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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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es sogar, zahlreiche lombardische Guelfen anzuziehn; viele Bischöfe eilten mit ihren Reisigen herzu, vermehrten sein Heer, verdoppelten, verdreifachten es. – Frieden ...
    Im Januar 1311 belagerte Heinrich Mailand und wurde am 6. des Monats im dortigen Dom mit aller Feierlichkeit zum König von Italien gekrönt; wie zuletzt und vor über einem Jahrhundert Heinrich VI. Und wie häufig bei Krönungen deutscher Potentaten jenseits der Alpen, schlugen auch jetzt die Festlichkeiten in Feindseligkeiten um, kam es am 12. Januar zu einer Erhebung wider den König, dessen Ruf als Friedensstifter nun verblich, der fortan sich immer weniger aus dem allgemeinen Streit heraushalten konnte, der immer mehr in die Auseinandersetzungen zwischen Ghibellinen und Guelfen geriet, zwischen rivalisierenden Städten und allen möglichen Fronten.
    Die Opposition gegen Heinrich formierte sich, gesteuert besonders von Bologna und Florenz, und der Luxemburger wurde vom ersehnten Messias rasch zum Despoten, wurde um so unbeliebter, je mehr Geld er brauchte. Zwar führte sein Bruder, der Trierer Seelenhirte, einen eigenen Geldwagen voller Silber-und Goldmünzen mit, die Kriegskasse, die er dem König geliehen. Doch mußte das Gefährt immer wieder aufgefüllt, mußte immer wieder Geld geholt, immer wieder ein neuer Feind bekämpft werden. Und daran mangelte es nicht. Schließlich verlangte er »von allen Italienern ohne Ausnahme Huldigung, Kriegsbeitrag, Heeresfolge« (Kretschmayr). – Frieden ...
    So wurde, was als Friedenszug begonnen, bald ein Kriegszug von größter Brutalität, von grausamen Belagerungen, verlustreichen Ausfällen. Brescia, eine der stattlichsten Städte des Landes, wehrte sich vier Monate lang, es gab hohe Einbußen auf beiden Seiten. Heinrich verlor über die Hälfte seines Heeres, verlor auch Walram, seinen Bruder. Vieles erinnert an die Greuel Barbarossas (VI 513 ff.!). Als der Stadtherr, der vom König zuvor sehr geförderte Guelfe Tebaldo de Brusatis, bei einem Gegenstoß gefangen wurde, ließ er, »der gütigste Heinrich« (Dante), den Rebellen auf einer Kuhhaut um die Mauern schleifen und dann vor den Augen der zernierten Städter Stück für Stück zerfleischen – »hiez in slaipfen und daz haupt abslahen und hiez den corpel in vieren tailen und auf vier reder setzen und an vier ende der stat stozzen mit siner panier«. Brescia hängte danach seine Gefangenen auf der Ringmauer auf, der »göttliche Augustus« die seinen davor. Da auch Hunger und Pest in der Stadt wüteten, kapitulierte sie am 18. September. Cremona unterwarf sich noch vor der Einschließung, barfuß und mit einem Strick um den Hals erflehten seine Bürger Gnade und wurden dennoch barbarisch bestraft.
    Im Winter starb des Königs Frau Margarethe, seine Cousine, eine Tochter Herzog Johanns I. von Brabant, im befreundeten Genua, wo Heinrich durch Nachschub aus Deutschland seine geschrumpfte Streitmacht »auffrischen« und im Februar die Heerfahrt über das ihm unverbrüchlich ergebene, ihn auch reichlich finanzierende Pisa fortsetzen konnte; drei Kardinallegaten im Herr, ein paar Bischöfe, den Abt Heinrich von Fulda, auch Egidius von Warnsberg, den bald fallenden Abt von Weißenburg im Elsaß, dazu zweitausend Reiter nebst Fußsoldaten, ab und an durch das Kriegsvolk diverser Städte, Todi, Amelia, Narni, Spoleto, etwas verstärkt.
    In Rom, etwa 17000 Einwohner, teilweise verödet, ruinenbedeckt oder von Bauern bewirtschaftete Flächen, verbarrikadierte Straßen dazwischen, verschanzte Häuser, Türme, Festungen, in Rom konnte Heinrich seinen Einzug nur blutig erzwingen. Die Stadt war gespalten, zum Teil von den Söldnern des Königs von Neapel und seines Bruders Johann, des Grafen von Gravina, besetzt, von feindlichen Adelsgeschlechtern auch, war da von Guelfen, dort von Ghibellinen dominiert, hatte den Vatikan und den Lateran als Zentren. Man drang vor, schlug zurück, Sturmglockengeläut, tägliches Schanzenbauen, Schanzendemolieren, täglicher Straßenkampf, Verwüstungen. »Die eroberten Türme und Häuser wurden niedergebrannt; das Viertel der Minerva ging zum Teil in Flammen auf ... Wie im finstersten Mittelalter kämpften gepanzerte Bischöfe und Geistliche, das Schwert in der Faust, um Straßenschanzen. Die große Barrikade des Laurentius Statii von Campo di Fiore fiel durch Sturm. Die Kaiserlichen trieben die Orsini vor sich her; ihre geplünderten Paläste brannten. In wilder Wut drang man schon bis zur Engelsbrücke ...«

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