Bayern und Böhmen

    Geschah der Regierungsantritt auch noch reibungslos, erging es dem neuen Herrn doch bald wie dem alten. Immerhin sieben Jahre mußte sich Otto II. zunächst starker Gegenspieler im Inneren erwehren, besonders wieder aus dem christlichen Verwandtenkreis, vor allem Heinrichs II. von Bayern (955–976, 985–995).
    Der Herzog, dessen Beiname der Zänker (rixosus) erst in der Neuzeit belegt ist, war ein Neffe Ottos I., also ein Vetter Ottos II. Und war sein Vater Heinrich I. von Bayern einst der gefährlichste Gegner Ottos I., seines Bruders, in dessen frühen Regierungsjahren, so wurde der Sohn, Heinrich der Zänker, bald der gefährlichste innenpolitische Kontrahent Ottos II. Die Macht des ehrgeizigen Bayern war offenbar enorm. Sie reichte von der sogenannten Nordmark, der heutigen Oberpfalz, über das bayerische Kerngebiet um Isar, Inn und Donau, über die Ostmark, das heutige Österreich, bis zu den italienischen Marken Aquileia und Istrien.
    Die Gründe für Heinrichs Erhebung sind nicht ganz klar; aber Rivalitätsmotive, Machtgier, Herrschaftserweiterung, Regentschaftsträume, Bedrohungsgefühle standen dahinter. Die Empörung (974–977) fand Rückhalt vor allem bei den übrigen Luitpoldingern, griff rasch auf Schwaben und Lotharingien aus, ja noch auf Böhmen und Polen. Dabei traten die bayerischen Bischöfe Abraham von Freising und zwei leibhaftige Heilige, der hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, und der hl. Alboin, Bischof von Brixen, auf die Seite des Rebellen. (Und aus dem Sohn des Zänkers machte der hl. Wolfgang, Erzieher der Herzogskinder, einen weiteren, sogar besonders herrlichen Heiligen, dem wir leider erst im nächsten Band begegnen werden: den hl. Kaiser Heinrich II.) Aber auch die Bischöfe von Trier, Metz und Magdeburg hielten es mit dem Bayern. Haben doch gerade Bischöfe »immer wieder in der Ottonenzeit die Partei der Aufständischen ergriffen«, und zwar »in aller Regel Bischöfe ... aus vornehmsten Adelsfamilien« (Althoff/Keller).
    Da das Komplott verraten wurde, kam Heinrich nach Ingelheim in Haft. Anfang des Jahres 976 floh er nach Regensburg, das Otto II., nach diversen militärischen Zusammenstößen im Bayerischen, noch im selben Sommer

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