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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ihm offenbar auch wenig half, daß er anstelle der abgebrannten Synagoge eine Marienkapelle baute. So hochverschuldet, wie er das Bistum übernommen, so hochverschuldet hinterließ er es, fast alle Burgen und Städte verpfändet. Dabei waren »Ungeheuere Summen« in seine Hände geflossen, »horrende ... Summen«, besonders durch mehrjährige Steuervorschüsse seiner Städte. Und das meiste dieser Einnahmen hatte er »vor allem ... für den Kampf gegen die Städte des Hochstifts verbraucht« (Scherzer). 61

    Kehren wir nun von unserem mit Bedacht etwas ausführlicher betrachteten Aspekt zur allgemeinen Geschichte zurück, sei abschließend wenigstens in Erinnerung gebracht, daß es die Christen waren, die den Juden in das Geldgeschäft trieben. Ursprünglich Hirt und Bauer, durfte er im Laufe des Mittelalters keinen Grund und Boden mehr besitzen, durfte er, von den Zünften nicht mehr zugelassen, auch kein Handwerker mehr werden. Seit der Karolingerzeit trieb er bereits regelmäßig Handel – iudaeus und mercator sind da fast Synonyme.
    Aber auch als Kaufleute wurden die Juden von den Christen immer mehr ausgeschaltet. So blieb ihnen, zumal seit die Kirche das alt- wie neutestamentliche Zinsverbot, besonders auf der römischen Synode 1179, noch verschärft hatte, fast nur das Geldgeschäft. Zwar waren die Juden im Mittelalter nicht die einzigen Geldverleiher, und schon gar nicht, von Ausnahmen abgesehen, die bedeutendsten. Vielmehr kassierten sie oft kleine Summen bei Bauern und Handwerkern, machten sich allmählich aber gerade dadurch bei der Masse verhaßt, während ihre Herren, die von diesen Geschäften profitierten, im Hintergrund blieben. Und sie, die Herren, nicht die Geldgeber, bestimmten auch den Zinssatz. Und dieser reichte nach einer gesetzlichen Regelung von 43 1 / 3 bis zu 216 Prozent. 62

13. Kapitel

Heinrich VII., ein französischer König, ein französischer Papst und die Vernichtung der Templer
    »Alle so erpreßten Geständnisse wurden dem Papst vorgelegt, der sich einen Rest universaler Jurisdiktionsgewalt dadurch zu erhalten suchte, daß er nun die Verhaftung sämtlicher Tempelritter in allen Ländern der Christenheit befahl. Nebenbei hoffte Clemens V., das riesige Ordensvermögen in seine Hand zu bringen, wenn er sich an die Spitze der Verfolger stellte.«
    Joachim Ehlers 1

    »Die viel erörterte Frage nach der Schuld des Templerordens kann jetzt, nachdem die neuere Forschung viel wertvolles Quellenmaterial bereitgestellt hat, mit Bestimmtheit dahin beantwortet werden, daß der Orden als solcher nicht schuldig war ... Den schwer belastenden Geständnissen der Templer, die durch die Folter oder durch die Angst vor derselben erzielt worden sind, kann man keinerlei Wert beimessen. So besteht das scharfe Urteil von Johannes Haller zu Recht ...«
    Franz Xaver Seppelt 2

    »Die Festigkeit, mit der die Unglücklichen ihrem Schicksal entgegengingen, ihre Unschuld erneut bekannten und das Urteil Gottes anriefen, machte den Zuschauern tiefen Eindruck. Uns bestätigt der Vorgang nur, was wir längst wissen: daß das Ende des Tempelordens der ungeheuerste Justizmord ist, den die Geschichte kennt, begangen vom französischen Staat, zunächst nicht gehindert, dann geduldet und schließlich gefördert vom Papst.«
    Johannes Haller 3

Ein Messias aus Luxemburg
    Nach der Ermordung Albrechts von Habsburg 1308 (S. 374) versuchte der französische König Philipp IV. der Schöne seinen jüngeren Bruder Karl von Valois auf den deutsch-römischen Thron und so das Kaisertum an sich zu bringen, was ihn zum Herrn Europas gemacht hätte. Doch die ehrgeizige Absicht des ohnedies überlegenen Franzosen durchkreuzten die deutschen Kurfürsten, vor allem Peter Aspelt, der Mainzer Erzbischof, der dann auch die Wahlen Johanns von Böhmen (1310) und Ludwig des Bayern (1314) maßgeblich beeinflussen sollte, und sein Kollege Balduin von Luxemburg. Mit französischem Beistand auf den Trierer Erzstuhl lanciert, brach Balduin ein Versprechen gegenüber Philipp dem Schönen und brachte nicht dessen, sondern seinen eigenen Bruder auf den deutschen Thron.
    Heinrich VII. (1308–1313), Sohn des Grafen von Luxemburg und La Roche, eines Feudalherren mittleren Ranges, nicht gerade kapitalstark, doch Gebieter über ein mit dem heutigen Zwergstaat dieses Namens nicht zu verwechselndes Territorium, wurde Begründer der Luxemburger Königs- und Kaiserdynastie. In seiner Jugend weilte er am französischen Hof, auch seine Muttersprache war

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