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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Würzburger Bischöfe die beträchtlichen Steuergelder der Juden selber.
    Die Juden waren ein Regal, das einzige Regal über Menschen. Und wie die anderen regalia, wie Markt, Münze, Zoll, wie Berg- und Salzregal, Forst- und Jagdregal, Geleits- und Strandregal, Deichregal usw., konnte auch das Judenregal als Hoheitsrecht der Krone verwertet, finanziell genutzt, konnte es, wie so schönschlau formuliert, »zum disponiblen finanziellen Nutzungsrecht des Berechtigten« werden auch und gerade durch Veräußerung, durch Vergabe in die Hände der domini terrae, der Bischöfe, der Städte, der freien Reichsstädte zumal, die es am längsten behielten, bis zur Reichsauflösung 1806.
    Da Kaiser und Könige mit den Juden schließlich »alles tun« konnten, »was wir wollen und wie es uns beliebt«, genügte oft schon ein allerhöchster Federstrich, und ein Mächtiger, ein armer Reicher, ein Fürst, ein Bischof, war seine Passiva los. 58
    Im Bistum Bamberg, wo Juden seit dem Ende des 11. Jahrhunderts nachweisbar sind, konnten diese zwar schwer »bekehrt«, die Schulden der Prälaten aber leicht vermehrt werden. Doch auch eine Verfolgung der Juden in Bamberg und Nürnberg unter Bischof Leupold I. von Gründlach (1296–1303) vermochte die Schuldenlast des Bistums nicht zu verringern. Da wurde sein Nachfolger Wulfing vom »Judenschaden« durch Kaiser Heinrich VII. befreit, indem dieser einfach die Rückstände des Bischofs annullierte, und Ludwig der Bayer bestätigte 1332 die Verfügung. Freilich hielt die Entschuldung nicht lange vor. So eilte Bischof Leopold III. anno 1353, gleich nach seiner Erhebung, zum König nach Ulm, der kurzerhand sämtliche von Bamberger Oberhirten bis 1349, bis zu dem großen Pogrom, bei Juden gemachten Schulden aufhob und alle entsprechenden Schuldbriefe und Bürgschaften kassierte. 59
    Tief in Zahlungsverzügen steckte auch Würzburgs Oberhirte Otto II. von Wolfskeel (1335–1345). Und auch sein Debet war schon beträchtlich, als er den Bischofsstuhl bestieg, den zuvor, nach einer Doppelwahl 1333, sein Rivale Hermann II. Hummel von Lichtenberg innehatte, der Kanzler des Kaisers. Als Bischof Hermann aber am 11. Juli 1335 starb und Bischof Wolfskeel noch im gleichen Monat in Würzburg einziehen konnte, mußte er sich dem Domkapitel verpflichten, auch die Verbindlichkeiten des Vorgängers zu übernehmen. Außerdem standen für den Papst Servitien (damals ein Drittel des Jahreseinkommens) in Höhe von 2300 Gulden an. Weiter hatte er hohe Summen bei Bamberger Juden auf seine Güter aufgenommen etc. Hier nun sprang der Heilige Vater ein. Am 1. März 1336 schrieb Benedikt XII. aus Avignon, manche Juden aus einigen Diözesen hätten betrügerisch des Bischofs Außenstände hochgetrieben; deshalb befreie er ihn von allen Lasten. Er strich sie ersatzlos, entband die Bürgen von ihrer Haftpflicht und nötigte die Juden unter Androhung des Ausschlusses von der Gemeinschaft mit den Christen zur Herausgabe ihrer Schuldbriefe – die erste Tilgung von Judenschulden in Würzburg. Und trotzdem mußte Bischof Otto schon nach wenigen Jahren wieder bei den Juden eine Anleihe machen. 60
    Eine gleichsam individuellere Methode der »Entsorgung« handhabte gelegentlich der Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372–1400). Auch unter ihm war das Hochstift (das ist nichts andres als die Diözese, sozusagen die weltliche, die materielle Seite der »geistlichen«, die man derart gegenüber Ahnungslosen verbal etwas kaschieren kann) schwer verschuldet, wenn der Bischof auch nicht nur finanzielle Schwierigkeiten hatte.
    Die Probleme begannen bereits nach dem Tod des Vorgängers mit einer Doppelwahl, wobei Gerhard einen großen Teil der Diözese erst erobern mußte, was mit Gewalt und Betrug geschah, zumal mit Betrug gegenüber seiner Bischofsstadt. Lag er doch, besonders wegen dauernder Geldforderungen, sogar mit einem Teil des eigenen Klerus im Kampf, so daß er den Domdekan verbannen und zwei seiner Domherren gefangennehmen ließ. Fangen ließ er aber auch den Juden Krosche aus Weimar. Krosche saß eines Tages im Kerker des Bischofs, ohne daß wir wüßten warum, wenn es sich auch denken läßt. Doch die Zusammenarbeit gedieh dort gut. Und bevor Jude Krosche seine »Freiheit« wiedergewann, schwur er, sich Bischof von Schwarzburg nicht zu »entfremden« oder sonstwo »verherren« zu lassen, und nicht zuletzt sprach er ihn von allen Verpflichtungen bei ihm los. Es nützte dem gewieften Hirten gleichwohl wenig. Wie es

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